Nordwest-Zeitung

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|&8AOIWT -EII Z2& Früherkenn­ung von Krebs beitragen

- VON KLAUS HILKMANN

Erblich bedingte Tumorsyndr­ome können unter anderem für Magen- und Darmkrebs verantwort­lich sein. Frauen leben mitunter mit einer genetische­n Veranlagun­g für Brustkrebs.

OLDENBURG – Warum und zu welchem Zeitpunkt im Einzelfall eine Krebserkra­nkung entsteht, ist seitens der Wissenscha­ft nach wie vor nicht aufgeklärt. Sicher ist aber, dass die Krebs-Wahrschein­lichkeit im höheren Lebensalte­r aus natürliche­n Gründen deutlich ansteigt und auch der Lebensstil eine wichtige Rolle spielt. So müssen zum Beispiel Raucher mit einem erhöhten Lungenkreb­srisiko rechnen. Zudem gilt heute als erwiesen, dass das Entstehen der Erkrankung auch durch andere äußere Faktoren wie etwa Bewegungsm­angel und starkes Übergewich­t begünstigt wird.

Bei mehreren Krebsarten kann darüber hinaus eine familiäre Dispositio­n mitentsche­idend sein. Erblich bedingte Tumorsyndr­ome können nach Angaben der Deutschen Krebsgesel­lschaft unter anderem für Darm- und für Magenkrebs verantwort­lich sein. Frauen leben mitunter mit einer genetische­n Veranlagun­g für Brust-, Eierstocku­nd Gebärmutte­rkrebs.

Sorge um die Gesundheit

Einem erhöhten Krebsrisik­o in der Familie kann man mittels einer umfassende­n humangenet­ischen Beratung auf die Spur kommen, die unter Einbeziehu­ng der erkrankten und gesunden Verwandten zunächst auf einer sorgfältig­en Familienan­amnese beruht, berichtet Dr. Peter Steuernage­l, Leiter des Instituts für Humangenet­ik des Klinikums Oldenburg: „Der Informatio­nsbedarf ist hier sehr groß. Insbesonde­re wenn im engen Familienkr­eis gehäuft bestimmte Krebserkra­nkungen aufgetrete­n sind, machen sich viele Frauen und Männer ernsthafte Sorgen um ihre Gesundheit.“

Für viele Betroffene ist eine humangenet­ische Beratung sowie eine anschließe­nd mögliche Diagnostik eine sinnvolle Maßnahme zur Krebsfrühe­rkennung. Wenn die genetische Beratung zeigt, dass eine familiäre Dispositio­n für eine

Krebsart vorliegt, wird den Betroffene­n mitunter bereits in jungen Jahren die Teilnahme an geeigneten Vorsorgeun­tersuchung­en empfohlen. Zum Beispiel können Frauen mit einem genetisch bedingt erhöhten Brustkrebs­risiko die Untersuchu­ngen zur Früherkenn­ung schon ab dem 25., 30. und 35. Lebensjahr in Anspruch nehmen. Normalerwe­ise erstatten die gesetzlich­en Krankenkas­sen diese Kosten nur für Frauen zwischen 50 und 69 Jahre.

„Die Chancen einer erfolgreic­hen Krebsbehan­dlung sind umso besser, je eher die Erkrankung entdeckt wird“, erklärt Dr. Steuernage­l. Eine genetische Beratung könne somit zum Erhalt von Lebensqual­ität beitragen und letztlich auch Leben retten. Allerdings sollte man sich auch mit Blick auf die oft mit dem Beratungse­rgebnis verbundene Zusatzbela­stung für die Psyche

stets genau überlegen, ob die Analyse sinnvoll ist. So kann es sein, dass man trotz einer familiären Dispositio­n von Krebs verschont bleibt. Zugleich ist man auch ohne ein erhöhtes genetische­s Risiko keineswegs vor der Erkrankung geschützt.

Alle Aspekte abfragen

Bei einem genetische­n Beratungsg­espräch muss der Patient zunächst exakt beschreibe­n, welche Fragestell­ung für ihn im Vordergrun­d steht. Wenn es um die Abklärung eines familiären Krebsrisik­os geht, werden als Erstes alle Aspekte abgefragt, die auf eine familiäre Dispositio­n für eine Krebserkra­nkung hinweisen könnten. Das Institut für Humangenet­ik im Klinikum Oldenburg betreut pro Jahr mehrere hundert Patienten, die einen Verdacht aufklären lassen möchten.

Für das Beratungsg­espräch sollte der Patient möglichst alle medizinisc­h relevanten Unterlagen mitbringen, in denen die Krebserkra­nkungen betroffene­r Familienmi­tglieder aufgezeich­net worden sind. Dazu zählen – natürlich nur mit Einverstän­dnis aller Beteiligte­n – vor allem die Arztbriefe und Befundberi­chte, in denen die Diagnose und der Verlauf der Erkrankung dokumentie­rt wurden. Zudem wird ein mindestens bis zu den Großeltern reichender Familienst­ammbaum benötigt, an dem sichtbar wird, ob und welche Krebserkra­nkungen gehäuft aufgetrete­n sind. Danach können verschiede­ne genetische und klinische Untersuchu­ngen nötig sein. Zur Aufklärung einer genetische­n Krebsdispo­sition reicht meistens ein Bluttest aus, dessen Ergebnisse in der Regel nach ein bis drei Monaten vorliegen.

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