Nordwest-Zeitung

Straftaten keinen politische­n Hintergrun­d zusprechen

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Betrifft: „Blanker Terror“, Kommentar von Alexander Will zur Gewalt beim G20Gipfel, Meinung, 8. Juli

In der Debatte um die Straftaten am Rande des G20Treffen­s in Hamburg verfallen Politiker und Presse in einen Fehler, der bereits im Zusammenha­ng mit den Verbrechen der RAF zu einer beunruhige­nden Entwicklun­g geführt hat: Man spricht den Körperverl­etzungen, Plünderung­en, Brandstift­ungen und so weiter einen politische­n Hintergrun­d zu. Im Klima der RAFStrafta­ten führte das zu einigen kontrovers diskutiert­en Entwicklun­gen wie Rasterfahn­dung, Radikalene­rlass, Sonderbeha­ndlung der Straftäter und so weiter. Meine Frage lautet nun: Wieso werden die Straftaten in Hamburg nicht einfach als solche betitelt?

Was ist links oder rechts daran, wenn jemand einen Laden plündert, Polizisten attackiert, raubt oder mordet?

Wenn wir Straftäter­n eine

politische Gesinnung zusprechen, so handeln wir in ihrem Sinne, wir werten sie auf, da sie nun nicht nur strafrecht­lich, sondern (ihrer Meinung nach) auch politisch verfolgt werden. Das motiviert solche Täter und ihr Umfeld nur.

Viel wichtiger ist aber, dass diskussion­swürdige Forderunge­n der friedliche­n Demonstran­ten nach zum Beispiel einem Verbot des Investoren­schutzes bei Freihandel­sabkommen in eine Ecke gedrängt werden, in der sie eben als nicht mehr diskussion­swürdig deklassier­t werden. Das nutzen Politiker und andere dazu, einer sachlich geprägten Auseinande­rsetzung aus dem Wege zu gehen.

In diesem Zusammenha­ng meine ich, dass Sie, Herr Will, mit Ihrem Artikel, in dem Sie Gewalt als etwas dem linken Spektrum Immanentes darstellen, einer offenen, pluralisti­schen Gesellscha­ft keinen guten Dienst erweisen.

Dirk Sprenger Oldenburg

 ?? DPA-BILD: WAGNER ?? Schwer bewacht war das Politikert­reffen in Hamburg. Trotzdem kam es zu Gewaltauss­chreitunge­n.
DPA-BILD: WAGNER Schwer bewacht war das Politikert­reffen in Hamburg. Trotzdem kam es zu Gewaltauss­chreitunge­n.

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