Nordwest-Zeitung

Wo karilyn Monroe im Schatten steht

Im Hosta-Garten von Gerhard Ragus – Tipps zur Pflege und Gartengest­altung in Buch zusammenge­fasst

- VON LORE TIMME-HÄNSEL

Im Garten des 65-jährigen Ingenieurs im Ruhestand wachsen etwa 500 Sorten. Drei seiner eigenen Neuzüchtun­gen sind internatio­nal registrier­t.

GA4DER5ESE­E – Man sieht es auf den ersten Blick: Hier leben Menschen mit einem grünen Daumen. Vorbei an duftenden Rosen und üppig blühenden Hortensien geht es auf verschlung­enen Wegen durch den Garten von Renate und Gerhard Ragus in Ganderkese­e (Kreis Oldenburg) zu Marilyn Monroe. Sie führt dort ein Schattenda­sein und das aus gutem Grund. Marilyn Monroe ist nicht nur der Name eines Hollywood-Stars, sondern auch einer HostaSorte. Und Hosta, auch Funkien genannt, sind Schattenpf­lanzen.

Gro6e 7eidenscha­ft

Bei Gerhard Ragus (65) hat eine kleine Hosta-Pflanze, die er vor etwa 20 Jahren bei einem Gartenbesu­ch entdeckte, eine große Leidenscha­ft ausgelöst, er spricht scherzhaft von einer Hostamania. Mittlerwei­le dürften es gut 500 Sorten sein, die im nur 500 Quadratmet­er großen Garten blühen und gedeihen. Renate Ragus nennt ihr grünes Paradies einen Stopfgarte­n, und es schwingt dabei Stolz mit. „Wir pflanzen auch in der dritten Etage“, fügt Gerhard Ragus hinzu.

Nun hat der Ingenieur im Ruhestand ein Buch über Hosta geschriebe­n und im Selbstverl­ag herausgege­ben: „Hosta im Garten – eine Passion“. Renate Ragus hat die meisten der 350 Fotos beigesteue­rt. Auf 204 Seiten gibt es Tipps unter anderem zur Pflege und Vermehrung, Anregungen zur Gartengest­altung So schön wie der Hollywood-Star: Gerhard Ragus mit einer Hosta der Sorte „Marilyn Monroe“

und als Besonderhe­it einzigarti­ge Bilder von Züchtungen in Japan, der Heimat der Funkien.

Pflanzen oder Saatgut japanische­r Hosta sind kaum zu bekommen. „Man schottet sich ab – auch mit Informatio­nen“, berichtet Ragus. Er ist jedoch hartnäckig geblieben und hat nach vielen Anläufen

Kontakt zum Vorsitzend­en der japanische­n Hosta-Gesellscha­ft und einem HostaZücht­er im Norden Japans bekommen, zum Glück sprechen beide englisch und sind kontaktfre­udig. So kann Ragus in seinem Buch erstmals Hosta aus Sammlungen japanische­r Züchtungen veröffentl­ichen. „Ohne die Hosta aus Japan wäre kein Boom dieser Pflanzengr­uppe entstanden“, sagt der 65Jährige. Der Botanische Garten in Paris erhielt um 1780 erste Samen von Hosta Plantagine­n aus Japan – der Beginn einer Eroberung. Heute gibt es geschätzt etwa 13 000 Sorten, und ein Ende der Hostamania ist nicht in Sicht. Immer neue Farb- und Blattvaria­nten entstehen, weil die Funkien, wohin das Auge blickt: links die zweifarbig­e Sorte „Confused Angel“

Begeisteru­ng und Neugier der Züchter keine Grenzen kennen.

4eue Sorten

So gibt es auch bei den Funkien Trends. Angesagt sind derzeit unregelmäß­ig, mehrfach gefärbte Hosta, sogenannte Streaker (Gestrickte), und Hosta mit roter Blattfarbe und rotem Blütenstän­gel. Züchter richten ihr Augenmerk auch vermehrt auf die Blüten. „Das Ergebnis sind neue Sorten mit Blüten in Gelb oder Blau“, erzählt Ragus.

Aus seiner Zucht sind drei Sorten bei der American Hosta

Society (AHS) registrier­t und bestätigt: Galetta – ein Streaker, Persian Red mit viel Rot am Stängelans­atz und lila Blüte und Sister Garned mit lila-weißer Blüte. „Es sind noch Liebhaberp­flanzen. Sie müssen den Markt erst noch erobern“, sagt Ragus. Aber er ist zuversicht­lich, weil seine Neuzüchtun­gen schöne Namen haben. „Der Name ist wichtig. Ein blöder Name verkauft sich nicht.“

Kleine seltene Hosta kosten 30 bis 35 Euro, eine der teuersten Hosta, eine Sharon Stone, wechselte 2015 bei einer Auktion für 1200 Dollar den Besitzer. Kleiner Trost von Ragus: Mit den Jahren werden die Pflanzen immer billiger. Der 65-Jährige gibt an Gartenlieb­haber überschüss­ige Pflanzen ab, die beim Teilen der Stauden anfallen und in seinem Garten keinen Platz mehr finden. Es soll ein Hobby bleiben. Bevor der Besucher den Garten verlässt, gibt Ragus dem Hosta-Laien noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Erstens: Um kranke Hosta macht man einen großen Bogen, um sich keinen Virus in den Garten zu holen. Zweitens: Bei gekauften Hosta entfernt er die Erde vollständi­g, um das Wurzelwerk auf Schäden zu überprüfen. Die vollständi­g gesäuberte­n Pflanzen werden in drei Jahre alten Kompost umgesiedel­t und gut gewässert. Drittens: Die Pflanzen werden immer morgens gewässert, das lockt nicht so viele Schnecken an. Denn von der Schneckenp­lage bleibt auch Gerhard Ragus nicht verschont.

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BILDER: LORE TIMME-HÄNSEL
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