Verschiebebahnhof
BILDUNGSPOLITIK IN NIEDERSACHSEN
Matürlich dürfen Lehrer an andere Schulen abgeordnet werden. Zeitweise. Das Beamtenrecht erlaubt es. Doch Niedersachsen droht zum großen Verschiebebahnhof für Pädagogen zu werden. Eine zwangsweise Lehrerlandverschickung der ganz neuen Art. Denn gerade in ländlichen Regionen herrscht akuter Mangel. Deshalb sollen nach dem Willen von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt Lehrkräfte von Gymnasien und Oberschulen an besonders betroffenen Grundschulen aushelfen. Dort garantiert das Land für den Unterricht. Doch damit wird der Mangel in der Unterrichtsversorgung an heimischen Schulen nur verschoben, aber weder gelindert noch beseitigt.
Die Kultusministerin verfährt nach dem Prinzip: Ist die (Lehrer)-Decke an der einen Stelle zu kurz, ziehe ich solange, bis die Lücke geschlossen wird. Dass dafür an anderer Stelle Lücken umso größer klaffen, wird billigend in Kauf genommen. Denn es ist bei weitem nicht so, dass die abgebenden Schulen Lehrkräfte im Überfluss hätten. Im Gegenteil. Über alle Schulformen gesehen liegt die Unterrichtsversorgung bei weit unter 100 Prozent. Niedersachsen wies in der Vergangenheit aber längst Werte über 100 Prozent auf, die tatsächlich Spielräume eröffnet hätten.
Die gegenwärtige Misere ist durchaus hausgemacht. Sehenden Auges wurde lange zur Kenntnis genommen, dass an den Universitäten zu wenig junge Leute auf ein Lehramt hin studierten. Zugleich gab es eine dramatisch hohe Abbrecherquote. Dieser Nachwuchs fehlt. Das Land hätte viel intensiver werben müssen unter Studenten. Man glaubte aber an abnehmende Schülerzahlen. Eine Illusion.
Ebenso hausgemacht: Die hohe Belastung durch Inklusion. Tempo und Aufwand überfordern das vorhandene Personal. Auch treiben die bürokratischen Aufgaben, Stichwort: eigenverantwortliche Schule, die personellen Belastungen immer höher.
Diese „Augen-zu-und-durch“-Politik angesichts vielfältiger Probleme ist gescheitert. Die Quittung kommt jetzt.
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