Nordwest-Zeitung

Warum der Konflikt mit Nordkorea so gefährlich ist

Nur 50 Kilometer südlich der Grenze leben 25 <illionen <enschen

- VON FABIAN KRETSCHMER UN? AN?REAS LAN?WEHR

WASHINGTON – US-Präsident Donald Trump erwägt auch „militärisc­he Optionen“, um Nordkorea an der weiteren Entwicklun­g von Atomwaffen und Interkonti­nentalrake­ten zu hindern. Ein gezielter Militärsch­lag dürfte aber sofort einen Gegenschla­g Nordkoreas auslösen – mit verheerend­en Folgen besonders für Südkorea und die dort stationier­ten 28 500 US-Soldaten. 1. Die Zahl der Toten wäre enorm hoch. Nur 50 Kilometer südlich der Grenze leben rund 25 Millionen Menschen im Großraum Seoul. 2. Auch ohne den Einsatz von Atomwaffen wären die Menschen in Gefahr. Nordkorea hat bis zu 15 000 Artillerie­geschütze an den Berghängen an der Demarkatio­nslinie stationier­t. 3. Das amerikanis­che Nautilus-Institut schätzt, dass davon immerhin 700 Kanonen und Raketenwer­fer die südkoreani­sche Hauptstadt unter Beschuss nehmen könnten. 4. Ein Krieg würde eine Massenpani­k auslösen. Seoul ist schwer zu evakuieren: In der Mitte wird die Stadt durch den Han-Fluss geteilt, im Süden von Bergen eingekesse­lt.

5. Nordkorea könnte auch Raketen auf den amerikanis­chen Verbündete­n Japan abschießen.

6. Ein Krieg würde eine neue globale Wirtschaft­sund Finanzkris­e auslösen. Südkorea ist die elftgrößte Wirtschaft­snation der Erde. 7. Die Aktienmärk­te weltweit dürften massiv einbrechen. Schon Trumps Drohungen und die jüngste Eskalation verunsiche­rn die Investoren. Ein Krieg der US-Amerikaner gegen Nordkorea könnte schnell zu einem globalen Konflikt eskalieren. Es ist unklar, wie sich Russland und vor allem China verhalten würden. 9. Es könnte zu einer Konfrontat­ion zwischen China und den USA kommen, auch wenn der große Nachbar und einstige Verbündete nicht mehr wie im Korea-Krieg (1950-53) an der Seite Nordkoreas kämpfen dürfte. 10. Chinas Militär bereitet sich vielmehr darauf vor, im Kriegsfall schnell in Nordkorea einzudring­en, um die Atomwaffen unter Kontrolle zu bringen und die Lage zu stabilisie­ren. 11. Es drohen Millionen von Flüchtling­en über die Grenze nach China zu strömen und die Lage in Nordostchi­na zu destabilis­ieren. 12. China fürchtet eine zwangsweis­e Wiedervere­inigung Koreas unter Führung der USA, an deren Ende US-Truppen direkt an der Grenze stehen könnten.

Es scheint eine neue Eskalation­sstufe, er hat allerdings historisch­e Vorreiter: Mit einem „rain of ruin“droht USPräsiden­t Harry S. Truman 1945 kurz nach dem Abwurf der ersten Atombombe Kriegsgegn­er Japan.

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