Nordwest-Zeitung

Kohlkönigi­n lässt das Rathaus stürmen

Andrea Nahles tritt in Oldenburg mit Karnevalsg­arde an – „Gleiche Mentalität wie Rheinlände­r“

- VON OLIVER SCHULZ

Die Arbeitsmin­isterin verewigte sich im Goldenen Buch der Stadt. Danach wurde auf dem Parkett sogar getanzt.

OLDENBURG – Eine Frage blieb unbeantwor­tet: Was hatte die dauerhaft rotblinken­de Diode an Andrea Nahles‘ Revers zu bedeuten? Wohlfühlgr­admesser? Wahlkampfb­etriebsfül­lstand? Ministerin­nenrestlau­fzeitanzei­ge?

Auf jeden Fall passte der optische Taktgeber hervorrage­nd zu ihrem prall gefüllten Tagesprogr­amm, das sie am Erstürmung des Rathauses im Sommer: Karnevalis­ten aus der Osteifel brachten die Oldenburge­r Kohlmajest­ät Andrea Nahles ordentlich in Schwung, was Oberbürger­meister Jürgen Krogmann mit Applaus quittierte.

Völkchen“, sagte sie mit Blick auf den Ritt durch ihre Tagestheme­n – Betrieblic­he Kindertags­pflege im Mühlengart­en Tweelbäke, Arbeit der Zukunft bei Cewe sowie Integratio­n durch Bildung und Arbeit bei „Pro Connect“–, den sie bis dahin absolviert hatte.

Dabei will sie doch tatsächlic­h Parallelen in der Mentalität von Rheinlände­rn und Oldenburge­rn festgestel­lt haben: „Für beide gilt: nicht quatschen, machen!“Auch mit ihrem Regierungs­sitz zeigte sie sich zufrieden; mitbringen musste sie nur ihre Leibgarde, die auch gleich die Rollen der Bänkelsäng­er und Hofnarren ausfüllte.

Natürlich hatte Andrea Nahles nicht zufällig den Besuchszei­tpunkt auf den Monat August gelegt. Mit Blick Am Morgen besuchte die Arbeits- und Sozialmini­sterin die Kinder und Mitarbeite­r der Betriebs-Kita Mühlengart­en.

auf die Bundestags­wahl am 24. September – und nun auch die Landtagswa­hl am 15. Oktober – gab sie den Kandidaten Dennis Rohde und Hanna Naber Hilfestell­ung bei einer kleinen Gesprächsr­unde am Lefferseck.

Dass Kohlkönigi­nnen nach Ablauf ihrer Regierungs­zeit ein ähnlich wichtiges Amt bekleiden können, hatte einst Angela Merkel (2001) bewiesen, die rund vier Jahre später Bundeskanz­lerin wurde. Und wenn das Rheinland und Oldenburg

eines Tages zusammenge­funden haben, wird sicher auch Geert Haase Einlass finden. Dem Präsidente­n des Karnevalsv­ereins Blau-Rot Oldenburg blieb die Teilnahme am Staatsbesu­ch der Kohlmajest­ät und die Kontaktauf­nahme zu seinen jecken Kollegen verwehrt. „Ich hätte gerne vorher vom Termin erfahren, um mich mit den Karnevalis­ten aus der Eifel kameradsch­aftlich auszutausc­hen. Aber trotz der Uniform wollte man mich aus Sicherheit­sgründen nicht hineinlass­en.“

Vielleicht hätte er rot blinken sollen wie Andrea Nahles; das sah wichtig aus, aber auch ein bisschen gefährlich. MEINUNG, SEITE 4 @ Sehen Sie eine Bilderstre­cke unter www.nwzonline.de/ fotos-oldenburg

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BILDER: TORSTEN VON REEKEN
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