Nordwest-Zeitung

Unbefriedi­gend

- VON RASMUS BUCHSTEINE­RI BÜRO BERLIN

Kollbeschä­ftigung – das ist ein vollmundig­es Verspreche­n. Im Schlafwage­n und zum Nulltarif wird es kaum zu erreichen sein. Die Ausgangsla­ge könnte allerdings besser kaum sein.

Der demografis­che Wandel in Kombinatio­n mit einer erstaunlic­h langen Aufschwung­sphase bescheren Deutschlan­d immer neue Beschäftig­ungsrekord­e. Tatsächlic­h gibt es insbesonde­re in Bayern und Baden-Württember­g längst Landkreise, in denen Vollbeschä­ftigung – nach gängiger Definition zwei bis drei Prozent Arbeitslos­igkeit – längst Realität sind.

Doch das gilt bei weitem nicht flächendec­kend. Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles hat zu Recht auf einen Widerspruc­h zwischen Anspruch und Wirklichke­it bei der Union hingewiese­n. Der vorliegend­e Haushaltse­ntwurf des Bundesfina­nzminister­s sieht nicht etwa steigende Mittel für den Kampf gegen Langzeitar­beitslosig­keit vor, sondern eine Kürzung.

Formal hat Angela Merkel natürlich recht mit ihrer Replik, der Haushalt werde erst nach der Bundestags­wahl verabschie­det und der Etat der Arbeitsmin­isterin sicherlich noch aufgestock­t. Doch bleibt die Aussage ebenso unbefriedi­gend wie die kurze Passage zum Thema Langzeitar­beitslosig­keit im Wahlprogra­mm der Union.

Wer mit Vollbeschä­ftigung wirbt, sollte schon genauer sagen können, wie dieses Ziel konkret erreicht werden soll. Ein Selbstläuf­er ist es jedenfalls nicht. Das zeigt schon der Blick in die Statistik.

Erwerbsfäh­ige Hartz-IV-Empfänger sind aktuell deutlich länger arbeitslos als noch zu Beginn des Jahrzehnts, oft ohne Ausbildung, älter als 55 Jahre oder gesundheit­lich beeinträch­tigt. Sie in Beschäftig­ung zu bringen, setzt einen Kraftakt voraus – auch finanziell.

@ Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

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