Wer hat auf dem Geestland-nchlachthof das nagen?
Streit um angebliche Vorarbeiter bei Wiesenhof-Tochter
WILDESHAUSEN1GARREL1LOHNE1 VECHTA1OLDENBURG – „Wir haben uns immer an das Gesetz gehalten“. Im Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer des Oldenburger Landgerichtes gegen den Geschäftsführer des Wildeshauser Schlachthofes Geestland Putenspezialitäten um illegale Beschäftigung von 800 Bulgaren hat ein Vorarbeiter des Unternehmens am Montag seine frühere belastende Aussage widerrufen. Alles sei mit rechten Dingen zugegangen, beteuerte der Zeuge nun.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 51-jährigen Angeklagten aus Garrel vor, in den Jahren 2008 bis 2010 die Bulgaren offiziell im Rahmen von Werkverträgen beschäftigt, sie tatsächlich aber illegal zu Dumpinglöhnen als Arbeitnehmer eingesetzt zu haben.
Werkvertrags-Arbeiter erbringen eine klar festgelegte Leistung, arbeiten eigenständig und sind nicht weisungsgebunden. Der Zeuge bemühte sich gestern, genau das zu skizzieren. Er habe mit den Bulgaren nichts zu tun gehabt, die hätten zwei eigene Vorarbeiterinnen mitgebracht.
In ihren Vernehmungen durch den Zoll hatten die bulgarischen „Vorarbeiterinnen“ aber erklärt, nur als Dolmetscherinnen tätig geworden zu sein. Die Arbeitsanweisungen für die Bulgaren seien durch den Vorarbeiter von Geestland ergangen, sie hätten nur übersetzt.
Auch eine bulgarische Werkvertrag-Arbeiterin hatte erklärt, Anweisungen durch den Vorarbeiter von Geestland erhalten zu haben. Damit nicht genug. In einer früheren Aussage hatte der Zeuge selbst erklärt, er sage, wer wo eingesetzt werde.
Das soll aber falsch gewesen sein. Er habe nicht mehr gelesen, was damals aufgeschrieben worden sei. Auch Sprachprobleme hätten wohl zu diesem Missverständnis geführt. Gestern wurde bekannt, dass die Anwälte des Angeklagten die frühere Aussage mit dem Zeugen noch einmal durchgesprochen haben.
Laut Anklage hat sich die Wiesenhof-Tochter Geestland durch die illegale Beschäftigung der Bulgaren rund zehn Millionen Euro gespart. Im Rahmen von „Scheinwerkverträgen“soll eine Firma aus Lohne die Bulgaren organisiert haben. Der Geschäftsführer dieser Firma, der damals auch kaufmännischer Leiter von Wiesenhof war, muss sich im Prozess wegen Beihilfe verantworten.