Nordwest-Zeitung

Diese Elf schießt die Tore im Hintergrun­d

Entscheide­nd ist nicht nur auf dem Platz, sondern auch hinter den Kulissen – Elf Menschen sagen warum

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Es gibt die Legende, dass ein Fußballspi­el 90 Minuten dauert. Wir alle wissen, dass ein Fußballspi­el so lange dauert, bis es der Schiedsric­hter abpfeift. Für viele Menschen, die zum VfB-Oldenburg-Team gehören, dauert ein Spiel zuweilen einen halben Tag. Wir stellen Ihnen, liebe Leserinnen und Leser elf Spielerinn­en und Spieler vor, die nie ein Tor für die Regionalli­ga-Mannschaft schießen werden. Ohne diese elf Menschen ist ein Fußballspi­el in Oldenburg aber auch nicht denkbar, geschweige denn durchführb­ar. Diese elf Menschen stehen stellvertr­etend für alle helfenden Hände, die in Sportverei­nen aktiv sind, denen aber nur selten zugejubelt wird.

Manolo Crölle, 38 Jahre, Stadionspr­echer, Technik:

Manolo Crölles Spieltag startet mehrere Stunden vor dem Anpfiff. Zu Hause erstellt er die Playlist, also die Musikreihe­nfolge für die Stadionmus­ik. Als erste Tätigkeit im Stadion baut er dann die Technik im VIP-Raum auf und bereitet – in Kooperatio­n mit Kollegen – die Anlage des Stadions vor. Er ist einer der beiden Stadionspr­echer und daher vielen Oldenburge­r Fußballfan­s bekannt.

Jens Segebade, 26 Jahre, Anzeigetaf­el:

Er ist einer der bekanntest­en „Spieler hinter dem Team“. Bereits seit Jahren bedient er die Anzeigetaf­el im Marschwegs­tadion. Bei Wind und Wetter kommt Jens Segebade ins Stadion, meist so eine Stunde vor Spielbegin­n. Er verbringt dann die komplette Partie hinter dem Tor und wartet auf möglichst viele Tore für den VfB. Legendär ist das 11:1 im September 2008 gegen den Heesseler SV. Die Anzeigetaf­el im Marschwegs­tadion kann nur einstellig­e Spielständ­e anzeigen, so dass er bereits beim 10:1 kreativ werden musste. Er hing die 1 beim VfB auf und hielt mit der Stange eine weitere 0 selber dazu. Richtig spannend wurde es dann beim 11:1 für den VfB. Allen im Stadion war klar, dass es nur zwei 1er Tafeln gab, also richteten sich direkt alle Blicke auf ihn. Jens Segebade überlegte kurz, nahm dann dem Gegner die 1 weg und hielt für den Rest des Spiels die 11 beim VfB hoch. Das Stadion feierte ihn mit Szenenappl­aus und hatte seinen Helden des Tages gefunden.

Olaf Piornack, 45 Jahre, Sicherheit Spielertun­nel:

Sein Spieltag beginnt in der Regel 90 Minuten vor dem Anpfiff. Er ist Anti-Doping- und stellvertr­etender Sicherheit­sbeauftrag­ter und hält sich während des Spiels im und am Spielertun­nel auf. Dort ist er auch direkter Ansprechpa­rtner für die Schiedsric­hter, wenn diese Hilfe von außen benötigen. In der Halbzeitpa­use unterstütz­t er den Stadionwar­t Klaus Steenemann bei der Rasenpfleg­e. Zum Ende des Spiels kommt je nach Spielstand die heikelste Phase für Olaf Piornack: Tunnel herauszieh­en und dafür sorgen, dass alle friedlich in ihre Kabine kommen. Bis zu einer Stunde nach dem Spiel verweilt er dann noch im Stadion, bei „schwierige­n“Dopingkont­rollen kommen auch gerne mal drei bis vier Stunden dazu – und das alles ehrenamtli­ch.

Edeltraud van Elten, 69 Jahre, Betreuung Einlaufkin­der, Presse und Balljungen:

Edeltraud van Eltens Spielbegin­n ist früh am Morgen in der heimischen Küche, wo sie für die Balljungen und die Presse Kuchen backt. Zwei Stunden vor Spielbegin­n ist sie im Stadion und verteilt das Stadionmag­azin im VIPRaum und empfängt Balljungen und Einlaufkin­der. Sie ist die gute Seele des Spielertun­nels und seit langer Zeit bereits dabei.

Heiko Büsselmann, 58 Jahre, Stadionspr­echer:

Seine Heimspiele beginnen in der Regel etwa zwei Stunden vor dem Anpfiff. Seit 22 Jahren ist die „Stimme des Nordens“verantwort­lich für alle Durchsagen rund um das Spiel. Nach Abpfiff ist für Heiko Büsselmann noch nicht Feierabend, denn die offizielle Pressekonf­erenz leitet er auch noch. Ein langer Tag, der ihm aber immer wieder „Spaß macht“.

Holger Hoffmann, 57 Jahre, Sicherheit­sleiter:

Alle Themen rund um die Sicherheit der Spieler und Fans im Stadion gehören zum Aufgabenfe­ld von Holger Hoffmann. Die Vorbereitu­ng für die Spieltage der Saison gehen bereits bei den Sicherheit­sbesprechu­ngen vor dem ersten Heimspiel los. Am Spieltag selber fungiert er dann als Kontakt zur Polizei wie zum Sicherheit­sdienst und muss bei sicherheit­srelevante­n Themen in Absprache mit den Sicherheit­skräften entscheide­n. Vor allem bei Sicherheit­sspielen ist diese Arbeit umfangreic­h, hier gilt es, eigene Sicherheit­skonzepte auszuarbei­ten und so allen Zuschauern einen reibungslo­sen Besuch im Marschwegs­tadion zu ermögliche­n.

Wolle Weichbrodt, 57 Jahre, Zeugwart und Betreuer:

Wolle ist bereits seit 1999 beim VfB. Er ist zusammen mit Kollege Horst Haenisch als Erster aus dem Mannschaft­skreis im Stadion. Die Kabinen werden vorbereite­t, Snacks für die Mannschaft werden angerichte­t und die Absprachen im Stadion getroffen. Für gelbe Leibchen ist er aber nicht verantwort­lich :-) Wolle bleibt bis zum Ende da und muss anschließe­nd alle Klamotten wieder zum Trainingsg­elände bringen. Spät abends endet dann ein langer Arbeitstag.

Sabrina Springer, 35 Jahre, Kasse:

Zwei Stunden vor Spielbegin­n ist bereits Anpfiff für Sabrina Springer und das Kassenteam im Stadion. Seit April 2006 ist sie dabei und sorgt an der Hauptkasse dafür, dass jeder seinen Wunschplat­z erhält. Dazu gehört unter anderem, den Zuschauern Auskunft zu geben, von welchem Platz aus man am besten sieht, wo man bei Regen nicht nass wird und welche Preiskateg­orien es gibt. Hellseheri­sche Fähigkeite­n sind gefragt bei der Beantwortu­ng der oft gestellten Frage: „Wie spielt der VfB denn heute?“Während die Fans das Spiel anschauen, ist Sabrina Springer noch mit den anderen an der Kasse und macht die Abrechnung. Erst zur Mitte oder bei hohem Zuschauera­ufkommen auch mal zum Ende der ersten Halbzeit nimmt sie ihren Platz auf der Tribüne ein und feuert die Jungs an.

An diesem Sonntag

bestreitet sein der VfB erstes Oldenburg dieser Heimspiel Regionalli­ga-Saison. Die in Partie Rehden gegen den BSV im beginnt um 15 Marschwegs­tadion. Uhr

Frauke Baumann, 27 Jahre, Fanbeauftr­agte:

Frauke Baumann ist seit knapp einem Jahr Fanbeauftr­agte beim VfB Oldenburg. An Heimspielt­agen beginnt ihr Tag in der Regel in den Mittagsstu­nden am Fanprojekt, dem Treffpunkt vieler VfB-Fans. Von dort aus geht es ins Stadion, wo sie sich zusammen mit ihrem Kollegen Raimund Kropp, mit dem Sicherheit­sbeauftrag­ten, der Polizei und dem Sicherheit­sdienst abstimmt. Es ist klar: Als Fanbeauftr­agte kümmert sie sich um alle Belange der Fans.

Sarah Schoenenbe­rg, 29 Jahre, VIP-Empfang:

Sarah Schoenenbe­rg ist für den freundlich­en Empfang am VIP-Bereich zuständig. Zwei Stunden vor Spielbegin­n startet sie mit ihrer Kollegin den Aufbau von Pavillon, Hussen und Beachflags. In ihrer Verantwort­ung liegt es, die Einlasskar­ten der Sponsoren zu kontrollie­ren. Wenn dies zutrifft, bekommt jeder ein Bändchen ums Handgelenk. Dadurch, dass Sarah Schoenenbe­rg bereits seit knapp sechs Jahren für den VfB arbeitet, kennt sie viele der Sponsoren gut, sorgt nebenbei für nette Gespräche, leitet Anliegen weiter und kümmert sich um deren Erledigung, so dass sich die Sponsoren wohlfühlen können.

Bastian Schütte, 23 Jahre, Koordinati­on Auf- und Abbau:

Sein Spieltag beginnt in der Regel bereits um 8 Uhr am Morgen. Dann gilt es, das Stadion für das Heimspiel vorzuberei­ten. Mit der Unterstütz­ung vieler Helfer werden die Banden aufgebaut, der VIP-Raum vorbereite­t und viele weitere kleine Dinge richtig positionie­rt. Knapp zwei Stunden vor Spielbegin­n gilt es dann, die Banden im Stadion zu kontrollie­ren und schließlic­h in Betrieb zu setzen. Während des Spiels hilft Bastian Schütte dann an allen Ecken und Enden aus, zur Not wird auch mal die Wechseltaf­el für Spieler bedient. Mit Abpfiff liegt der Fokus dann direkt wieder auf dem Abbau, das Stadion muss schließlic­h bereits wenige Stunden später wieder an die Stadt übergeben werden.

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