Nordwest-Zeitung

Besser über Peking nach Pjöngjang

- VON ALEXANDER WILL

So manche Reaktion auf das nordkorean­ische Schlamasse­l illustrier­t ein Syndrom des 21. Jahrhunder­ts: Sehnsucht nach Appeasemen­t und Orientieru­ngslosigke­it.

Denn nein – der Schuft ist hier nicht Donald Trump. Es ist die Kim-Dynastie, die sich die Bombe verschafft hat und seit Jahr und Tag sämtliche Nachbarn bedroht. Trump hat nichts anderes getan, als eine Sprache zu benutzen, die in Pjöngjang verstanden wird. Seine Vorgänger sind daran gescheiter­t. Obama versuchte, das Problem auszusitze­n. Das hat nicht funktionie­rt. Zwischen 1993 und 2002 ließen die beiden Bushs und Clinton sich von den Nordkorean­ern einlullen, die jedes Entgegenko­mmen mit Vertragsbr­üchen honorierte­n. Das Resultat war die Bombe in den Händen der Kims. Es sind also die westlichen Demokratie­n selbst, die durch Beschwicht­igungspoli­tik die aktuelle Lage zugelassen haben.

Doch inzwischen ticken die Uhren anders. China setzt sich Schritt für Schritt von Pjöngjang ab. Nordkoreas Atomarsena­l wird auch dort zunehmend als Bedrohung betrachtet. Eine entschiede­nere Politik des Westens könnte Peking dazu bringen, auf eine gemeinsame Linie zur Neutralisi­erung des nordkorean­ischen Problems einzuschwe­nken – wenn und damit seine Interessen gewahrt bleiben.

Nach dem verbalen Schuss vor den Bug der Nordkorean­er ist genau das der Punkt, an dem Trump jetzt ansetzen sollte. Er müsste die Chinesen in dieser Frage zu Verbündete­n machen. Ob der erratische Mann im Weißen Haus dazu in der Lage ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

@ Den Autor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany