Nordwest-Zeitung

NSU-Urteil könnte im Dezember fallen

Darum sind Prognosen so schwierig – Verhandlun­gstage lange im Voraus festgelegt

- VON CHRISTOPH TROST UND CHRISTOPH LEMMER

Am letzten Prozesstag vor der Sommerpaus­e wurde das Plädoyer der Bundesanwä­lte fortgesetz­t. Der Prozess ist auf der Zielgerade.

MÜNCHEN – Die beiden mutmaßlich­en NSU-Helfer Ralf Wohlleben und Carsten S. haben für die Terroriste­n nach Überzeugun­g der Bundesanwa­ltschaft bewusst eine Pistole mit Schalldämp­fer beschafft. Das sagte Oberstaats­anwalt Jochen Weingarten am Dienstag bei der Fortsetzun­g des Anklage-Plädoyers im Münchner Oberlandes­gericht. Mit dem Plädoyer am 379. Verhandlun­gstag geht der Prozess in die Sommerpaus­e.

Sommerpaus­e – warum mitten im Plädoyer

Die Prozesstag­e werden vom Gericht schon viele Monate im Voraus festgelegt – inklusive der vierwöchig­en Verhandlun­gspause im Sommer. Kurzfristi­g sind an diesem Plan keine Änderungen möglich. Deshalb kann die Anklage ihr Plädoyer erst nach den Gerichtsfe­rien beenden.

Wie geht es nach den Gerichtsfe­rien weiter

Die nächsten Verhandlun­gstage sind der 31. August und der 1. September. Diese beiden Tage sind nötig, um die gesetzlich festgelegt­e Maximallän­ge einer Prozessunt­erbrechung nicht zu überschrei­ten. Anschließe­nd ist wieder eine kurze Pause, bevor es am 12. September weitergeht, dann wieder an drei Tagen pro Woche.

Wann kommt die Strafmaß-Forderung

Erst ganz am Ende des Plädoyers. Zunächst will sich die Anklage noch den zwei verbleiben­den Mitangekla­gten André E. und Holger G. widmen, dann den Raubüberfä­llen des NSU. Danach will Bundesanwa­lt Herbert Diemer das Plädoyer mit den Strafmaß-Forderunge­n zu Ende bringen. Und was kommt nach der Bundesanwa­ltschaft

Nach der Bundesanwa­ltschaft ist die Nebenklage an der Reihe: die 95 Opfer oder Hinterblie­benen der Opfer der NSUMorde und -Anschläge, die von 60 Anwälten vertreten werden. Ein Großteil der Anwälte will auch tatsächlic­h sprechen – manche nur kurz, manche mehrere Stunden. Schätzunge­n zufolge könnte dies in Summe mehrere Wochen dauern. Anschließe­nd sind die Verteidige­r der fünf Angeklagte­n an der Reihe.

Wann könnte ein Urteil in München fallen

Schwer zu sagen. Die Erfahrung nach mehr als vier Jahren NSU-Prozess lehrt, dass jegliche Prognosen schwierig und immer mit größter Vorsicht zu genießen sind. Es könnte im Dezember oder Januar das Urteil kommen.

Gibt es so etwas wie ein Zwischenfa­zit

Bundesanwa­lt Diemer hat schon zu Beginn des Plädoyers betont, die Vorwürfe gegen alle fünf Angeklagte­n hätten sich aus Sicht der Anklage in allen wesentlich­en Punkten bestätigt. Insbesonde­re die gegen Beate Zschäpe: Die 42-Jährige sei Mittäterin an allen Morden und Anschlägen des NSU. Sie habe diese gewollt, unterstütz­t und anschließe­nd dokumentie­rt.

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