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Verkauf regionaler Erzeugnisse zieht in großen Krisen offenbar an
Das Vertrauen in die Stammhändler ist groß. Diskussionen gibt’s – die sind aber gemäßigt.
OLDENBURG – „Dann brate ich mir kurz etwas Speck an, mache ein bisschen Salz, Pfeffer, eine Prise Muskat und ’nen Schuss Mineralwasser ans Rührei – besser geht es eigentlich nicht!“Hans-Jürgen Abrahams scheint die Lust aufs Ei noch nicht vergangen. Selbstverständlich ist das in diesen Tagen freilich nicht. Der jüngste Lebensmittel-Skandal – Millionen Eier aus den Niederlanden und Belgien sind mit dem Insektenschutzmittel Fipronil belastet – sorgt auf den hiesigen Wochenmärkten zwar für kurze, ja überraschend wenige Diskussionen. Für einen Einbruch der Absatzzahlen aber nicht. Im Gegenteil.
„Der Kunde weiß ja genau, wo unsere Eier herkommen“, so Abrahams weiter. Mit seinen täglich knapp 10 000 „geernteten“Eiern von eben so vielen Hühnern auf Onken’s Hof in Neuenburg bedient er 18 Wochenmärkte, darunter vier in Oldenburg. Am Freitag
stand er in Eversten, besonders bewerben musste er seine braune Ware nicht. Der Verkauf läuft gewissermaßen flüssig. „Alles Freiland, alles eigene Fütterung“, sagt er, „aber was da in Holland passiert ist, ist traurig. Es gibt so fürchterlich viele schwarze Schafe – aber das fällt zum Glück nicht auf uns zurück.“
Weil Kunden wie Inga Kassmann auf regionale Erzeugnisse und vor allem die Erzeuger schwört. „Er lächelt zwar seltener“, sagt die Bloherfelderin über Reinhold Looschen – den Ei- und Geflügelverkäufer auf dem Markt ihres Vertrauens
– „aber ich bin hier noch nie reingefallen.“Für Looschen, der als Marktbeschicker die angebotenen Eier selbst seit 20 Jahren auf einem Hof in Cappeln einkauft, zählt dieses Vertrauen nicht minder. „Auch bei der Vogelgrippe hatte ich keine Sorgen“, sagt er, „ich weiß ja, wo die Tiere her kommen und wie sie gehalten werden.“Na klar, die aktuellen Geschehnisse ließen ihn trotz allem nicht kalt: „Jede Biene sticht – und tut weh.“Verteidigen müsse er sich hier auf dem gemütlichen Markt in Bloherfelde nicht, sehr wohl aber vielen Kunden erklären.
Wie auf Zuruf kommt da eine junge Frau an den Stand, fragt eher rhetorisch: „Die sind ja nicht belastet, oder?“Es wird gelacht, zunächst. „Für einen selbst ist es wohl weniger relevant – aber ich fühle mich für meine Kinder auch verantwortlich.“Sagt’s und bestellt das Zehnerpack.
„Wir verkaufen heute fast noch mehr als sonst“, überschlägt indes Elfriede Backhaus auf dem Wochenmarkt in Kreyenbrück schon am Morgen grob. Und da sie selbst schon seit 34 Jahren regelmäßig hier die Eier feilbietet, hat diese Schätzung durchaus Gewicht. FreilandXLer für 27 Cent, Größe S für 13 Cent – von denen nehme sie sogar „immer selbst welche mit, wenn wir nach Holland in den Urlaub fahren“.
Für ihren Stammkunden Reiner Block („Wie immer?“– „Jawohl!“) bleibt’s „eine Schweinerei“, was in der Weltwirtschaft nicht nur aktuell, sondern grundsätzlich so passiert. „Unsere Bauern wären in der Lage, alle Menschen hier mit Fleisch und Eiern zu versorgen“, sagt er, „aber es wird ja weit darüber hinaus produziert. Letztlich sind wir Verbraucher selbst schuld.“
Spezial: nwzonline.de/fipronil