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IJL0L und Ulrich Winterroth setzen auf viel Dekoration und ein wenig Wildwuchs
Als ihr Kirschbaum keine Früchte und Blätter mehr trug, gestalteten die Ofenerdieker ihren Garten einfach um. Absägen kam nie in Frage.
OFENERDIEK – Geschichten könnte er erzählen: Dieser Kirschbaum im Garten von Irene und Ulrich Winterroth. Er trägt zwar weder Blätter noch Früchte, ist dafür aber üppig bestückt mit Dingen, von denen viele eine Bedeutung im Leben der Ofenerdieker Familie haben. Wer diesen Garten hoch oben im Stadtnorden betritt, fühlt sich schon mittendrin in einem Märchen – denkt vielleicht an Alice im Wunderland oder an den Limonadenbaum von Pippi Langstrumpf.
Mittendrin steht eben auch dieser Kirschbaum mit seiner ulkigen Last, die die eigene Fantasie anregt. Die wahren Geschichten können aber nur Irene und Ulrich Winterroth erzählen. Vor 25 Jahren, als sie hier ihr schmuckes Eigenheim bauten, da pflanzten die zweifachen Eltern und zweifachen Großeltern auch den Kirschbaum. Rasen wurde angelegt, rundherum noch Beete, hinten noch eine Laube – fertig war der Garten.
Andere Schönheit
„Wir wollten an den Kirsche unsere Freude haben“, erzählt Irene Winterroth. Hatten sie auch. „Aber irgendwann ließ uns der Baum im Stich. Er trug kein Früchte mehr, nur noch Laub und das dann auch nicht mehr.“Absägen kam für die Ofenerdieker aber nicht in Fragen. Denn: „Wir haben gesagt, der Baum bleibt, solange wir hier sind“, so Ulrich Winterroth. „Er sollte dann eben auf andere Weise seine Schönheit zeigen. Deshalb haben wir einfach alles rangehängt“, fügt seine Frau schmunzelnd hinzu.
Damit der Baum noch bes- Ein Blickfang: Der üppig dekorierte Kirschbaum (oben) steht im Mittelpunkt des Gartens von Irene und Ulrich Winterroth (rechts).
ser zur Geltung kam und weil der Rasen viele braune Stellen hatte, wurde alles umgestaltet: zum Steingarten. „Wir haben unsere Ideen auf Papier gebracht, und ein Fachmann hat sie dann umgesetzt", erzählt die 65-Jährige. Ihr Mann wollte einen Teich. Den bekam er auch. Fische tummeln sich darin. Eine Seerose breitet sich auf dem Wasser aus. Direkt an den Teich schließt die Hauptterrasse an. „Früher war sie gepflastert, jetzt haben wir Holz“, sagt die Dame des Hauses. Ob man nun hier sitzt oder auf der Terrasse in der nächsten Ecke des Gartens
oder in der kleinen Laube für zwei Personen oder noch eins weiter am Gartenhaus: den Kirschbaum mit seinem wundersamen Schmuck sieht man von überall.
Hängt da etwa ein Bettpfanne am Stamm? „Ja, die habe ich mal auf einem Flohmarkt im Museumsdorf Cloppenburg gekauft“, erklärt Irene Winterroth. „Als ich die sah, dachte ich sofort, die ist doch was für unseren Baum.“Blecherne Kannen in allen Variationen, diverse Lampen hängen an den Zweigen – aber auch alte Skier. „Die hat mein Mann auf dem Dachboden seines Elternhauses gefunden.“Und die Aktentasche im Baum? „Die stammt von meinem Vater. Genauso wie die alte Sense. Wenn ich sie angucke, dann sehe ich meinen Vater beim Sensen vor mir“, sagt die 65-Jährige. Viele der Deko- stücke sind auch Geschenke von Freunden. Und es kommt ja nicht alles an den Kirschbaum. Irene Winterroth hat das, was man Frauen allgemein gern nachsagt: ein Faible fürs Dekorieren. Und sie hat auch ein Händchen dafür. berall zwischen den Blumen und Stauden sind hübsch gestaltete Ecken. „Ideen hole ich mir in den Niederlanden. Ich mag deren Stil.“
Die Deko überlässt Ulrich Winterroth seiner Frau, er genießt den Anblick von der Terrasse aus. Auch abends und in den Nachtstunden. Denn dann gehen die LED-Leuchten am Baum an und die Strahler am Teich. Dort plätschert es sowieso. „Ein gutes Glas Wein dazu. Das ist Entspannung pur“, erzählt der 68-Jährige. Tagsüber beobachtet er die Singvögel. Die tummeln sich gern hier. Was wohl auch daran liegt, dass sie im Deko-Kirschbaum stets etwas Leckeres finden. Diese nahrhafte Zier stammt vom Hausherr. „In der Hecke lebt ein Spatzenkolonie“, sagt er und zeigt in Richtung Nachbars Garten. Vom hohen Holzzaun dort ist nichts mehr zu sehen. Rankgewächse gedeihen hier prächtig.
Bohne setzt Akzente
„Ja, es ist alles größer geworden“, sagt Irene Winterroth und deutet auf die imposante, jetzt aber schon ausgeblühte, Clematis, die sich vom Balkon aus hängen lässt. Am Gartenhaus setzt eine Feuerbohne mit ihren knallorangen Blüten Akzente. „Die Bohnen schmecken gut im Salat“, sagt die Ofenerdiekerin. Dafür eignen sich ja auch die Tomaten und die Paprikaschoten, die hier wachsen. Im Hochbeet hinterm Haus gibt es Meerrettich und jede Menge verschiedene Kräuter. Verarbeitet werden können sie in der Außenküche mit Herd, Holzkohlegrill und Räucherofen, Wie praktisch! „So bleibt die Küche im Haus sauber.“
Bei der Gartengestaltung sei es nicht immer friedlich zugegangen, gibt das Paar augenzwinkernd zu. Letztlich habe man aber doch einen ähnlichen Geschmack. „Meine Frau mag es ordentlich. Ich darf dafür Wildwuchs haben“, sagt Ulrich Winterroth lachend. Beides ergänzt sich wunderbar in diesem Garten, in dem man mit Freuden und Familie gern zusammen sitzt und sich beim Blick auf den Kirschbaum daran erinnert, woher die Dekostücke kommen. Oder neue mitbringt, für neue Geschichten.