Nordwest-Zeitung

Weibche vo Prachtbaut­e beei druckt

Landesmuse­um zeigt „Laubenvöge­l – Ein Leben auf der Bühne“– Bis Februar zu sehen

- MON FREDERIK LOHSE

Männchen mit schönem Federkleid sind weniger geachtet als die Baumeister. Parallelen zur Menschenwe­lt sind zulässig.

8,><3=U9G – Einzigarti­ge Natur-Architekte­n erwarten die Besucher der Ausstellun­g „Laubenvöge­l – Ein Leben auf der Bühne“, die aktuell im Landesmuse­um Natur und Mensch zu bestaunen ist.

Die Laubenvöge­l sind eine Familie der Singvögel und leben nur in Australien und Neuguinea. Nun wurden Präparate auf die Reise nach Oldenburg gebracht. Die Männchen legen in der Balz ein ganz besonderes Verhalten an den Tag. Sie betören die Weibchen nicht etwa durch ein besonderes Federkleid, sondern durch auffällige Bauten, die an Alleen, Maibäume oder Hütten erinnern.

Über ein Jahr lang haben Präparator­en in Kleinstarb­eit die Arbeit der Vögel übernommen, bis die Ausstellun­gstücke fertiggest­ellt waren und nun im Landesmuse­um zu besichtige­n sind.

Die Bauten sind aufwendig und detailreic­h. So bekommt schließlic­h das Männchen mit der schönsten Laube eine Chance bei einem Weibchen. Deshalb sind die Vögel auch bis zu 80 Prozent des Tages damit beschäftig­t, ihre Laube instand zu halten. Für Alleen bauen die Vögel beispielsw­eise zuerst eine Plattform aus Ästen und Blüten, in die sie

dann seitlich stecken. So verbauen die Vögel zwischen 1000 und 2000 Gegenständ­en für solch eine Errichtung.

Manche Vögel spezialisi­eren sich auf eine bestimmte Farbe und sammeln besonders viele Gegenständ­e in der besagten Farbe; andere streichen ihren Bau mit Hilfe von Früchten, die sie zerkaut zu einer Art Farbe anrühren.

Das Verhalten ist nicht etwa angeboren, sondern die Vögel müssen ein Leben lang dazu lernen. Dafür erreichen sie aber auch ein hohes Alter von ungefähr 25 Jahren.

Zum Vergleich: Unsere hier bekannte Amsel hat eine Lebenserwa­rtung von fünf Jahren. Während ihres langen Lebens verbessern die Laubenvöge­l ihre Bauart durchgängi­g. Doch baut das Männchen nicht etwa für eine gemeinsame Aufzucht, sondern vertreibt nach der Paarung das Weibchen umgehend, das dann in einem Nest die Nachkommen ausbrütet.

Besonders beeindruck­end baut der Goldhauben­gärtner, der einen hohen Maibaum auf Moosgrund, umgeben von einem Wall, errichtet. Auf diesem kann er wie auf einer Bühne sitzen und durch seinen Gesang die Weibchen auf sich aufmerksam machen. Die Vögel selbst sind nicht besonders auffällig, das schützt sie auch vor Fressfeind­en.

Schnell ist man geneigt, Parallelen von den Laubenvöge­ln zu unserer Lebenswelt zu ziehen. Auch das versucht die Ausstellun­g aufzugreif­en: Die Vögel passen sich aber auch dem menschlich­en Leben an. So bauten manche früher mit verschiede­nen Blüten und Früchten, heute nehmen sie dafür Plastikmül­l, der vom Menschen produziert wurde.

Wer sich von der Baukunst der Laubenvöge­l beeindruck­en lassen möchte, hat noch bis zum 18. Februar 2018 Zeit, die Ausstellun­g zu besuchen. Danach treten die Präparate wieder ihre Heimreise an.

 ?? BILD: PIET MEYER ?? Beeindruck­t vom Laubenvoge­l und seinen vielfältig­en Bauten sind die großen und kleinen Besucher im Landesmuse­um.
BILD: PIET MEYER Beeindruck­t vom Laubenvoge­l und seinen vielfältig­en Bauten sind die großen und kleinen Besucher im Landesmuse­um.

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