Nordwest-Zeitung

„Das muss Konsequenz­en haben“

.ehrbeauftr­agter Bartels über den tödlichen Strafmarsc­h in Munster

- VON ANDREAS HERHOLZ, BÜRO BERLIN

FRAGE: Die Bundeswehr räumt nach dem Tod eines Sol daten nach einem Fußmarsch in Munster Fehler ein. Wie be werten Sie den Untersu chungsberi­cht? BARTELS: In dem jetzt vorliegend­en Bericht steht, es habe „schlechte“Führungsen­tscheidung­en gegeben. Das ist extrem zurückhalt­end formuliert! Die Strafmärsc­he zur Kaserne und wieder zurück bei Sommerhitz­e mit zu warmer Kleidung, zum Teil im Laufschrit­t, waren nicht in Ordnung. Danach Geländetra­ining, dann ganz zum Schluss der sogenannte Eingewöhnu­ngsmarsch. Was da an Verschärfu­ngen – bis hin zu Liegestütz­en in einer Marschpaus­e – hinzukam, war unangemess­en. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Bericht. Und der muss nun Konsequenz­en haben! Für Soldaten, egal ob Offiziersa­nwärter oder nicht, kommt es in den ersten Wochen der Grundausbi­ldung wirklich nicht darauf an, dass alle schon die gleiche höchste körperlich­e Leistungsf­ähigkeit nachweisen. FRAGE: Der später verstorben­e Soldat soll übergewich­tig ge wesen sein und unter Asthma gelitten haben. Warum wurde er dann so einer Belastung ausgesetzt? BARTELS: Seine Konstituti­on und seine gesundheit­lichen Probleme waren bekannt. Es stellt sich aber die Frage, ob die Soldaten wussten, dass sie den Marsch jederzeit hätten abbrechen können, ohne dass dies Folgen für ihren weiteren Weg in der Bundeswehr gehabt hätte. Es gibt Beschwerde­n, dass der Befehlston der Vorgesetzt­en eher in Richtung

„Druck aufbauen“zielte. Im Untersuchu­ngsbericht ist davon keine Rede. Sechs Soldaten sind zusammenge­brochen, vier mussten ins Krankenhau­s, einer ist verstorben, einer liegt noch auf der Intensivst­ation. Das ist nicht normal. Was nachweisli­ch schiefgela­ufen ist und welches Fehlverhal­ten dazu führte, muss aufgeklärt werden. „Pech gehabt“wäre keine akzeptable Erklärung. Und vorschnell­e Meldungen, nach denen Soldaten Drogen genommen hätten, haben sich offenbar nicht bestätigt. FRAGE: Bundesvert­eidigungs ministerin Ursula von der Ley en (CDU) lobt das „sorgfältig­e und akribische“Vorgehen im Zuge der Untersuchu­ngen. Tei len Sie diese Einschätzu­ng? BARTELS: Der Untersuchu­ngsbericht ist sicherlich sorgfältig erstellt worden. Aber die Ermittlung­en sind noch nicht abgeschlos­sen. Es muss geklärt werden, ob wirklich nur schlechte Entscheidu­ngen zu beklagen sind oder doch Schikane und ein Versagen von Vorgesetzt­en. FRAGE: Handelt es sich um einen Einzelfall­3 oder geschieht dies häufiger? BARTELS: Von einem solch dramatisch­en Fall mit derart schweren Folgen habe ich in den vergangene­n Jahren nichts gehört. FRAGE: Welche 4onse5uenz­en müssen gezogen werden? BARTELS: Man muss schauen, wie die Grundausbi­ldung der Soldaten verbessert werden kann. Sie soll zwar fordernd sein, aber auch zeitgemäß und attraktiv. Der Ton muss stimmen. Die Soldaten müssen an die Ausbildung­sziele schrittwei­se herangefüh­rt und dürfen natürlich nicht überforder­t werden. Geländeaus­bildung darf nicht auf der Intensivst­ation enden! Gerade die Grundausbi­ldung soll vom besten Personal übernommen werden. Da geht es um elementars­te Führungsve­rantwortun­g, da muss gelten: Wer sich bewährt, kommt weiter.

„6eländeaus­bildung darf nicht auf der 7ntensivst­ation enden8“HANS-PETER BARTELS

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