Immer mehr depressive Männer
Krankenkasse schlägt Alarm – Frauen an Spitze
HANNOVER – Immer mehr Erwachsene leiden unter Depressionen. Das geht aus Zahlen der Krankenkasse Barmer hervor. Danach suchten 2015 in Niedersachsen rund 565 000 Personen zwischen 40 und 64 Jahren einen Arzt wegen depressiver Symptome auf. Im Vergleich zu 2012 (505 000) ein Plus von 12 Prozent über alle Geschlechter hinweg. Auch in Bremen stieg die Behandlungszahl auf 46 000 Fälle an.
Die Krankenkasse sieht mittlerweile eine „Volkskrankheit“, die immer mehr Männer umfasst. Wurden in Sachsen nur zehn Prozent der Männer auffällig, so liegt diese Zahl in Niedersachsen bei 14 Prozent. „Gerade Männer sollten nicht aus falscher Scham im Stillen leiden, sondern stattdessen professionelle Hilfe aufsuchen“, rät Barmer-Expertin Heike Sander. Denn Depression sei eine Erkrankung, „die möglichst schnell behandelt werden sollte“, betont die Expertin.
Tatsächlich finden Frauen eher den Weg in eine Arztpraxis. „Ein Geschlechterunterschied ist schon länger bekannt“, bestätigt Fachfrau Sander. Frauen würden eher von Symptomen berichten. Sie fühlen sich stärker belastet und suchen schneller nach Hilfe. „Männer dagegen“, so Sander, „klagen häufiger über Schlaflosigkeit und reagieren manchmal mit höherer Gereiztheit. Sie geben eher berufliche Probleme als Grund für ihren Zustand an.“
Die Krankenkasse plädiert dafür, den Zugang von depressiven Patienten mit „niedrigschwelligen Angeboten zu erleichtern“. Noch immer falle es vielen Menschen äußerst schwer, sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten zu wenden.