ANGST in Oldenburg zu Unrecht geschürt
Aktuelle Fälle sorgen für Aufsehen – Zahlen sprechen aber für mehr Sicherheit
Jüngste Gewaltakte waren laut Polizei Beziehungstaten. Es sei keine generelle Gefahr zu erkennen.
OLDENBURG – Raubüberfälle, tödliche Schüsse und brutale Schläge – sollte Oldenburg in einer kriminellen Abwärtsspirale stecken, wie in Sozialen Medien behauptet wird? Aus den Worten Thomas Webers, dem Leiter des Zentralen Kriminaldienstes am Friedhofsweg, lässt sich dies nicht herauslesen. Im Gegenteil.
„Auch wenn wir in der jüngsten Vergangenheit tatsächlich eine Häufung dieser herausragenden Ereignisse zu verzeichnen hatten, ist jedoch auch richtig, dass wir in den letzten Jahren trotz steigender Einwohnerzahlen in Oldenburg über 2000 Straftaten weniger registrieren als noch zum Beispiel im Jahr 2007“, sagt er im -Gespräch.
Und: „Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, objektiv eher gesunken ist.“Weber meint damit die Gesamtheit aller Straftaten auf Oldenburger Boden – also neben schweren Delikten gegen das Leben auch „leichtere“Kriminalität wie Betrug, Fälschung oder Fahrraddiebstahl.
Zum Vergleich: Im Jahr 2007 wurden in der Stadt 17 095 Straftaten registriert, davon 8730 (51 Prozent) aufgeklärt. Ende 2016 waren es 14 816 Taten, in 55 Prozent aller Fälle konnten die Akten erfolgreich geschlossen werden.
Ja, mehr als im Vorjahr (14 598), aber eben auch im Langzeitvergleich deutlich weniger. Warum also weicht das Sicherheitsgefühl hier so sehr von den blanken Zahlen ab? Ein Grund ist sicherlich im Internet zu finden. „Die schweren Straftaten in den letzten Wochen und die damit verbundenen medialen Folgen in den sozialen Netzwerken haben natürlich einen Einfluss auf das subjektive Sicherheitsgefühl in der Stadt“, sagt Weber. „Dass solche Taten zu Diskussionen in der Öffentlichkeit und unter Umständen auch zu Ängsten führen, ist verständlich.“Über einen Fahrraddiebstahl wird da kaum diskutiert, er bleibt nicht in der Erinnerung verankert. Die stete Konfrontation mit selteneren schweren Taten aber – beispielsweise auf Facebook, übrigens erst seit 2008 in deutscher Version „online“– sorgt für eine gewisse Gruppendynamik, entsprechend eine gemeinschaftliche Angst. Was nun die Gewaltakte der vergangenen Wochen betrifft, so handele es sich in nahezu allen Fällen um Beziehungstaten – es gab frühere Kontakte zwischen Tätern und Opfern, also „eine Vorgeschichte zu der Tat“, so Weber – und damit keine Gefahr für Außenstehende.