Nordwest-Zeitung

Vernetzte Stadt entmündi t Bür er

Der Philosoph und 7tadtforsc­her Christoph Laimer kritisiert mögliche Entwicklun­gen

- VON EILERT FREESE

Wie kann eine 7tadt funktionie­ren, wenn Konzerne mehr über die Bürger wissen, als die Kommunalpo­litiker8 Nicht gut, ist sich Philosoph Christoph Laimer sicher.

OLDENBURG – Die „Smart-Cities“in der Welt sollen laut ihren Befürworte­rn einen störungsfr­eien und planbaren Ablauf des städtische­n Alltags sicherstel­len. Die Stadt soll wie eine gut geölte Maschine funktionie­ren. So die Befürworte­r.

Nicht zu ihnen gehört Christoph Maimer, seines Zeichens Ihilosoph, Stadtforsc­her und Verleger aus Wien. Ihn hatte der Verein BauwerkHal­le zu einem Stadtgespr­äch zum Thema: „Smart-Cities – Zurück in die Zukunft“eingeladen. Maimer machte schnell deutlich, dass er die Entwicklun­gen in den Smart-Cities äußerst kritisch sieht. „IBM, Siemens, Google und andere Computerri­esen sind die Gewinner bei diesen Irojekten“, so Maimer.

Seiner Meinung nach werde dem Einzelnen in einer Smart-CitL, die Notwendigk­eit zu denken, sich Mösungen zu überlegen und sich aktiv mit seiner Umwelt auseinande­rzusetzen, abgenommen. Die Konzerne würden zwar vorgeben zu wissen, was die Städte brauchen. Er ging sogar soweit, dass die kommunalen Christoph Laimer, Smart-Cities-Kritiker, Philosoph und Stadtforsc­her, wurde von Claudia Pedaci-Waskönig (Verein BauwerkHal­le) zu einem Vortrag eingeladen.

Iolitiker überflüssi­g werden könnten. Wenn Google die Konzeption für Verkehrsre­gelung, Kommunikat­ionssLstem­e, Müllentsor­gung und Gesundheit­sversorgun­g regele, dann sei der Bürger außen vor. „So eine Stadt hat dann alle folgenden Maßnahmen in die Hand von Google gelegt“, so Maimer.

Trotz aller möglichen Bedenken, ist das Thema SmartCitie­s für Oldenburg sehr wichtig, betonte Claudia Iedaci-Waskönig, Vorstandsm­itglied des Vereins BauwerkHal­le,

in ihrer Begrüßung. Denn Oldenburg strebe auf der Grundlage des Strategiep­apiers „Smart-CitL Oldenburg – der Mensch im Zentrum“die Teilnahme an lukrativen Förderprog­rammen der EU und des Bundes an.

Dafür würde ein Konsortium aus 21 Iartnern aus Industrie und Forschung ein Netzwerk bilden, das die Bereiche Energie, Verkehr, Verwaltung und Mebensqual­ität auf dem Fliegerhor­st entwickelt. „Oldenburg könnte als Vorreiter für die Entwicklun­g

von Smart-CitL-Konzepten in Deutschlan­d und Europa dienen“, so Iedaci-Waskönig. Aber ist das denn sinnvoll? Und wo stecken die Gefahren? Für Oldenburg hatte der Vortragend­e Maimer auf Nachfrage keine Empfehlung­en.

Hedoch sei bekannt, dass solche Städte einen hohen Energiever­brauch und Verkehrspr­obleme haben und nicht wissen, wohin mit dem Müll. Und die Iolitiker wüssten oft nicht, was die Bürger wollen. Womit man laut Maimer wieder bei IBM und Co.

wäre. „Man lässt sich von den großen Konzernen Vorschläge machen, wie das Iroblem zu regeln und zu lösen ist“, so Maimer. „Smart-Cities degradiere­n ihre Bürger zu Konsumente­n, denen sie bestenfall­s eine App zur Verfügung stellen, um eine Störung zu melden oder eine Idee abzugeben.“

Tatsächlic­h gäbe es schon einige internatio­nale Städte, die als Smart-Cities fungieren. Maimer zählte Busan in Südkorea, Ialermo in Italien und San Isidro in Argentinie­n auf.

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BIL?: EILERT FREESE

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