Kriminelle Drahtzieher im Ausland
Gift-Eier in Niedersachsen mit Insektizid belastet – Agrarminister Meyer verteidigt Produzenten
Offenbar wurde bei Reinigungsmitteln gepanscht. Das Ausmaß ist derzeit völlig unklar.
HANNOVER – Niedersachsens Landwirtshaftminister Christian Meyer (Grüne) stellt sich klar vor heimische Eier-Produzenten. Dass Gift-Eier, die mit der Chemikalie Fipronil belastet seien, im Handel auftauchten, sei den niedersächsischen Erzeugern nicht anzulasten. Im Gegenteil. Offenbar wurden die legalen Reinigungsmittel für Hühnerställe „gepanscht oder gestreckt“, vermutet Meyer, der die kriminellen Machenschaften in Belgien oder den Niederlanden vermutet.
Niedersachsens Landwirte seien davon ausgegangen, „ein zugelassenes Mittel zu kaufen“, versichert Meyer, der flächendeckende Kontrollen angeordnet hat. Denn Chargen mit belasteten Eiern seien überall in den Handel gelangt, bedauert Meyer. Viele Verkaufswege seien nicht mehr nachzuverfolgen. Der Minister ist sicher, dass die hinters Licht geführten Eier-Produzenten Schadenersatzklagen anstrengen werden.
Den Verbrauchern rät Meyer, auf die Stempeleinträge auf den Eiern zu achten und betroffene Produkte in den Handel zurück zu bringen und das Geld zurück zu verlangen. Die Eier müssten vernichtet werden. Was die Eier aus den Niederlanden angeht, wurden am Dienstagabend neue Prüfnummern auf „lebensmittelwarnung.de“
eingestellt, insgesamt sind jetzt zehn Prüfnummern betroffen. „Wir empfehlen, diese Eier auf keinen Fall zu essen“, sagt er.
Den Handel warnt Meyer, wissentlich belastete Chargen weiter zu verkaufen. In diesem Fall würden Bußgelder drohen. Darüber seien „alle Handelsketten“informiert, diese hätten sämtliche verfügbaren Unterlagen. Als mögliches Bußgeld deutet Meyer einen Cent pro Ei an.
Der Präsident der Deutschen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, spricht ebenfalls von „krimineller Energie“beim aktuellen Gifteier-Skandal. Er fordert die niederländischen Behörden auf, eine Liste mit den betroffenen Betrieben auch der deutschen Seite zur Verfügung zu stellen. Offenbar seien Reinigungsmittel in unerlaubter Weise mit Fipronil versetzt worden. Möglicherweise sollte die Wirkung dadurch erhöht werden. Denn zur Reinigung von Hühnerställen dürfen allenfalls biologisch unbedenkliche Produkte wie ätherische Öle verwendet werden.
Bislang gilt ein niederländisches Unternehmen als Verursacher der Fipronil-Belastung. Anhand der Rechnungen des Unternehmens müssten sich die Legehennen-Betriebe ermitteln lassen, sagt Ripke. Bislang sei diese Liste von den Niederländern nicht zur Verfügung gestellt worden. Auch in den Niederlanden weitete sich der Skandal aus. Die Lebensmittelkontrollbehörde rief dazu auf, keine Eier mehr zu essen, schränkte diese Warnung aber später ein. Das giftige Insektizid Fipronil sei in den Eiern von weiteren 17 Geflügelbetrieben gefunden worden.