Große Lücke bei der Pflege
Kassen und Verbände klagen über Personalmangel in Kliniken
Im vergangenen Jahr stellten die deutschen Kliniken mehr Mitarbeiter ein. Nur die Pflege am Krankenbett profitierte davon kaum.
WIESBADEN/BERLIN – Knapp 20 Millionen Patienten in Deutschland mussten im vergangenen Jahr stationär im Krankenhaus behandelt werden. Das sind 277 000 oder 1,4 Prozent Behandlungsfälle mehr als 2015, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.
Einen Anstieg gab es beim Krankenhauspersonal. Allerdings fiel er bei den einzelnen Berufsgruppen sehr unterschiedlich
aus. So stieg die Zahl der Ärzte, die Vollzeit arbeiteten, um 3600 oder 2,3 Prozent auf knapp 158 000. Bei den Vollzeitkräften im nichtärztlichen Dienst gab es eine Zunahme um 22 800 auf 736500 Personen, das waren 3,2 Prozent mehr. 325 200 arbeiteten davon im Pflegedienst. Die „Pflege am Krankenbett“konnte damit gegenüber 2015 nur um 4300 Beschäftigte
zulegen. Der Sprecher des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Florian Lanz, kritisierte das am Montag: „Es ist kein Geheimnis, dass die Situation der Pflege in den Krankenhäusern verbessert werden muss.“Daher sei es enttäuschend, dass sich bei der Anzahl der Pflegekräfte mit plus 1,3 Prozent am wenigsten verändert habe. „Wir brauchen mehr Pflege am Krankenbett und die Beitragszahler können erwarten, dass die Klinikleitungen hier für das viele Geld mehr leisten.“
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte, 4300 zusätzliche Pflegekräfte „sind kein Grund zum Jubeln“. Im Schnitt seien das gerade mal zwei Pflegekräfte mehr pro Krankenhaus. Dabei würden in den Krankenhäusern zunehmend alte, chronisch kranke und pflegebedürftige Menschen versorgt. „Diese Patientengruppe braucht aber besonders intensive Pflege.“Klar sei: „Pflege kostet Geld, medizinische Behandlung bringt Geld.“Entsprechend habe in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Ärzte deutlich zugenommen, während die Zahl der Pflegekräfte zurückgefahren worden sei.