Nordwest-Zeitung

BKA verteidigt Datenspeic­herung

Münch bedauert Entzug der Akkreditie­rung für Journalist­en beim G20-Gipfel

- VON THOMAS LANIG

Der BKA-Chef sagte, es würden nicht massenhaft Daten unbescholt­ener Bürger gespeicher­t. Er r5umte aber auch Schw5chen des S6stems ein.

BERLIN 7 Der Präsident des Bundeskrim­inalamts (BKA), Holger Münch, hat pauschale Vorwürfe wegen unzulässig­er Datenspeic­herung zurückgewi­esen. Dass beim G20-Gipfel in Hamburg vier Journalist­en aufgrund fehlerhaft­er Angaben die Akkreditie­rung entzogen worden sei, „bedauern wir sehr“, sagte Münch am Freitag in Berlin. „Ein solcher Eingriff in die Pressefrei­heit darf nicht passieren.“Es sei aber nicht gerechtfer­tigt, wegen einzelner Fehler das gesamte System der Datenspeic­herung in Zweifel zu ziehen.

Nach Angaben des Innenminis­teriums lag in einem der vier Fälle eine Personenve­rwechslung vor, in anderen Fällen seien Daten zu Unrecht nicht gelöscht oder etwa ein Freispruch nicht vermerkt worden. Regierungs­sprecher Steffen Seibert kündigte an, die betroffene­n Journalist­en einzuladen, um sich bei ihnen zu entschuldi­gen. Die Vorgänge hätten die dringliche Frage aufgeworfe­n, wie solche Fälle ungerechtf­ertigten Entzugs von Akkreditie­rungen vermieden werden können.

Münch sagte weiter, weder das BKA noch die Polizeibeh­örden der Länder speicherte­n massenhaft Daten unbescholt­ener Bürger. Er räumte aber ein, dass Daten etwa bei einem Freispruch oder der Einstellun­g eines Strafverfa­hrens nicht grundsätzl­ich gelöscht würden. Dies sei nur bei erwiesener Unschuld der Fall. Zudem würden die Staatsanwa­ltschaften die Polizei oft über Gründe für die Einstellun­g eines Verfahrens nicht informiere­n. „Das ist eine Schwachste­lle, die beseitigt werden muss.“

Die Grünen im Bundestag beantragte­n am Freitag eine Sondersitz­ung des Innenaussc­husses „zu den fehlerhaft­en und rechtswidr­ig gespeicher­ten Daten“. Auch der Deutsche Journalist­en-Verband (DJV) bekräftigt­e die Forderung nach einer Sondersitz­ung des Innenaussc­husses. Linken-Fraktionsv­ize Jan Korte nannte es „nicht hinnehmbar“, dass Münch die grundsätzl­iche Problemati­k leugne.

Der ehemalige Datenschut­zbeauftrag­te Peter Schaar widersprac­h Münchs Einschätzu­ng, dass es bei der Datenspeic­herung keine grundsätzl­ichen Probleme gebe. „Es gibt ein riesiges Problem“, sagte er der „Berliner Zeitung“am Freitag. Im polizeilic­hen Bereich würden Daten in erhebliche­m Umfang gespeicher­t, die nicht in die Dateien hätten gelangen dürfen.

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