König der Sprinter trabt ins Halbfinale
Usain Bolt fühlt sich für 100-Meter-Endlauf bereit – Harting startet souverän
Jamaikaner Bolt gibt sich entspannt und selbstbewusst. Dabei waren seine Leistungen in diesem Jahr noch nicht so gut.
LONDON – Usain Bolt strich mit der Hand durch seinen ZehnTage-Bart, seine Augen leuchteten. „Welche Schlagzeile ich nach der WM lesen möchte?“, fragte der Superstar und antwortete selbst: „Usain Bolt ist ungeschlagen auf einer Einzelstrecke in den Ruhestand gegangen. Ungeschlagen, unaufhaltbar.“
Vor dem Schlussakt seiner sagenhaften Karriere ist König Usain die Ruhe selbst. In London, wo er an diesem Samstag (23.45 Uhr deutscher Zeit) zum vierten und letzten Mal Weltmeister über 100 Meter werden will, der Strecke, auf der er noch kein großes Rennen Mann gegen Mann verloren hat, will der Sprintkönig aus Jamaika wieder Geschichte schreiben.
Am Freitagabend trabte Bolt bei seinem ersten Auftritt in London ins Halbfinale. Der achtmalige Olympiasieger gewann seinen Vorlauf nach einem holprigen Start in 10,07 Sekunden, an diesem Samstag finden in der britischen
die Halbfinals (20.05 Uhr) und dann das Finale statt. „Der Start war der Horror, da lief gar nichts“, sagte der 30 Jahre alte Bolt, „aber es ist immer schön, den ersten Lauf hinter sich zu haben.“
für Bolt? Welcher Druck? „Wenn ich bei einer WM antrete, solltet ihr wissen, dass ich vollstes Vertrauen in mich habe. Ich bin bereit.“Weitere Fragen? Überflüssig. Sollen andere an ihm zweiHauptstadt feln, Bolt selbst zweifelt vor dem letzten Wettkampf nicht. „Ich denke, ich bin eine Legende“, sagte da einer, der die Leichtathletik in den vergangenen zehn Jahren geprägt hat wie niemand zuvor.
2008 ging der Stern des großen Sprinters aus dem kleinen Dorf Sherwood Content auf, bei Olympia in Peking stürmte der damals 21-Jährige zu globalem Ruhm. Acht olympische Goldmedaillen nennt Bolt sein Eigen, elf Triumphe schaffte er bisher bei Weltmeisterschaften – keiner hat mehr Titel als Bolt.
Ex-Weltmeister Robert Harting (Berlin) hat derweil sein Qualifikations-Drama von Rio endgültig abgehakt und ist am ersten Abend der WM souverän ins Diskus-Finale (diesen Samstag, 20.25 Uhr/ARD und Eurosport) eingezogen. Der 32-Jährige warf in der Qualifikation am Freitag im ersten Versuch 65,32 Meter und übertraf damit die geforderte Weite von 64,50 Metern. Vor fünf Jahren war Harting an gleicher Stelle Olympiasieger geworden.
In Rio 2016 war er jedoch in der Qualifikation gescheitert, nachdem er sich zuvor einen Hexenschuss zugezogen hatte – beim Versuch das Licht mit seinem Fuß auszumachen. Mit einer Saisonbestleistung von 66,30 Metern liegt er derDruck zeit auf Rang zehn in der Welt, trotz anhaltender Knieprobleme nach seinem Kreuzbandriss im Herbst 2014 rechnet sich Harting an der Themse aber einiges aus.
Für Lauf-Hoffnung Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen) verlief das WM-Debüt erfolgreich: Über 1500 Meter zog die 20-Jährige ins Halbfinale an diesem Samstag (20.35 Uhr) ein. Die U-23Europameisterin kam in 4:03,60 Minuten ins Ziel.
Superstar Mo Farah hat Gastgeber Großbritannien indes einen Traumstart beschert und das erste Gold der Titelkämpfe an der Themse geholt. Der 34-Jährige setzte sich über 10 000 Meter in 26:49,51 Minuten durch und wurde zum dritten Mal in Serie Weltmeister über die längste Stadiondistanz. Unter dem Jubel von 60 000 Zuschauern in der ausverkauften Olympia-Arena von 2012 verwies der gebürtige Somalier im Sprint den Ugander Hoshua Cheptegei (26:49,94) auf Platz zwei, Bronze holte der Kenianer Paul Tanui (26:50,60).