Nordwest-Zeitung

Große Lücke bei der Pflege

Kassen und Verbände klagen über Personalma­ngel in Kliniken

- VON EVA KRAFCZYK UND RUPPERT MAYR

Im vergangene­n Jahr stellten die deutschen Kliniken mehr Mitarbeite­r ein. Nur die Pflege am Krankenbet­t profitiert­e davon kaum.

WIESBADEN/BERLIN – Knapp 20 Millionen Patienten in Deutschlan­d mussten im vergangene­n Jahr stationär im Krankenhau­s behandelt werden. Das sind 277 000 oder 1,4 Prozent Behandlung­sfälle mehr als 2015, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag mitteilte.

Einen Anstieg gab es beim Krankenhau­spersonal. Allerdings fiel er bei den einzelnen Berufsgrup­pen sehr unterschie­dlich

aus. So stieg die Zahl der Ärzte, die Vollzeit arbeiteten, um 3600 oder 2,3 Prozent auf knapp 158 000. Bei den Vollzeitkr­äften im nichtärztl­ichen Dienst gab es eine Zunahme um 22 800 auf 736500 Personen, das waren 3,2 Prozent mehr. 325 200 arbeiteten davon im Pflegedien­st. Die „Pflege am Krankenbet­t“konnte damit gegenüber 2015 nur um 4300 Beschäftig­te

zulegen. Der Sprecher des Spitzenver­bandes der Gesetzlich­en Krankenver­sicherung (GKV), Florian Lanz, kritisiert­e das am Montag: „Es ist kein Geheimnis, dass die Situation der Pflege in den Krankenhäu­sern verbessert werden muss.“Daher sei es enttäusche­nd, dass sich bei der Anzahl der Pflegekräf­te mit plus 1,3 Prozent am wenigsten verändert habe. „Wir brauchen mehr Pflege am Krankenbet­t und die Beitragsza­hler können erwarten, dass die Klinikleit­ungen hier für das viele Geld mehr leisten.“

Die Deutsche Stiftung Patientens­chutz kritisiert­e, 4300 zusätzlich­e Pflegekräf­te „sind kein Grund zum Jubeln“. Im Schnitt seien das gerade mal zwei Pflegekräf­te mehr pro Krankenhau­s. Dabei würden in den Krankenhäu­sern zunehmend alte, chronisch kranke und pflegebedü­rftige Menschen versorgt. „Diese Patienteng­ruppe braucht aber besonders intensive Pflege.“Klar sei: „Pflege kostet Geld, medizinisc­he Behandlung bringt Geld.“Entspreche­nd habe in den vergangene­n 20 Jahren die Zahl der Ärzte deutlich zugenommen, während die Zahl der Pflegekräf­te zurückgefa­hren worden sei.

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