Trump hat keine feste Linie
Eric >allbach ist ?issenschaftlicher <itarbeiter an der Freien Uni@ersität >erlin. Zu seinen Forschungssch?erpunkten zählen die Außen- und Sicherheitspolitik @on Nordund Südkorea.
FRAGE: Warum schlägt Staatschef Kim Jong Un jetzt so harte Töne an? BALLBACH: In Nordkorea sieht man sich im Grunde genommen seit den 1950er Jahren mit einer Bedrohung konfrontiert – von den USA ausgehend. Das ist zum einen eine gewisse reelle Bedrohung. Wir haben aus den USA mehrfach schon die Möglichkeit eines Präventivschlags gegen Nordkorea gehört. Auf der anderen Seite geht Nordkorea bewusst dazu über, solche Bedrohungslagen zu konstruieren und rhetorisch zuzuspitzen. Das hat sehr starke innenpolitische Hintergründe. Auch in einer Diktatur wie Nordkorea muss ein so kosten- und ressourcenintensives Projekt wie das Nuklearprogramm in irgendeiner Weise vor der Bevölkerung legitimiert werden. FRAGE: Wie sieht die Linie von US-Präsident Donald Trump aus? BALLBACH: Trump hat momentan keine feste Linie. Wir hören ja NordkoreaStrategien, die in alle Richtungen laufen. Wir hören vom Verteidigungsministerium und aus dem Weißen Haus immer wieder die Drohung, dass alle Optionen – auch die militärischen – auf dem Tisch liegen. Wir hören aus dem Außenministerium von Rex Tillerson aber ganz andere Töne. Ein Grund, warum wir so unterschiedliche Stimmen hören, ist, dass wir noch immer keinen VizeAußenminister für Ostasien in den USA haben. FRAGE: Wie wahrscheinlich ist eine Eskalation? BALLBACH: Wir müssen das ernst nehmen. Wir dürfen nie ausschließen, dass es irgendwo – entweder in den USA oder in Nordkorea – Leute gibt, die diese militärische Gefahr weiter eskalieren lassen. Nichtsdestotrotz sehe ich keine unmittelbare Gefahr für einen Krieg. Zum einen besteht das Problem darin, dass ein Militärschlag gegen Nordkorea militärstrategisch nicht unproblematisch wäre. Wir wissen nicht genau, wo sich die nukleare Infrastruktur befindet. Ein Präzisionsschlag wäre nur sinnvoll, wenn wir den genauen Standort kennen. Zweitens wäre das ein Krieg in einer der wirtschaftlich dynamischsten Regionen der Welt. Drittens müssen wir im Fall einer militärischen Konfrontation davon ausgehen, dass Nordkorea entsprechend zurückschlägt.