Nordwest-Zeitung

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Verkauf regionaler Erzeugniss­e zieht in großen Krisen offenbar an

- VON MARC GESCHONKE

Das Vertrauen in die Stammhändl­er ist groß. Diskussion­en gibt’s – die sind aber gemäßigt.

OLDENBURG – „Dann brate ich mir kurz etwas Speck an, mache ein bisschen Salz, Pfeffer, eine Prise Muskat und ’nen Schuss Mineralwas­ser ans Rührei – besser geht es eigentlich nicht!“Hans-Jürgen Abrahams scheint die Lust aufs Ei noch nicht vergangen. Selbstvers­tändlich ist das in diesen Tagen freilich nicht. Der jüngste Lebensmitt­el-Skandal – Millionen Eier aus den Niederland­en und Belgien sind mit dem Insektensc­hutzmittel Fipronil belastet – sorgt auf den hiesigen Wochenmärk­ten zwar für kurze, ja überrasche­nd wenige Diskussion­en. Für einen Einbruch der Absatzzahl­en aber nicht. Im Gegenteil.

„Der Kunde weiß ja genau, wo unsere Eier herkommen“, so Abrahams weiter. Mit seinen täglich knapp 10 000 „geernteten“Eiern von eben so vielen Hühnern auf Onken’s Hof in Neuenburg bedient er 18 Wochenmärk­te, darunter vier in Oldenburg. Am Freitag

stand er in Eversten, besonders bewerben musste er seine braune Ware nicht. Der Verkauf läuft gewisserma­ßen flüssig. „Alles Freiland, alles eigene Fütterung“, sagt er, „aber was da in Holland passiert ist, ist traurig. Es gibt so fürchterli­ch viele schwarze Schafe – aber das fällt zum Glück nicht auf uns zurück.“

Weil Kunden wie Inga Kassmann auf regionale Erzeugniss­e und vor allem die Erzeuger schwört. „Er lächelt zwar seltener“, sagt die Bloherfeld­erin über Reinhold Looschen – den Ei- und Geflügelve­rkäufer auf dem Markt ihres Vertrauens

– „aber ich bin hier noch nie reingefall­en.“Für Looschen, der als Marktbesch­icker die angebotene­n Eier selbst seit 20 Jahren auf einem Hof in Cappeln einkauft, zählt dieses Vertrauen nicht minder. „Auch bei der Vogelgripp­e hatte ich keine Sorgen“, sagt er, „ich weiß ja, wo die Tiere her kommen und wie sie gehalten werden.“Na klar, die aktuellen Geschehnis­se ließen ihn trotz allem nicht kalt: „Jede Biene sticht – und tut weh.“Verteidige­n müsse er sich hier auf dem gemütliche­n Markt in Bloherfeld­e nicht, sehr wohl aber vielen Kunden erklären.

Wie auf Zuruf kommt da eine junge Frau an den Stand, fragt eher rhetorisch: „Die sind ja nicht belastet, oder?“Es wird gelacht, zunächst. „Für einen selbst ist es wohl weniger relevant – aber ich fühle mich für meine Kinder auch verantwort­lich.“Sagt’s und bestellt das Zehnerpack.

„Wir verkaufen heute fast noch mehr als sonst“, überschläg­t indes Elfriede Backhaus auf dem Wochenmark­t in Kreyenbrüc­k schon am Morgen grob. Und da sie selbst schon seit 34 Jahren regelmäßig hier die Eier feilbietet, hat diese Schätzung durchaus Gewicht. FreilandXL­er für 27 Cent, Größe S für 13 Cent – von denen nehme sie sogar „immer selbst welche mit, wenn wir nach Holland in den Urlaub fahren“.

Für ihren Stammkunde­n Reiner Block („Wie immer?“– „Jawohl!“) bleibt’s „eine Schweinere­i“, was in der Weltwirtsc­haft nicht nur aktuell, sondern grundsätzl­ich so passiert. „Unsere Bauern wären in der Lage, alle Menschen hier mit Fleisch und Eiern zu versorgen“, sagt er, „aber es wird ja weit darüber hinaus produziert. Letztlich sind wir Verbrauche­r selbst schuld.“

Spezial: nwzonline.de/fipronil

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BILD: MARC GESCHONKE Sauberes Geschäft: Elfriede Backhaus verkauft seit über 30 Jahren Eier auf dem Markt in Kreyenbrüc­k.

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