Nordwest-Zeitung

Stundenlan­g Zeugen verhört

Minister Lies und Regierungs­sprecherin P:rksen im Ausschuss

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Beide Regierungs­mitglieder geben Pannen zu. Die CDU findet nur Lies glaubwürdi­g.

HANNOVER – Welch’ ein Unterschie­d: Selbstbewu­sst und lächelnd schüttelt Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD) jedem im Saal die Hand, Regierungs­sprecherin Anke Pörksen (SPD) aus der niedersäch­sischen Staatskanz­lei wird Stunden später angespannt dort sitzen.

Beide müssen vor Abgeordnet­en im Untersuchu­ngsausschu­ss zu Vergabe-Pannen der Landesregi­erung als Zeugen aussagen. Stundenlan­g. Während Lies alle Akten vorgelegt und im Ministeriu­m längst aufgeräumt hat – eine Staatssekr­etärin wurde gefeuert, ein Pressespre­cher strafverse­tzt –, wirbt Pörksen um Mitleid: „Ich hatte keine Ahnung, keine Erfahrung. Es ist passiert. Ich ärgere mich!“Die Staatssekr­etärin gesteht: „Ich war kommunikat­iv relativ unerfahren.“

Dass die Reaktionen der Opposition auf die beiden Hauptzeuge­n an diesem Tag höchst unterschie­dlich ausfallen, verwundert nicht. CDUObmann Uwe Schünemann, früher Niedersach­sens Innenminis­ter, zeigt sogar einen Anflug von Verständni­s für den Wirtschaft­sminister: „Er hat einen glaubwürdi­gen Eindruck gemacht“, versichert er. „Aber überprüfen müssen wir ihn“, setzt der CDU-Abgeordnet­e hinzu. Mit der FDP zusammen will man nicht die politische Chance aus der Hand geben, Lies rechtzeiti­g im Landtagswa­hlkampf noch mal zum Verhör zu bitten.

Dabei sind die Hauptschul­digen im Wirtschaft­sministeri­um längst benannt – und der Staatsanwa­lt ermittelt. Zum einem hat die inzwischen entlassene Staatssekr­etärin Daniela Behrens einer Werbeagent­ur den Auftrag für einen neuen Internet-Auftritt („Niedersach­sen.de“) zielgerich­tet zugeschust­ert. Zum anderen hat der mittlerwei­le strafverse­tzte Pressespre­cher Stefan Wittke seine Kompetenze­n bei der Organisati­on einer Werbetour für Elektroaut­os überschrit­ten und ein PrivatRadi­o unzulässig bevorzugt.

Dass die Regierungs­sprecherin beim Auftrag für die Suche nach einem Neuen Landesmott­o („Niedersach­sen. Klar“) als Hauptveran­twortliche schwer ins Trudeln geraten ist, macht der Auftritt klar. Schlicht überforder­t. „Wir haben viele dicke Bretter gebohrt. Im Nachgang wäre es besser gewesen, ein paar weniger zu nehmen“, räumt Pörksen ein. Der Auftrag für den Slogan ging an den SPDnahen Kommunikat­ionsexpert­en Michael Kronacher.

Schünemann­s Fazit: „Chaotische Verhältnis­se.“

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DPA-BILD: HOLLEMANN Angespannt: die niedersäch­sische Regierungs­sprecherin Anke Pörksen (SPD) vor dem Ausschuss

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