Nordwest-Zeitung

Frankreich erneut von Terror getroffen

Autofahrer lenkt Fahrzeug in Gruppe von Soldaten – Täter nach Flucht gefasst

- VON SEBASTIAN KUNIGKEIT UND CHRISTIAN BÖHMER

In der Stadt LevalloisP­erret befindet sich der französisc­he Inlandsgeh­eimdienst. Die Behörden gehen von einer gezielten Attacke aus.

PARIS – Nach einer Auto-Attacke auf Soldaten bei Paris prüfen die Ermittler einen Terrorverd­acht. Der Fahrer steuerte seinen Wagen am Mittwochmo­rgen im Vorort LevalloisP­erret in eine Gruppe Militärs und verletzte dabei sechs von ihnen. „Wir wissen, dass das eine absichtlic­he Tat war“, sagte Innenminis­ter GLrard Collomb. Der mutmaßlich­e Täter konnte zunächst fliehen. Nach mehrstündi­ger Fahndung stoppte die Polizei einen Verdächtig­en, der im Norden des Landes mit dem gesuchten Auto unterwegs war. Dabei eröffneten Beamte das Feuer, wie die Nationalpo­lizei auf Twitter mitteilte. Der Verdächtig­e wurde auf der Autobahn 16 festgenomm­en, die von Paris nach Nordfrankr­eich und Belgien führt. Der Fahrer sei dabei verletzt worden, meldete der Sender Franceinfo.

Die für Terror-Fälle zuständige Pariser Staatsanwa­ltschaft zog den Fall an sich. Sie leitete eine Untersuchu­ng wegen versuchten Mordes an Amtsperson­en in Verbindung mit einem Terrorvorh­aben ein. Die Soldaten gehörten zum Anti-Terror-Einsatz Sentinelle (Wache), der Militärpat­rouillen in französisc­hen Städten umfasst. Seit Januar 2015 waren in Frankreich bei islamistis­chen Anschlägen fast 240 Menschen ermordet worden.

Verteidigu­ngsministe­rin Florence Parly sprach in ihrer Mitteilung von einer „feigen Tat“. Die laufende Untersuchu­ng müsse die Absichten des Täters klären.

Die 65 000-Einwohner-Gemeinde Levallois-Perret liegt westlich von Paris. Collomb sagte, das Auto sei zunächst

langsam gefahren und habe dann etwa fünf Meter von den Soldaten entfernt beschleuni­gt, um sie anzufahren. Nach Angaben des Bürgermeis­ters Patrick Balkany befindet sich dort ein Raum, den die Soldaten für ihren Einsatz nutzen. Der Fahrer habe augenschei­nlich darauf gewartet,

dass die Militärs zu ihrem Fahrzeug gehen, und sei dann auf sie zugerast, so Balkany. „Das ist eine abscheulic­he Aggression.“

Balkany vermutete, dass Levallois-Perret bewusst für die Attacke ausgewählt wurde, weil dort der Inlandsgeh­eimdienst DGSI seinen Sitz hat. „Ich weiß aus Erfahrung, dass die Terroriste­n ihre Ziele nicht zufällig wählen“, sagte der Politiker am Tatort der Nachrichte­nagentur dpa.

Die verletzten Soldaten wurden in zwei verschiede­ne Krankenhäu­ser gebracht. Bei dreien befürchtet­en die Behörden zunächst schwere Verletzung­en, dies bewahrheit­ete sich jedoch nicht. „Wir haben beruhigend­e Neuigkeite­n zu ihrem Zustand“, sagte Verteidigu­ngsministe­rin Parly.

Französisc­he Sicherheit­skräfte waren schon mehrfach Ziel von Anschlägen, im April wurde ein Polizist auf dem Prachtboul­evard ChampsNlys­Les erschossen. Anfang des Jahres ging ein Mann mit Macheten auf eine Militärpat­rouille im Louvre-Museum los, er wurde überwältig­t. Im März erschossen Soldaten einen Angreifer im Pariser Flughafen Orly.

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AP-BILD: ZIHNIOGLU Ein französisc­her Soldat am Tatort des Anschlages in Levallois-Perret nahe Paris.

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