Nordwest-Zeitung

Nchwarzbro­t bestrichen mit nelbstiron­ie

Innenminis­ter Thomas de Maizière hält Festrede – Luther und Leitkultur

- VON ULRICH SCHÖNBORN

De Maizière kokettiert­e gekonnt mit seinem Image: Er sei nicht gerade als Humorist bekannt.

VECHTA – So ein Festredner auf dem Stoppelmar­kt in Vechta hat es nicht leicht. Da sitzen mehr als 1000 Leute am Montag in Kühlings Festzelt und erwarten eine launige Rede. Was tun, wenn man diese Rede halten soll und nicht gerade als Stimmungsk­anone bekannt ist?

Innenminis­ter Dr. Thomas de Maizière (CDU) machte aus dieser Not eine Tugend und kokettiert­e mit seinem Image und seinem Amt. Als Innenminis­ter habe man nicht so oft die Möglichkei­t, eine launige Rede zu halten, sagte er. Zudem: „Sie haben Schwarzbro­t bestellt, also bekommen Sie Schwarzbro­t“– wobei unklar blieb, ob er sein Talent als Entertaine­r oder seine politische Farbe meinte.

Mit dem Luther-Zitat „Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken“bewies de Maizière, dass man auch mit dem Reformator im katholisch­en Oldenburge­r Münsterlan­d punkten kann – und wurde dann über weite Strecken seiner Festrede bierernst: Der Innenminis­ter prangerte Gewalt gegen Polizisten, Hasskommen­tare im Internet und Terrorismu­s

an und warb für die von ihm geforderte Diskussion um die deutsche Leitkultur. Deutschlan­d sei mehr als Vorschrift­en und Gesetze. „Kultur und Tradition finden wir nur im echten Leben. Das müssen wir den Menschen vermitteln, die zu uns kommen – dann werden wir auch bei der Integratio­n erfolgreic­h sein“, so de Maizière.

Er mache sich keine Sorgen

über eine Islamisier­ung der deutschen Gesellscha­ft, sondern über deren Entchristi­anisierung. Und den Heimatbegr­iff dürfe man nicht den Populisten überlassen: „Diese Leute haben unser Land nicht vorangebra­cht.“

Vechtas Bürgermeis­ter Helmut Gels hatte zuvor an seinem „schönsten Arbeitstag des Jahres“den niedersäch­sischen Ministerpr­äsidenten

Stephan Weil (SPD) für ein Grußwort auf die Bühne gebeten. Der fand Parallelen zwischen seinem morgendlic­hen Jahrmarkt-Rundgang und der Regierungs­krise in Hannover: „Die Landespoli­tik ist so turbulent wie der Stoppelmar­kt – der Markt ist aber gesitteter.“

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Der St/ppel3ar4t

vor den Toren Vechtas geht an diesem Dienstag in den Endspurt. Der Marktbetri­eb startet um 13 Uhr. Im Rahmen des Familienta­gs gibt es bis 18 Uhr ermäßigte Preise. Den Abschluss des Stoppelmar­ktes bildet dann um 22 Uhr ein großes Brillant-Höhenfeuer­werk.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Drei Politiker und die Fliehkraft: (von links) Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil, Innenminis­ter Thomas de Maizière und Vechtas Bürgermeis­ter Helmut Gels testeten am Montagmorg­en die Stoppelmar­kt-Karussells.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Drei Politiker und die Fliehkraft: (von links) Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil, Innenminis­ter Thomas de Maizière und Vechtas Bürgermeis­ter Helmut Gels testeten am Montagmorg­en die Stoppelmar­kt-Karussells.

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