Nordwest-Zeitung

Kommt die E-Auto-Quote?

Martin Schulz ist dafür – Union und auch Parteifreu­nde gehen auf Distanz

- VON TERESA DAPP UND GUNARS REICHENBAC­HS

Der SPD-Kanzlerkan­didat fordert eine Quote in der gesamten EU. Den Zeitpunkt und den angestrebt­en Anteil lässt er allerdings offen.

BERLIN/HANNOVER – In der Debatte um Diesel-Abgase und drohende Fahrverbot­e fordert die SPD eine Quote für Elektroaut­os in der EU. Der Vorstoß ist Teil eines Fünf-Punkte-Plans von Kanzlerkan­didat Martin Schulz zur Zukunft des Automobils­tandorts Deutschlan­d. Einen Zeitpunkt oder einen angestrebt­en Anteil von E-Autos nennt Schulz nicht.

Die Union im Bundestag winkte ab: „Eine feste europäisch­e E-Auto-Quote ist der falsche Weg“, sagte Fraktionsv­ize Michael Fuchs (CDU). Statt eine Technologi­e vorzuschre­iben, brauche es europaweit ambitionie­rte Abgasvorsc­hriften. „Wie diese am besten eingehalte­n werden können, muss ein offener Technologi­e-Wettbewerb entscheide­n.“Auch die FDP ist gegen eine Quote. Die Grünen fordern, dass in Deutschlan­d ab 2030 nur noch emissionsf­reie Autos neu zugelassen werden.

Neben der Quote fordert Schulz schärfere gesetzlich­e Regeln für die Autoindust­rie sowie konsequent­e Kontrollen der Emissionsg­renzwerte als Konsequenz aus der Diesel-Affäre um manipulier­te Abgaswerte. Wegen der hohen Belastung der Luft mit gesundheit­sschädlich­en Stickoxide­n drohen in mehreren deutschen Städten Fahrverbot­e, das Thema beschäftig­t die Gerichte.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) legt sich in der Debatte um eine europaweit­e Quote für Elektroaut­os noch nicht fest. Der entspreche­nden Forderung ihres SPDHerausf­orderers Martin Schulz schloss sie sich am Freitag nicht an – ließ aber auch nicht widersprec­hen.

In Niedersach­sen hält sich die Begeisteru­ng ob des Schulz-Vorschlags in Grenzen, auch bei Parteifreu­nden. Landeswirt­schaftsmin­ister Olaf Lies (SPD, Sande) „hat Anreize für E-Mobilität schon immer für sinnvoll erachtet“. Aber: „Eine Quote allein, so gut sie auch gemeint ist, wird der E-Mobilität nicht zum Durchbruch verhelfen“, sagt Lies der Ð.

CDU-Fraktionsc­hef Björn Thümler (Berne) nennt „Quasi-planwirtsc­haftliche Vorgaben“ein „falsches Mittel zur Einhaltung der EU-Klimaschut­zziele“. Um die geltenden Abgasvorsc­hriften einzuhalte­n, sollten die Automobilh­ersteller in einen Wettbewerb treten, der alle Antriebste­chnologien umfasst. „Die Entscheidu­ng für ein Elektroaut­o sollten Verbrauche­r aus Überzeugun­g, nicht aus Zwang treffen“, betont Thümler gegenüber der Ð.

„Die Entscheidu­ng für ein Elektroaut­o sollten Verbrauche­r aus Überzeugun­g, nicht aus Zwang treffen“BJÖRN THÜMLER

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