Zwangs-Jobs für Lehrer
Niedersachsen schickt Gymnasialkräfte an Grundschulen – Ausfälle drohen
Auch Oberschullehrer müssen die Versorgung retten. Die Opposition spricht von Chaos, und Verbände protestieren.
HANNOVER – Zwangsversetzung für Gymnasial- und Oberschullehrer: Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) ordnet zum neuen Schuljahr zahlreiche Pädagogen von weiterführenden Einrichtungen an die Grundschulen ab, um dort die Unterrichtsversorgung zu retten. „Die Sicherheit des Pflichtunterrichts genießt höchste Priorität“, heißt es dazu aus dem Kultusministerium.
Betroffene Lehrer laufen dagegen Sturm. „Abordnungen
an Grundschulen beschleunigen die Talfahrt der Unterrichtsversorgung an Gymnasien“, übt der Philologenverband massive Kritik an dem Notplan der Kultusministerin. Gymnasien müssten teilweise mit bis zu 70 Stunden an Grundschulen aushelfen,
klagt Verbandschef Horst Audritz.
Auch der Verband niedersächsischer Lehrkräfte VNL/ VDR befürchtet eine „desaströse Unterrichtsversorgung an vielen Schulen“, weil auch Oberschullehrer auf Zeit zwangsversetzt werden. „Das Kultusministerium stopft Löcher, indem es andernorts neue aufreißt“, zürnt Verbandschef Manfred Busch.
CDU und FDP sprechen von einem regelrechten „Chaos in der Schulpolitik“. Heiligenstadts „Aktionsplan“der letzten Monate zur Gewinnung neuer Lehrer „hat flächendeckenden Unterrichtsausfall nicht verhindert“, kritisiert der CDUSchulexperte Kai Seefried. Der „Absturz“der Versorgung von 102 auf nur noch 98,9 Prozent über alle Schulformen hinweg sei „hausgemacht“.
„Die Chaospolitik der Kultusministerin hat eine neue Qualität erreicht“, lautet das Urteil des FDP-Schulexperten Björn Försterling: „Mindestens 179 Grundschulen müssen ohne Leiter auskommen.“