Nordwest-Zeitung

„Schwerster Moment für mich“

Verteidigu­ngsministe­rin von der Leyen über das Hubschraub­er-Unglück

- VON NICO POINTNER

FRAGE: Am ittwoch kamen zwei Soldaten bei einem H bschra ber-Abst rz in Mali

ms Leben – die ersten Todesfälle der B ndeswehr im Einsatz seit zwei Jahren. #ühlen Sie – als oberste Befehlshab­erin – sich persönlich verantwort­lich für den Tod der Piloten? VON DER LEYEN: Ja. Ich bin verantwort­lich als Verteidigu­ngsministe­rin für alle Angehörige­n der Bundeswehr und als Abgeordnet­e des Bundestags trage ich auch die Verantwort­ung für die Einsätze, in die wir die Soldaten als Parlaments­armee schicken. Das ist etwas, das wiegt schwer. Und das spürt man in solchen Stunden. FRAGE: War das Ihr schwerster Moment als Ministerin? VON DER LEYEN: Das war der schwerste Moment für mich nicht nur als Verteidigu­ngsministe­rin, sondern in meiner gesamten Zeit als Ministerin über die letzten 14 Jahre. Man spürt in einem solchen Moment die ganze Wucht der Verantwort­ung, aber auch die tiefe Trauer, die die Bundeswehr­jetztträgt. FRAGE: Zweifeln Sie in einem solchem Moment an der Sinnhaftig­keit eines solchen Einsatzes?

VON DER LEYEN: Es hat mir sehr gut getan, den Sonntag gemeinsam mit dem Kontingent in Gao (Stadt in Mali) zu verbringen. Da habe ich den festen Willen der Truppe gespürt, diese wichtige Mission zum Erfolg zu bringen – auch weil das im Sinne der beiden Soldaten gewesen wäre, die ihr Leben gelassen haben. Und es ist ja richtig, es ist eine der wichtigste­n, wenn nicht die wichtigste, ja auch gefährlich­ste Mission der Vereinten Nationen. Es geht um die Stabilität der gesamten Sahelzone. Terror und Instabilit­ät in unserer Nachbarsch­aft hat vor zwei Jahren Deutschlan­d und Europa vor eine Zerreißpro­be gestellt. Deshalb wissen wir, dass es so wichtig ist, uns um

unsere Nachbarsch­aft zu kümmern. Weil es auch in unserem eigenen Interesse ist. FRAGE: Die Sicherheit De tschlands m ss also nicht n r am Hind k sch, sondern a ch in der Sahelzone verteidigt werden? VON DER LEYEN: Wir sind mit dem afrikanisc­hen Kontinent verbunden durch das Mittelmeer. Zwischen Deutschlan­d und Mali liegen nur zwei Staaten. Also haben wir ein Interesse daran, dass unsere Nachbarsch­aft prosperier­t, dass es ihr gut geht, dass sie stabil ist. Einmal für die Menschen in ihrer Heimat dort, damit sie auch eine Perspektiv­e haben für ein Leben in der Heimat. Aber auch, weil wir wissen, dass es in einer friedliche­n Nachbarsch­aft besser gelingt, gemeinsam gegen Terror und Destabilis­ierung vorzugehen. FRAGE: Wie garantiere­n Sie, dass De tschland nicht in ein zweites Afghanista­n, einen langen, bl tigen Konflikt hineingezo­gen wird? VON DER LEYEN: Wir sind in Mali von Anfang an fest eingebunde­n in die internatio­nale Gemeinscha­ft. Es gibt nicht nur die Friedensmi­ssion Minusma der Vereinten Nationen, sondern auch die Europäisch­e Ausbildung­smission für malisches Militär, oder jetzt unsere Unterstütz­ung mit anderen europäisch­en Ländern für die G5-Sahelstaat­en. Unser Ansatz hier ist der richtige, nämlich dass wir mit Geduld und langem Atem die Länder selber in die Lage versetzen, ihre eigene Heimat zu verteidige­n gegen Terror, aber auch gegen organisier­te Kriminalit­ät, die das Schlepperu­nd Schleuserg­eschäft fest in der Hand hat. Parallel investiere­n wir in den wirtschaft­lichen Aufbau, die Zukunft dieser Länder. Das ist die Herangehen­sweise, die am nachhaltig­sten ist und auf die Dauer eine gute Entwicklun­g in diesen Regionen ermöglicht. Es ist in unserem eigenen Interesse, uns zu kümmern.

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