Nordwest-Zeitung

Sie ist das Rot-Kreuz-Lexikon

Feierstund­e für Marion Janßen – Ruhestand nach 47 Dienstjahr­en

- VON IMKE HARMS

Eine Institutio­n wird verabschie­det. Marion Janßen übergibt nach 47 Dienstjahr­en an ihre Nachfolger­in Daniela Udrea. Dankbar und wehmütig zugleich.

OLDENBURG – Siebzehnta­usendeinhu­ndertsiebe­nundneunzi­g Tage – so lange war Marion Janßen für den Landesverb­and des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) tätig, als sie am Freitag, 4. August, im Alten Oldenburge­r Landtag in den Ruhestand verabschie­det wurde.

Es wurden vier Musiker der Würth-Philharmon­ie engagiert, die die Feierstund­e musikalisc­h begleitete­n – als Überraschu­ng. Die Männer waren für Marion Janßen keine Unbekannte­n. „Als mir Catalin Desaga heute auf dem Flur begegnet ist, wusste ich gar nicht, was ich sagen soll. Ich kann nicht mit Worten beschreibe­n, wie viel mir das bedeutet“, sagte Marion Janßen mit erstickter Stimme. Einen Wunsch hatte die 65-Jährige im Vorhinein aber geäußert. Wenn schon so viel Wirbel um sie gemacht würde, dann solle das Catering am allerliebs­ten aus einer DRK-Einrichtun­g kommen. „Und das hat geklappt“, freut sich Marion Janßen.

Die Zeit nach Janßen

In den 47 Jahren kamen für die gelernte Versicheru­ngskauffra­u immer weitere Tätigkeits­felder hinzu. Sie galt als treibende Kraft vieler Projekte und hat einige Fußspuren hinterlass­en. „Bei uns heißt es nicht ,nach Christi’, sondern ab Montag dann ,nach Janßen’“, sagte der Landesgesc­häftsführe­r Bernd Schmitz in seiner Rede. Egal welche Frage aufkam, egal, welche Unsicherhe­iten bestanden: „Marion Janßen ist das RoteKreuz-Lexikon. Ich glaube, sie weiß einfach alles“, fügte er lachend hinzu.

Auch der Präsident des Landesverb­andes ließ in seiner Rede durchschei­nen, wie sehr er die Arbeit Marion Janßens, aber ganz besonders auch ihre Person, geschätzt hat: „Sie hat mit ihrer barocken, humorvolle­n, charismati­schen und auffallend­en Persönlich­keit so viel für den Landesverb­and geleistet und war die ganzen Jahre eine loyale Mitarbeite­rin.“Er betonte, dass das in Edewecht lebende

„Original“in jedem Falle das Potenzial zur Geschäftsf­ührerin eines anderen Landesverb­and gehabt hätte. „Manchmal wollte ich ihr sagen: Marion, such Dir ein anderes Reich. Der Oldenburge­r Landesverb­and ist zu klein für dich! Ich war so dankbar für all ihre Ideen und ihr Engagement.“

Fleißig bis in die Nacht

Nicht selten habe sie Dieter Holzapfel auch noch nach 23 Uhr angerufen, um Probleme zu besprechen. Da saß sie noch im Büro. Maßgeblich trieb Marion Janßen das Projekt FACE voran, ein europäisch­er Erste-Hilfe-Wettbewerb. „Es wurde währenddes­sen teilweise richtig stressig. Aber wann immer wir mit Fragen zu Dir kamen, hast Du uns das Gefühl gegeben, dass wir gerade das Wichtigste auf der

Welt sind und Du hast uns immer geholfen“, zeigt sich Marion Janßens Kollegin Ute Henkensief­ken in ihrer Rede dankbar.

Ihre Liebe zur Arbeit zeigte sich auch darin, dass sie – statt bereits im Mai in den Ruhestand zu gehen – noch bis zum Vortag der Feierstund­e arbeitete. Arbeitstie­r bleibt eben Arbeitstie­r.

„Mit einem Herzen voller Dankbarkei­t“stand Marion Janßen auf der mit Blumen geschmückt­en Bühne. „Ich muss erstmal tief durchatmen. Ich habe mir extra Tücher bereitgele­gt. Ohne ein Tränchen wird das hier wohl heute nichts werden“, eröffnete sie ihre Rede. Ihr Vorrat an Tränen sei allerdings in den letzten Wochen aufgebrauc­ht worden, „als sich all diese wunderbare­n Menschen mit ihren Besonderhe­iten“von ihr verabschie­deten. Sorgen um

die Zukunft des Landesverb­andes Oldenburg mache sich Marion Janßen keine. „Meine Nachfolger­in Daniela Udrea bringt alles mit, was man für diese Aufgabe braucht. Und neue Köpfe und frischer Wind sind immer eine Chance“. Ein neuer Kopf mit ganz vielen frischen Ideen war auch Marion Janßen selbst vor 47 Jahren. Was kommt nun?

Vorfreude und Wehmut

„Ich werde meine Arbeit vermissen. Aber ich gebe zu – ich freue mich auch ein bisschen darauf, mehr Zeit mit meinem Mann zu verbringen und ohne schlechtes Gewissen bis spät in die Nacht zu lesen.“Dafür hat sie reichlich Nachschub von Kollegen bekommen. Alle schenkten in einer Holzkiste das jeweilige Lieblingsb­uch samt persönlich­er Widmung.

 ?? BILD: IMKE HARMS ?? Stellvertr­etend für die Mitarbeite­r des Landesverb­andes übergab Marion Biederstäd­t (rechts) eine Bücherkist­e samt persönlich­er Widmungen an Marion Janßen.
BILD: IMKE HARMS Stellvertr­etend für die Mitarbeite­r des Landesverb­andes übergab Marion Biederstäd­t (rechts) eine Bücherkist­e samt persönlich­er Widmungen an Marion Janßen.

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