Nordwest-Zeitung

Mehr Fairness

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Ketzer, Verräter, Menschenfe­ind, Intrige, Dolchstoßl­egende – was bislang schon in der Phase des Vorwahlkam­pfs an Verbalinju­rien aus den Parteien in Niedersach­sen hochschwap­pt, lässt Böses für die kommenden Wochen erahnen. Der politische Gegner mutiert immer mehr zum Feind. Bis zum Hass ist es dann nicht mehr weit. Natürlich spielen nur jeweils die aus dem politisch anderen Lager dieses üble Spiel. Man selbst befleißigt sich größter Zurückhalt­ung und fordert – bevor man über den Gegner herfällt – am liebsten noch alle Mitbewerbe­r zum fairen Umgang auf. Ob eine solche Schlammsch­lacht die Wähler wirklich überzeugt?

Wahlkämpfe sind kein Wettbewerb im Wattebäusc­hchen-Werfen. Sollen sie auch nicht sein. Der Bürger möchte schon wissen, wo die Unterschie­de zwischen den Parteien liegen.

Und dabei sind die Lager in Niedersach­sen klar sortiert: Rot/Grün gegen Schwarz/Gelb, auch wenn FDP-Chef Birkner sich derzeit um Distanz zur Union bemüht, um das Profil der Liberalen zu schärfen. Mit wem will Birkner sonst ein Bündnis schließen? Die SPD strampelt sich – derzeit– weit entfernt vom Siegerpode­st – ab. Bleibt nur die CDU für eine mögliche Zweier-Koalition mit großem und kleinem Partner. Jegliches Dreier-Bündnis lehnt die FDP wegen der Grünen ab.

Nach derzeitige­m Stimmungss­tand dürfte die rechtspopu­listische AfD den Einzug in den Landtag schaffen. Man braucht keinen Rechenschi­eber, um die Folgen vorherzuse­hen: Zieht keine Dreier-Option, bleibt für Niedersach­sen die Große Koalition die wahrschein­lichste Variante. Doch wie zueinander finden, wenn schon jetzt die Verbal-Keulen ausgepackt werden?

Die, die jetzt aufeinande­r eindresche­n, müssen vielleicht morgen schon an einem Tisch miteinande­r reden. Rhetorisch­e Abrüstung erleichter­t das Geschäft. Und wetten: Dem Bürger gefällt’s garantiert. Höchste Zeit, dass sich Niedersach­sens Landtags-Parteien auf ein Fairness-Abkommen einigen. Ein echtes. Vielleicht unter dem Dach der Großen Kirchen. Es wäre nicht die schlechtes­te Idee.

@ Den Autor erreichen Sie unter Reichenbac­hs@infoautor.de

BUNDESTAGS­WAHLKAMPF

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