Besser über Peking nach Pjöngjang
So manche Reaktion auf das nordkoreanische Schlamassel illustriert ein Syndrom des 21. Jahrhunderts: Sehnsucht nach Appeasement und Orientierungslosigkeit.
Denn nein – der Schuft ist hier nicht Donald Trump. Es ist die Kim-Dynastie, die sich die Bombe verschafft hat und seit Jahr und Tag sämtliche Nachbarn bedroht. Trump hat nichts anderes getan, als eine Sprache zu benutzen, die in Pjöngjang verstanden wird. Seine Vorgänger sind daran gescheitert. Obama versuchte, das Problem auszusitzen. Das hat nicht funktioniert. Zwischen 1993 und 2002 ließen die beiden Bushs und Clinton sich von den Nordkoreanern einlullen, die jedes Entgegenkommen mit Vertragsbrüchen honorierten. Das Resultat war die Bombe in den Händen der Kims. Es sind also die westlichen Demokratien selbst, die durch Beschwichtigungspolitik die aktuelle Lage zugelassen haben.
Doch inzwischen ticken die Uhren anders. China setzt sich Schritt für Schritt von Pjöngjang ab. Nordkoreas Atomarsenal wird auch dort zunehmend als Bedrohung betrachtet. Eine entschiedenere Politik des Westens könnte Peking dazu bringen, auf eine gemeinsame Linie zur Neutralisierung des nordkoreanischen Problems einzuschwenken – wenn und damit seine Interessen gewahrt bleiben.
Nach dem verbalen Schuss vor den Bug der Nordkoreaner ist genau das der Punkt, an dem Trump jetzt ansetzen sollte. Er müsste die Chinesen in dieser Frage zu Verbündeten machen. Ob der erratische Mann im Weißen Haus dazu in der Lage ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt.
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