Nordwest-Zeitung

HAn IATDchbaLm voCCBT HTAnnBTLng­Bn

IJL0L und Ulrich Winterroth setzen auf viel Dekoration und ein wenig Wildwuchs

- VON SUSANNE GLOGER

Als ihr Kirschbaum keine Früchte und Blätter mehr trug, gestaltete­n die Ofenerdiek­er ihren Garten einfach um. Absägen kam nie in Frage.

OFENERDIEK – Geschichte­n könnte er erzählen: Dieser Kirschbaum im Garten von Irene und Ulrich Winterroth. Er trägt zwar weder Blätter noch Früchte, ist dafür aber üppig bestückt mit Dingen, von denen viele eine Bedeutung im Leben der Ofenerdiek­er Familie haben. Wer diesen Garten hoch oben im Stadtnorde­n betritt, fühlt sich schon mittendrin in einem Märchen – denkt vielleicht an Alice im Wunderland oder an den Limonadenb­aum von Pippi Langstrump­f.

Mittendrin steht eben auch dieser Kirschbaum mit seiner ulkigen Last, die die eigene Fantasie anregt. Die wahren Geschichte­n können aber nur Irene und Ulrich Winterroth erzählen. Vor 25 Jahren, als sie hier ihr schmuckes Eigenheim bauten, da pflanzten die zweifachen Eltern und zweifachen Großeltern auch den Kirschbaum. Rasen wurde angelegt, rundherum noch Beete, hinten noch eine Laube – fertig war der Garten.

Andere Schönheit

„Wir wollten an den Kirsche unsere Freude haben“, erzählt Irene Winterroth. Hatten sie auch. „Aber irgendwann ließ uns der Baum im Stich. Er trug kein Früchte mehr, nur noch Laub und das dann auch nicht mehr.“Absägen kam für die Ofenerdiek­er aber nicht in Fragen. Denn: „Wir haben gesagt, der Baum bleibt, solange wir hier sind“, so Ulrich Winterroth. „Er sollte dann eben auf andere Weise seine Schönheit zeigen. Deshalb haben wir einfach alles rangehängt“, fügt seine Frau schmunzeln­d hinzu.

Damit der Baum noch bes- Ein Blickfang: Der üppig dekorierte Kirschbaum (oben) steht im Mittelpunk­t des Gartens von Irene und Ulrich Winterroth (rechts).

ser zur Geltung kam und weil der Rasen viele braune Stellen hatte, wurde alles umgestalte­t: zum Steingarte­n. „Wir haben unsere Ideen auf Papier gebracht, und ein Fachmann hat sie dann umgesetzt", erzählt die 65-Jährige. Ihr Mann wollte einen Teich. Den bekam er auch. Fische tummeln sich darin. Eine Seerose breitet sich auf dem Wasser aus. Direkt an den Teich schließt die Hauptterra­sse an. „Früher war sie gepflaster­t, jetzt haben wir Holz“, sagt die Dame des Hauses. Ob man nun hier sitzt oder auf der Terrasse in der nächsten Ecke des Gartens

oder in der kleinen Laube für zwei Personen oder noch eins weiter am Gartenhaus: den Kirschbaum mit seinem wundersame­n Schmuck sieht man von überall.

Hängt da etwa ein Bettpfanne am Stamm? „Ja, die habe ich mal auf einem Flohmarkt im Museumsdor­f Cloppenbur­g gekauft“, erklärt Irene Winterroth. „Als ich die sah, dachte ich sofort, die ist doch was für unseren Baum.“Blecherne Kannen in allen Variatione­n, diverse Lampen hängen an den Zweigen – aber auch alte Skier. „Die hat mein Mann auf dem Dachboden seines Elternhaus­es gefunden.“Und die Aktentasch­e im Baum? „Die stammt von meinem Vater. Genauso wie die alte Sense. Wenn ich sie angucke, dann sehe ich meinen Vater beim Sensen vor mir“, sagt die 65-Jährige. Viele der Deko- stücke sind auch Geschenke von Freunden. Und es kommt ja nicht alles an den Kirschbaum. Irene Winterroth hat das, was man Frauen allgemein gern nachsagt: ein Faible fürs Dekorieren. Und sie hat auch ein Händchen dafür. ‘berall zwischen den Blumen und Stauden sind hübsch gestaltete Ecken. „Ideen hole ich mir in den Niederland­en. Ich mag deren Stil.“

Die Deko überlässt Ulrich Winterroth seiner Frau, er genießt den Anblick von der Terrasse aus. Auch abends und in den Nachtstund­en. Denn dann gehen die LED-Leuchten am Baum an und die Strahler am Teich. Dort plätschert es sowieso. „Ein gutes Glas Wein dazu. Das ist Entspannun­g pur“, erzählt der 68-Jährige. Tagsüber beobachtet er die Singvögel. Die tummeln sich gern hier. Was wohl auch daran liegt, dass sie im Deko-Kirschbaum stets etwas Leckeres finden. Diese nahrhafte Zier stammt vom Hausherr. „In der Hecke lebt ein Spatzenkol­onie“, sagt er und zeigt in Richtung Nachbars Garten. Vom hohen Holzzaun dort ist nichts mehr zu sehen. Rankgewäch­se gedeihen hier prächtig.

Bohne setzt Akzente

„Ja, es ist alles größer geworden“, sagt Irene Winterroth und deutet auf die imposante, jetzt aber schon ausgeblüht­e, Clematis, die sich vom Balkon aus hängen lässt. Am Gartenhaus setzt eine Feuerbohne mit ihren knallorang­en Blüten Akzente. „Die Bohnen schmecken gut im Salat“, sagt die Ofenerdiek­erin. Dafür eignen sich ja auch die Tomaten und die Paprikasch­oten, die hier wachsen. Im Hochbeet hinterm Haus gibt es Meerrettic­h und jede Menge verschiede­ne Kräuter. Verarbeite­t werden können sie in der Außenküche mit Herd, Holzkohleg­rill und Räucherofe­n, Wie praktisch! „So bleibt die Küche im Haus sauber.“

Bei der Gartengest­altung sei es nicht immer friedlich zugegangen, gibt das Paar augenzwink­ernd zu. Letztlich habe man aber doch einen ähnlichen Geschmack. „Meine Frau mag es ordentlich. Ich darf dafür Wildwuchs haben“, sagt Ulrich Winterroth lachend. Beides ergänzt sich wunderbar in diesem Garten, in dem man mit Freuden und Familie gern zusammen sitzt und sich beim Blick auf den Kirschbaum daran erinnert, woher die Dekostücke kommen. Oder neue mitbringt, für neue Geschichte­n.

 ?? BILDER: SUSANNE GLOGER ??
BILDER: SUSANNE GLOGER

Newspapers in German

Newspapers from Germany