Beim HSV grüßt jährlich die Verzweiflung
Warum in Hamburg schon vor dem Ligastart schlechte Stimmung herrscht
HAMBURG – Die einen aufs Fahrrad, die anderen zum Waldlauf – die Profis des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV sollten am Tag nach der 1:3-Pokalblamage beim Drittliga-Vorletzten VfL Osnabrück erstmal abseits des Trainingsplatzes ins Nachdenken kommen. Trainer Markus Gisdol, ein Käppi ins Gesicht gezogen, leitete derweil das Programm der Reservisten.
Bei der morgendlichen Videoanalyse, dies ließ Gisdol durchblicken, dürften klare Worte gesprochen worden sein. „Ich kann eine solche Niederlage nicht sofort abhaken, einige Sachen haben mich richtig gestört“, sagte der 47-Jährige: „Was bei der Sitzung genau abging, bleibt intern und geht niemanden etwas an.“
Die Bundesliga-Saison hat noch nicht einmal angefangen, da ist die Krise bereits zurück in Hamburg. Weinende Fans verließen mit hängenden Köpfen die Bremer Brücke, an der die Osnabrücker ihren Triumph feierten.
An diesem Samstag (15.30 Uhr) erwartet der HSV zum Bundesliga-Auftakt den FC Augsburg. Gegen den FCA werden die Hamburger erneut gefordert sein, das Spiel zu machen – was schon in Osnabrück schwer fiel. Die Augsburger verloren ihr Pokalspiel beim Drittligisten 1. FC Magdeburg mit 0:2 und werden ihr Heil zunächst in einer stabilen Abwehr suchen. HSV- Sportchef Jens Todt erklärte fast trotzig: „Ich weiß, dass wir eine intakte Mannschaft haben. Wir sind auf dem Boden der Tatsachen, werden aber gegen Augsburg ein anderes Gesicht zeigen.“
Das müssen sie auch, denn schon jetzt quillt die Häme aus dem Netz. „Jetzt heißt es besonnen handeln, noch einmal 150 Millionen in neue Spieler investieren und mit einem neuen Trainer in die Saison starten“, wurde da den Clubverantwortlichen süffisant ans Herz gelegt.
Tatsächlich will der HSV personell noch einmal aktiv werden und hat Interesse am Augsburger Verteidiger Konstantinos Stafylidis bekundet. Für einen Wechsel empfehlen kann sich der Grieche an diesem Samstag. Dabei sind die Kassen des HSV eigentlich leer, denn es ist der Führungsetage des Clubs nicht gelungen, teure, aber nicht mehr zur ersten Wahl zählende Profis wie Pierre-Michel Lasogga, Lewis Holtby und Aaron Hunt zu vernünftigen finanziellen Bedingungen abzustoßen. Gisdol möchte nicht erst beim Transferschluss am 31. August Klarheit haben über die Zusammensetzung seines Kaders: „Das muss schneller geklärt werden.“