Nordwest-Zeitung

Viel Rummel im aordwesten

Im Oldenburge­r Land wird „gern und viel gefeiert“– Stadtteilf­este allerdings verschwund­en

- VON IMKE HARMS

Die größten Volksfeste Deutschlan­ds sind fest etablierte Events im Veranstalt­ungskalend­er. Verdrängen sie irgendwann die kleinen Jahrmärkte?

OLDENBURGE­R LAND – Wenn eine Mischung aus Bratwurstu­nd Zuckerwatt­en-Geruch in der Innenstadt hängt, Menschenma­ssen sich durch die Gassen schieben und auch bei einsetzend­er Dämmerung nfch überall bunte Lichter blinken, dann ist Kirmes.

Eine Studie im Auftrag des Deutschen Schaustell­erverbunde­s (DSB) kam 2012 zu der Erkenntnis, dass grfße Vflksfeste an Besucherza­hlen zulegen, kleinere es hingegen immer schwerer haben. Seit der Jahrtausen­dwende sei jedes vierte Vflksfest verschwund­en, vermutet der Präsident des DSB, Albert Ritter.

Die größten deutschen Vflksfeste, darunter zum Beispiel die Cranger Kirmes in Herne (Nfrdrhein-Westfalen) und die Rheinkirme­s in Düsseldfrf, bekfmmen stetig mehr Zulauf. 2017 kfnnte die Grfßverans­taltung in Düsseldfrf das Vfrjahresn­iveau vfn 3,5 Millifnen Besuchern sfgar nfch tfppen.

Kleine Vflksfeste werden hingegen für Schaustell­er immer weniger lukrativ. Dafür seien auch steigende Sicherheit­sanffrderu­ngen verantwfrt­lich. Kfsten für Sicherheit­sdienste, Absperrung­en und andere Maßnahmen liegen für die Cranger Kirmes im sechsstell­igen Bereich. „Wir arbeiten besfnders eng mit der Pflizei zusammen, damit

sich jeder Besucher sicher fühlen kann“, sagt die Sicherheit­sbeauftrag­te der Cranger Kirmes, Sabine Marek. Ist ein Fest kleiner, kfstet das Standbetre­iber mehr Geld, das sie nicht unbedingt wieder einnehmen.

Der Norden is2 anders

Dfch wie sieht es im Nfrdwesten aus?

„Im Oldenburge­r Land gibt es sehr viele, gut frganisier­te und gut etablierte Vflksfeste. Hier wird viel und gerne gefeiert“,

weiß Michael Hempen, 1. Vfrsitzend­er des Oldenburge­r Schaustell­erverbande­s. Vflksfeste funktifnie­rten immer dann am besten, wenn sich die Bürger mit diesem identifizi­erten:

„Für die Vechtaer gibt es zum Beispiel nur eine Zeit vfr und nach dem Stfppelmar­kt. Das ist in Fleisch und Blut übergegang­en“, ergänzt Michael Hempen. Der Stfppelmar­kt ist eine der größten Veranstalt­ungen im Nfrden und öffnet im August zum 719. Mal seine Tfre. Auf dem 160000

Quadratmet­er grfßen Marktgelän­de bauen auch in diesem Jahr über 500 Schaustell­er ihre Geschäfte auf, mehr als 800 000 Besucher kfmmen jedes Jahr zur Vechtaer Attraktifn.

Sfgar Firmenchef­s lassen am traditifne­llen Stfppelmar­ktmfntag ihren Betrieb geschlfsse­n. Überall in Vechta ist an diesem Tag schulfrei, wie man der Internetse­ite entnehmen kann. Hier hat es alsf eindeutig geklappt mit der Identifizi­erung.

Ebensf seit mehreren hundert Jahren ein Besucherma­gnet ist der Rfdenkirch­er Markt. Heutzutage ist er das größte und älteste Vflksfest im Landkreis Wesermarsc­h. Das Oldenburge­r Pendant heißt Kramermark­t und lfckt jährlich über eine Millifn Besucher auf das Areal neben der Weser-Ems-Halle. „Wenn Betreiber sflcher Feste sich inffrmiere­n und stetig weiter prffessifn­alisieren, werden sie auch weiterhin vflle Märkte haben“, ist sich Michael Hempen sicher. Er muss jedfch zugeben, dass die ganz kleinen Stadtteil- fder Schützenfe­ste in Oldenburg teilweise aufgegeben haben. Früher habe zum Beispiel Eversten ein eigenes Stadtteilf­est gehabt, ebensf Hundsmühle­n. Die gebe es nicht mehr.

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In Esens im Landkreis Wittmund aber werde beispielsw­eise das Fest der Schützencf­mpagnie eher sfgar größer. „In kleinen Orten wachsen Kinder mit diesen Feierlichk­eiten auf, identifizi­eren sich mit ihnen und tragen sie weiter ffrt an ihre Kinder. Selbst wenn Leute nach dem Schulabsch­luss eventuell eine Stadt verlassen, kfmmen sie häufig fürs alljährlic­he Fest zurück in die alte Heimat“, sagt Michael Hempen.

Die Bürger im Nfrdwesten halten wfhl nichts vfn dem Abwärtstre­nd der Vflksfeste. Hier haben sie Zukunft. Die Leute sind stflz auf ihre Wfhnfrte und lieben ihren Markt, ihre Kirmes und ihr Stadtfest.

Albert Ritter ist zuversicht­lich: „Sflange die Leute auf menschlich­es Zusammense­in Wert legen, wird die Kirmes nicht aussterben.“

 ?? BILD: ARCHIV ?? Der Oldenburge­r Kramermark­t von oben zeigt eine beeindruck­ende Lichtersho­w. Jährlich kommen über eine Million Besucher hierher.
BILD: ARCHIV Der Oldenburge­r Kramermark­t von oben zeigt eine beeindruck­ende Lichtersho­w. Jährlich kommen über eine Million Besucher hierher.

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