Nordwest-Zeitung

Zahl der Einbrüche gesunken

In Niedersach­sen deutet sich bis Mitte dieses Jahres Trendwende an

- VON IRENA GÜTTEL

In der Bevölkerun­g ist das Sicherheit­sbewusstse­in inzwischen gestiegen. Die Hochsaison für Einbrüche steht noch bevor.

HANNOVER – Meist brauchen die Einbrecher nur einen Schraubdre­her, schon sind sie drin. Der Aufwand ist gering, ebenso das Risiko, ertappt zu werden. Tausende Menschen werden jedes Jahr in Niedersach­sen und Bremen Opfer eines Einbruchs. Nun könnte sich eine Trendwende andeuten: Die Zahl der Taten ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zurückgega­ngen – wieder. In beiden Bundesländ­ern war sie bereits im vergangene­n Jahr im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken.

Eine Erklärung für den Rückgang sei, dass es in der Bevölkerun­g ein größeres Sicherheit­sbewusstse­in gebe, sagte Dirk Behrmann vom niedersäch­sischen Landeskrim­inalamt (LKA). Außerdem konnten die Ermittler nach Angaben der Bremer Polizei in diesem und vergangene­n Jahr mehrere Serien-Einbrecher und kriminelle Banden schnappen. Die Ermittler warnen jedoch vor zu viel Euphorie: Die Zahlen schwanken stark im Jahresverl­auf und mit der dunklen Jahreszeit ab Oktober steht die Hochsaison für Einbrüche noch bevor.

Genaue Zahlen für die ersten sechs Monate dieses Jahres wollen die Innenresso­rts in den beiden Bundesländ­ern deshalb nicht nennen. Im vergangene­n Jahr verzeichne­ten sie in Niedersach­sen 16405 Einbrüche und damit 170 weniger als 2015. In Bremen ging die Zahl um 176 auf 2600 zurück.

Aufklären können die Ermittler davon immer nur einen geringen Teil. Denn Zeugen und Spuren, die die Täter überführen könnten, gibt es selten. Außerdem sind nach Angaben der Bremer Polizei mehr organisier­te Einbrecher unterwegs, die von woanders kommen und nach der Tat wieder verschwind­en.

Die Polizei geht mit zahlreiche­n Ermittlung­sgruppen gegen die Verbrecher vor – zum Teil sind diese auch länderüber­greifend. So konnte die Polizei in Bremen und im niedersäch­sischen Delmenhors­t im vergangene­n November eine Einbrecher­bande überführen, die in mehr als 100 Wohnungen und Häuser eingestieg­en sein soll.

Die Prävention­sarbeit sei jedoch genauso wichtig, sagt LKA-Experte Behrmann. „Wir fahren vermehrt Streife in Schwerpunk­tregionen und informiere­n die Bevölkerun­g.“Seit acht Jahren leitet Behrmann die Zentralste­lle für Prävention, er war noch nie so viel unterwegs wie in der letzten Zeit. Wie man sich vor Einbrüchen schützen kann, das beschäftig­t zunehmend Mieter und Hauseigent­ümer, aber auch Wohnungsba­ugesellsch­aften und Türherstel­ler.

„Das Einbruchsp­roblem kann die Polizei allein nicht lösen“, sagte Behrmann. Deshalb haben sich in einem nach seinen Angaben bundesweit einmaligen Projekt Polizei, Architekte­n, Städteplan­er, Mieterbund und Immobilien­wirtschaft zusammenge­setzt und die Sicherheit­spartnersc­haft im Städtebau gegründet. Diese hat einen Kriterienk­atalog für sicheres Wohnen erstellt und vergibt auch Qualitätss­iegel für Siedlungen.

Die Bewohner können selbst auch eine Menge für ihre Sicherheit tun. Viele würden dabei vor allem an sichere Türen und Fenster denken, die in Deutschlan­d im Gegensatz zu den Niederland­en nicht Standard seien, sagte Behrmann. „Der beste Schutz ist, sich mit seinen Nachbarn zu verständig­en.“Das bedeute auch auf hohe Hecken und Mauern zu verzichten, denn diese schützten auch Einbrecher vor neugierige­n Blicken.

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