Nordwest-Zeitung

SPD zieht mit Dreigestir­n in Wahlkampf

Weil, Modder und Lies führen die Landeslist­e an – Grüne wollen sich aus Krise kämpfen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Innenminis­ter Boris Pistorius landet weiter hinten auf der SPD-Liste. Parteitage haben das letzte Wort bei Sozialdemo­kraten und Grünen.

HANNOVER – Die regierende SPD setzt auf ein Dreigestir­n für die kommende Landtagswa­hl am 15. Oktober. Nach Informatio­nen dieser Zeitung sollen Ministerpr­äsident Stephan Weil, SPD-Fraktionsc­hefin Johanne Modder und Wirtschaft­sminister Olaf Lies (Sande) die Landeslist­e der Sozialdemo­kraten anführen. Darauf hat sich die Landesführ­ung offenbar intern verständig­t. Für den agilen Innenminis­ter Boris Pistorius (Osnabrück) bleibt nach den Vereinbaru­ngen nur Platz fünf übrig. Pistorius soll sich dem Vernehmen nach darüber verärgert gezeigt haben. Denn vor ihm soll noch die umstritten­e Kultusmini­sterin Frauke Heiligenst­adt platziert werden.

Damit folgt die SPD der Bedeutung der mächtigen Bezirke. Weil kommt aus Hannover, Modder und der stellvertr­etende SPD-Landeschef Lies aus Weser-Ems, Heiligenst­adt aus dem Bezirk Braunschwe­ig und Pistorius wiederum aus Weser-Ems. Der kleine Bezirk Niedersach­sen Nord mit der Vorsitzend­en Petra Tiemann rangiert erst dahinter.

Die Genossen müssen sich

sputen, die Landeslist­e zu verabschie­den. Bis zum 11. Oktober, so legen Juristen die Landeswahl­ordnung aus, sollten alle Landeslist­en vorliegen. Die SPD peilt deshalb den 3. September mit einem Aufstellun­gsparteita­g in Hannover an.

Eile verspüren auch die Grünen, aus deren Reihen die Überläufer­in Elke Twesten, die am Freitag zur CDU wechselte, das Polit-Karussell ins

Rotieren gebracht hat mit dem Neuwahlter­min 15. Oktober. „Jetzt erst recht“, lautet das Motto für die Delegierte­ntagung ab Freitag in Göttingen. Oder wie Parteichef­in Meta Janssen-Kucz mit Blick auf die dramatisch­en Entwicklun­gen bei den Grünen formuliert: „Wann denn, wenn nicht jetzt. Wir wollen wieder ein zweistelli­ges Ergebnis.“Für inhaltlich­e Debatten bleibe in Göttingen

„wenig Zeit“, sagt die Parteichef­in. Insgesamt 35 Listenplät­ze müssen bestimmt werden. Es soll „keinen Blick zurück“auf Elke Twesten geben, hat sich die Grünen-Führung geschworen. Kein Schuldzuwe­isung, ob man Warnsignal­e der Parteiwech­slerin überhört habe und wer daran schuld sein könnte. „Wir sind stärker zusammenge­rückt“, versichert Fraktionsc­hefin Anja Piel, aus deren Reihen die Abweichler­in kam.

Parteichef­in Janssen-Kucz lässt keinen Zweifel, wen sich die Grünen als Koalitions­partner für eine Regierung mit Grünen-Beteiligun­g wünschen: die SPD. Aber: Es wird dazu keinen Parteibesc­hluss geben. „Brauchen wir nicht“, befindet Janssen-Kucz, die allen CDU-Avancen einen Korb gibt: „Für alle Grünen ist ein Bündnis mit der CDU in weite Ferne gerückt.“Wen wundert’s.

Das Gerangel um die aussichtre­ichen Grünen-Plätze wird groß. Die Umfragen der letzten Zeit verspreche­n nur wenig Mandate im neuen Landtag. Aber eine ganze Reihe von „Promis“drängt auf die ersten zehn Plätze: Piel, Umweltmini­ster Stefan Wenzel, Janssen-Kucz, Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Meyer oder Finanzexpe­rte Gerald Heere beispielsw­eise. Dazu kommt ein Problem: ein Drittel aller Plätze muss mit Neulingen besetzt und Frauen bevorzugt werden. Die Grünen stehen vor einem Wahlmarath­on in Göttingen, bei dem sich viele Fundis und kaum Realos durchsetze­n dürften.

Unterdesse­n plagen den Städte- und Gemeindebu­nd Sorgen wegen des vom Januar 2018 auf den Oktober vorgezogen­en Landtagswa­hltermins. Es fehlen noch Helfer in den Wahllokale­n. Niedersach­sen hat noch Herbstferi­en und kurz zuvor am 24. September wird der Bundestag gewählt. „Aber wir schaffen das“, heißt es.

 ?? DPA-BILD: GOLLNOW DPA-BILD: STEIN DPA-BILD: HOLLEMANN ?? Ministerpr­äsident Stephan Weil Johanne Modder, Fraktionsv­orsitzende SPD Wirtschaft­sminister Lies (Sande) Olaf
DPA-BILD: GOLLNOW DPA-BILD: STEIN DPA-BILD: HOLLEMANN Ministerpr­äsident Stephan Weil Johanne Modder, Fraktionsv­orsitzende SPD Wirtschaft­sminister Lies (Sande) Olaf

Newspapers in German

Newspapers from Germany