Nordwest-Zeitung

WTSS dTN BlEck uS1chaND wENd

Zunehmende Linsentrüb­ung im höheren Alter normal

- VON KLAUS HILKMANN

Der Graue Star zählt zu den häufigsten Erkrankung­en des Auges. Hauptprobl­em ist eine fortschrei­tende Eintrübung der Augenlinse.

OLDENBURG – In westlichen Industriel­ändern wie Deutschlan­d ist der Graue Star heute mit sehr gutem Erfolg behandelba­r. Bundesweit gibt es pro Jahr rund 600 000 Operatione­n, bei denen der infolge des Grauen Stars geschädigt­e Teil der Augenlinse durch ein künstliche­s Ersatzteil ausgetausc­ht wird. Fachleute schätzen, dass 90 Prozent der Patienten nach der OP eine Sehleistun­g von 50 bis 100 Prozent eines einwandfre­i funktionie­renden Auges wiedererla­ngen.

Das Erkrankung­srisiko nimmt ab der zweiten Lebenshälf­te deutlich zu. Bis zum 75. Lebensjahr müssen fast alle Frauen und Männer damit rechnen, dass sie mehr oder weniger ausgeprägt von einem Grauen Star betroffen sind. Wenn die Symptome im Alltag keine nennenswer­ten Beeinträch­tigungen verursache­n, ist zunächst keine Behandlung erforderli­ch, berichtet Dr. Hergen Wilms, Facharzt für Augenheilk­unde mit Praxis in Oldenburg: „Dann reicht es meistens aus, den Verlauf der Erkrankung alle sechs Monate etwa im Rahmen der ohnehin üblichen Augenarztt­ermine zu kontrollie­ren.“

Beste Lösung finden

Bei stärkeren Beschwerde­n kann im Anschluss an eine sorgfältig­e Diagnostik aber auch ein operativer Eingriff die beste Lösung sein. Ob und wann der richtige Zeitpunkt für die OP gekommen ist, sollte in jedem Einzelfall zwischen dem Patienten und dem Augenarzt abgesproch­en werden, betont Dr. Wilms, in dessen Praxis jährlich mehr als 1500 Grauer-Star-Operatione­n durchgefüh­rt werden.

Das Sehen ist ein sehr komplexer Prozess, an dem neben vielen anderen Bestandtei­len des Auges auch die Linse entscheide­nd beteiligt ist. Bei einem Blick auf das geöffnete Auge ist die Linse in der Pupille sichtbar. Sie liegt hinter der Hornhaut und wird von der auch als Iris bezeichnet­en Regenbogen­haut größtentei­ls abgedeckt. Ähnlich wie ein Dr. Hergen Wilms behandelt mit seinem Team regelmäßig Patienten mit Grauem Star, die als Folge der Erkrankung unter erhebliche­n Seheinschr­änkungen leiden.

Das Graue Star

ist in mehr als 90 Prozent aller Fälle eine natürliche (Alters)-Entwicklun­g. Ein Schutz vor der Linsentrüb­ung durch Medikament­e, Übungen oder andere Vorsorgema­ßnahmen ist nicht möglich.

Bei einigen Betroffene­n

liegt eine genetische Dispositio­n vor. Zudem weiß man, dass der Graue Star durch Erkrankung­en wie

Kameraobje­ktiv sorgt die Augenlinse automatisc­h für die Scharfstel­lung der aufgenomme­nen Bilder. Damit sie diese für das Sehen entscheide­nde Funktion wahrnehmen kann, müssen die Linsenzell­en über einen ausreichen­den Zufluss von Augenflüss­igkeit mit den dort vorhandene­n Nährstoffe­n versorgt werden.

Wenn die Flüssigkei­tszufuhr nur noch eingeschrä­nkt gewährleis­tet ist, bleiben zunehmend Linsenzell­en unversorgt. Die Folge ist, dass sich die Linse vor allem in der Mitte immer weiter eintrübt und die aufgenomme­nen Bilder nicht mehr richtig weitergege­ben werden können. „Der scharfe Blick geht verloren“, erklärt Dr. Wilms. Bei den meisten Menschen beginnt dieser Funktionsv­erlust ab Mitte 50 und setzt sich danach als Teil des natürliche­n Alterungsp­rozesses langsam aber sicher fort. In seltenen Fällen

Diabetes mellitus, Stoffwechs­elstörunge­n, Mangelernä­hrung oder Entzündung­en im Augeninner­en begünstigt werden kann. Zudem kann die Linsentrüb­ung durch angeborene Fehlstellu­ngen oder Verletzung­en des Auges entstehen.

Für die Veränderun­g

der nährstoffh­altigen Augenflüss­igkeit kann es unterschie­dliche Gründe geben. Eine

kann die Augenerkra­nkung bereits im Kinder- und Jugendalte­r auftreten.

Vom Optiker geschickt

Als typische erste Anzeichen für den Grauen Star nennen die meisten Patienten neben einer vor allem im Dunkeln auftretend­en erhöhten Blendungse­mpfindlich­keit beim Autofahren vor allem eine stetige Verschlech­terung der allgemeine­n Sehleistun­g. „Viele Betroffene werden von ihrem Optiker zum Augenarzt geschickt, weil sich die Brillenwer­te sehr schnell oder sehr stark verändern“, berichtet Dr. Wilms. Häufig zeigt sich dann bei der Diagnostik, dass ein Grauer Star die Ursache ist. In einem fortgeschr­ittenen Stadium nehmen Betroffene ihre Umwelt unscharf wie durch einen Schleier wahr. Darüber hinaus sehen sie oftmals doppelte Bilder

Mangelernä­hrung kann die Ursache für eine Verklumpun­g der in der Linse sitzenden Proteinmol­eküle sein, die bei bei einem gesunden Auge so klein sind, dass sie das aufgenomme­ne Bild nicht stören. Wenn sie sich infolge einer Verklumpun­g vergrößern, kommt es zu einer Streuung des einfallend­en Lichts, was dann zur Linsentrüb­ung führt.

und leiden unter einem Kontrastve­rlust beim Sehen. Auch wird die Fähigkeit zum räumlichen Sehen eingeschrä­nkt.

Die Diagnose eines Grauen Stars ist bei einem Augenarzt in der Regel ohne großen Aufwand möglich. Zunächst wird der Patient mit Augentropf­en versorgt, die für eine kurze Zeit für eine Erweiterun­g der Pupille sorgen. „Eine Trübung der Linse kann man mittels eines speziellen Mikroskops mit einem Blick ins Auge schnell und sicher feststelle­n“, betont Dr. Wilms. Zugleich kann man damit auch die Vorderkamm­er, die Rückfläche und die Hornhaut des Auges durchleuch­ten.

Im weiteren Verlauf der Diagnostik schließen sich verschiede­ne Seh-Tests an. Am Ende kann die Dichte der Linsentrüb­ung – und damit das Ausmaß des Sehleistun­gsverlusts – exakt aufgeklärt werden.

 ?? BILDER: KLAUS HILKMANN ??
BILDER: KLAUS HILKMANN
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany