Kohlkönigin lässt das Rathaus stürmen
Andrea Nahles tritt in Oldenburg mit Karnevalsgarde an – „Gleiche Mentalität wie Rheinländer“
Die Arbeitsministerin verewigte sich im Goldenen Buch der Stadt. Danach wurde auf dem Parkett sogar getanzt.
OLDENBURG – Eine Frage blieb unbeantwortet: Was hatte die dauerhaft rotblinkende Diode an Andrea Nahles‘ Revers zu bedeuten? Wohlfühlgradmesser? Wahlkampfbetriebsfüllstand? Ministerinnenrestlaufzeitanzeige?
Auf jeden Fall passte der optische Taktgeber hervorragend zu ihrem prall gefüllten Tagesprogramm, das sie am Erstürmung des Rathauses im Sommer: Karnevalisten aus der Osteifel brachten die Oldenburger Kohlmajestät Andrea Nahles ordentlich in Schwung, was Oberbürgermeister Jürgen Krogmann mit Applaus quittierte.
Völkchen“, sagte sie mit Blick auf den Ritt durch ihre Tagesthemen – Betriebliche Kindertagspflege im Mühlengarten Tweelbäke, Arbeit der Zukunft bei Cewe sowie Integration durch Bildung und Arbeit bei „Pro Connect“–, den sie bis dahin absolviert hatte.
Dabei will sie doch tatsächlich Parallelen in der Mentalität von Rheinländern und Oldenburgern festgestellt haben: „Für beide gilt: nicht quatschen, machen!“Auch mit ihrem Regierungssitz zeigte sie sich zufrieden; mitbringen musste sie nur ihre Leibgarde, die auch gleich die Rollen der Bänkelsänger und Hofnarren ausfüllte.
Natürlich hatte Andrea Nahles nicht zufällig den Besuchszeitpunkt auf den Monat August gelegt. Mit Blick Am Morgen besuchte die Arbeits- und Sozialministerin die Kinder und Mitarbeiter der Betriebs-Kita Mühlengarten.
auf die Bundestagswahl am 24. September – und nun auch die Landtagswahl am 15. Oktober – gab sie den Kandidaten Dennis Rohde und Hanna Naber Hilfestellung bei einer kleinen Gesprächsrunde am Lefferseck.
Dass Kohlköniginnen nach Ablauf ihrer Regierungszeit ein ähnlich wichtiges Amt bekleiden können, hatte einst Angela Merkel (2001) bewiesen, die rund vier Jahre später Bundeskanzlerin wurde. Und wenn das Rheinland und Oldenburg
eines Tages zusammengefunden haben, wird sicher auch Geert Haase Einlass finden. Dem Präsidenten des Karnevalsvereins Blau-Rot Oldenburg blieb die Teilnahme am Staatsbesuch der Kohlmajestät und die Kontaktaufnahme zu seinen jecken Kollegen verwehrt. „Ich hätte gerne vorher vom Termin erfahren, um mich mit den Karnevalisten aus der Eifel kameradschaftlich auszutauschen. Aber trotz der Uniform wollte man mich aus Sicherheitsgründen nicht hineinlassen.“
Vielleicht hätte er rot blinken sollen wie Andrea Nahles; das sah wichtig aus, aber auch ein bisschen gefährlich. MEINUNG, SEITE 4 @ Sehen Sie eine Bilderstrecke unter www.nwzonline.de/ fotos-oldenburg