Die Angst vor einem Krieg nimmt zu
GD0Präsident Trump facht Konflikt mit harschen Worten an – So reagiert Pjöngjang In den USA gab es Kritik an Trumps Äußerungen. „Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind“, sagte Senator John
WASHINGTON/PJÖNGJANG – USPräsident Donald Trump hat den gefährlichen Konflikt mit Nordkorea durch seine Drohung mit „Feuer, Wut und ... Macht“weiter angefacht. Nur Stunden nach seiner beispiellosen Warnung an Machthaber Kim Jong Un drohte Nordkoreas Militär mit einem Raketenangriff auf die US-Pazifikinsel Guam. Die Kriegsrhetorik weckte Ängste vor einer unkalkulierbaren Eskalation oder gefährlichen Fehleinschätzung, die einen gewaltsamen Konflikt mit Hunderttausenden Toten auf der koreanischen Halbinsel auslösen könnte.
Während sich Nordkoreas Propaganda gewöhnlich drastischer Formulierungen bedient, kennen derart streitlustige Äußerungen durch einen amerikanischen Präsidenten kaum Präzedenzfälle. Ähnlich hatte sich nur US-Präsident Harry Truman 1945 bei der Mitteilung über den Abwurf der Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima geäußert, als er die Kapitulation der Japaner forderte, wie US- Medien hervorhoben. Er drohte ihnen sonst mit „einem Regen der Zerstörung aus der Luft, wie ihn die Erde noch nicht gesehen hat“.
Mit der extremen Wortwahl des US-Präsidenten wuchs die Sorge, dass sich beide Kontrahenten weiter aufschaukeln. Beobachtern in Seoul fiel auf, dass die Drohung Nordkoreas mit einem Angriff auf die Pazifikinsel Guam zumindest gemessen an der üblichen, wilden Kriegspropaganda fast differenziert wirkte. Die Drohung war auch keineswegs neu und schon früher ähnlich geäußert worden.
Die Streitkräfte zögen eine solche Attacke „auf Guam ernsthaft in Erwägung“, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Der Plan zum Angriff könne „jederzeit“ausgeführt werden, sobald Kim Jong Un die Entscheidung dazu treffe, sagte ein Militärsprecher. Die USA sollten ihre „rücksichtslosen militärischen Provokationen“unterlassen, so dass man nicht „gezwungen“sei, eine „unvermeidliche militärische Entscheidung“zu treffen.
Der verbale Schlagabtausch ist der vorläufige Höhepunkt der Krise, die durch
Nordkoreas Tests mit Interkontinentalraketen eskalierte. Die Sorge über Pjöngjangs Fortschritte mit Nuklearsprengköpfen wächst. Die USA und Japan gehen davon aus, dass Nordkorea inzwischen in der Lage ist, Raketen mit Miniatur-Atomsprengköpfen zu bestücken – auch Interkontinentalraketen, die die USA erreichen könnten.
Kritik an Trumps feuriger Wortwahl hagelte es auch in den USA. Der außenpolitisch profilierte republikanische US-Senator John McCain mahnte Trump zur Zurückhaltung. „Die großen Führer, die ich kenne, sprechen keine Drohungen aus, solange sie nicht bereit zum Handeln sind“, sagte der Republikaner. „Und ich bin nicht sicher, dass Präsident Trump bereit zum Handeln ist.“Trump bringe die USA damit nur näher an eine ernste Konfrontation. Andere Kritiker warnten, Trump setze die Glaubwürdigkeit der USA aufs Spiel.
Historiker wiesen darauf hin, dass US-Präsidenten gewöhnlich behutsam mit ihrer Sprache umgehen, um eine Krise nicht unnötig anzufachen. Auch sinke Trump auf das Niveau des nordkoreanischen Machthabers, wenn er sich im Ton an die Nordkoreaner anlehne. Während einige aber auch eine „Botschaft der Abschreckung“sahen, fürchteten andere einen „gefährlichen Pfad“, den Trump beschreite. Unklar blieb, ob Trump spontan geredet hatte – oder seine Formulierung geplant hatte.