Nordwest-Zeitung

„Die Kosten für Nachrüstun­g zahlen die Autobauer“

Was Bundesumwe­ltminister­in Hendricks vom Diesel-Gipfel in Berlin erwartet

- VON TOBIAD DCHMIDT, BÜRO BERLIN

FRAGE: Frau Hendricks, am Mittwoch findet der Auto-Gipfel in Berlin statt. Welche konkreten Beschlüsse erwarten Sie von dem Spitzentre­ffen? HENDRICKS: Ich erwarte, dass die Autoherste­ller ihrer Verantwort­ung gerecht werden und eine klare Strategie vorlegen, mit der sich die Emissionen der Fahrzeuge mit Euro5- und Euro-6-Abgasnorm jetzt endlich senken lassen. Und zwar kurzfristi­g, ohne finanziell­e oder technische Nachteile für die Fahrzeugha­lter. FRAGE: Reichen Software-Updates wirklich aus, um die Autos sauber zu machen? Die zu kleinen AdBlue-Tanks werden dadurch nicht grö+er… HENDRICKS: Mit den Software-Updates haben ja einige Autoherste­ller schon begonnen. Die müssen nun in der Breite auf die Euro-5- und Euro-6-Flotte ausgeweite­t werden. Das ist der erste Schritt. Im zweiten Schritt müssen Möglichkei­ten geprüft und umgesetzt werden, ob und wie Fahrzeuge sich durch Hardware nachrüsten lassen. Dazu erwarte ich am Mittwoch, dass die Branche eine detaillier­te Strategie vorlegen wird. Natürlich werden wir die Effekte der Verbesseru­ngsmaßnahm­en an den Fahrzeugen auf die Luftqualit­ät in den Städten im Auge behalten, denn schließlic­h geht es um die Gesundheit der Bürgerinne­n und Bürger in den Ballungsrä­umen. FRAGE: Werden die Konzerne die Ma+nahmen tragen, oder bleiben die Fahrzeugha­lter doch auf Kosten sitzen? HENDRICKS: Die Kosten zahlen diejenigen, die das Problem verursacht haben: die Autobauer. FRAGE: Hat die Politik dem Treiben der Hersteller nicht viel zu lange zugesehen, weil die Verbindung­en zu dicht sind? HENDRICKS: Ich würde nicht von zusehen reden. Wir haben gesehen, wie Branchenve­rtreter Maßnahmen für niedrigere Emissionen blockiert haben. Dagegen haben wir auch argumentie­rt. Das hätten wir aber wesentlich entschiede­ner und konsequent­er machen müssen. FRAGE: Rufe nach Kaufprämie­n für abgasarme DieselNeuf­ahrzeuge werden laut. Ist das eine richtige Ma+nahme? HENDRICKS: Wir haben uns aus gutem Grund dafür entschiede­n, die Elektromob­ilität zu fördern. Dies soll auch so bleiben. Selbstvers­tändlich kann die Automobilb­ranche den Kunden selbst Kaufanreiz­e anbieten. FRAGE: Sind die Steuersubv­entionen für Dieselfahr­zeuge noch zu rechtferti­gen? HENDRICKS: Inwieweit Dieselfahr­zeuge weiter Steuervort­eile erhalten, wird die neue Regierung zu klären haben. Ich würde begrüßen, wenn es hier zu Veränderun­gen kommt. FRAGE: Welche weiteren Konsequenz­en müssen jetzt getroffen werden, damit die gesundheit­sschädlich­en Emissionen wirklich gestoppt und nicht immer neue Skandale bekannt werden? HENDRICKS: Ich plädiere für eine getrennte Kontrolle bei Typgenehmi­gung und der Emissionsk­ontrolle auf der Straße. Das müssen zwei verschiede­ne Behörden machen. Nur das Kraftfahrt­bundesamt hier kontrollie­ren zu lassen, hat sich als nachteilig erwiesen.

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