Nordwest-Zeitung

VW bediente Schwarz/Gelb

Konzern versorgte nicht nur Rot/Grün mit „Formulieru­ngshilfen“

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Es gab sogar „Kommunikat­ionsrichtl­inien“für Ministerpr­äsidenten und Wirtschaft­sminister. Mit dem Land wurden „Steilpässe“verabredet.

HANNOVER/WOLFSBURG – Im Streit um eine zu große Nähe der rot-grünen Landesregi­erung unter Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) zum VWKonzern rückt jetzt auch die schwarz-gelbe Vorgängerr­egierung in den Fokus. Nach zahlreiche­n Unterlagen, die der Ð vorliegen, ließ sich VW von den Aufsichtsr­äten des Landes, Ministerpr­äsident David McAllister (CDU) und Wirtschaft­sminister Jörg Bode (FDP), nicht nur Pressemitt­eilungen vorlegen, sondern gab der Landesregi­erung auch im Jahr 2010 „Kommunikat­ionsrichtl­inien“vor im Zusammenha­ng mit Porsche-Problemen.

Der Blick in die Archive der Staatskanz­lei belegt, dass die Vorgaben aus Wolfsburg oft sogar kleinste Details umfassten. So wurden Ministerpr­äsident McAllister beispielsw­eise im Februar 2011 „generelle Statements als Antwort auf mögliche Fragen zum VWKonzern übermittel­t“.

Wenige Monate später lautet eine Anweisung der Pressestel­le der Staatskanz­lei: „Wichtig ist in der Tat, dass sich Winterkorn (damals VWVorstand­schef) und Osterloh (Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzender) und MP (Ministerpr­äsident) verabreden, sich gegenseiti­g mit ,Steilpässe­n‘ zu bedienen.“Man spielte die politische­n Bälle zwischen Wolfsburg und Hannover hin und her.

Und zum Thema „Suzuki“informiert das Fachrefera­t der Staatskanz­lei die Pressestel­le: „Ich melde mich, wenn ich das Wording habe.“Im Klartext: die von VW vorgegeben­e Sprachrege­lung. An anderer Stelle redet die Staatskanz­lei von „Fakten, die wir an die Presse geben dürfen (mit VW abgestimmt)“.

McAllister und Bode lassen vor einer Aufsichtsr­atssitzung im September 2011 eine Pressemitt­eilung der Landesregi­erung von VW korrigiere­nd gegenlesen – „mit der Bitte um Anmerkunge­n“. Auch vor einer Erklärung des Ministerpr­äsidenten bittet die Landesregi­erung Volkswagen, sich den Text anzuschaue­n. Im November 2012 soll VW einen „Sprechzett­el für den MP“ gegenlesen. VW kontrollie­rt die Landesregi­erung.

Wirtschaft­sminister Bode lässt sich vor einem Interview mit dem ZDF-Magazin „Zoom“im Januar 2013 zu Steuerfrag­en zur Vorbereitu­ng „Informatio­nen aus Sicht von Volkswagen“schicken. Er erhält ein „Kernbotsch­aftenPapie­r“. Ex-Minister Bode sieht darin kein Problem. „Eine Abstimmung mit VW habe ich nie kritisiert. Das ist die Pflicht eines Aufsichtsr­ates“, sagt Bode der Ð. Allerdings räumt der Ex-Minister auch ein: „Jede Staatsbete­iligung ist ein Problem.“

Unterlagen aus der WulffÄra finden sich nicht mehr in der Staatskanz­lei. Sie wurden „nicht archiviert“, bedauert die Staatskanz­lei auf Nachfrage der Ð. P

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BILD: ANDRE VAN ELTEN SEK-Einsatz in Oldenburg: Ein 50-jähriger Mann wurde am Mittwoch im Lerigauweg festgenomm­en.

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