„Das muss Konsequenzen haben“
.ehrbeauftragter Bartels über den tödlichen Strafmarsch in Munster
FRAGE: Die Bundeswehr räumt nach dem Tod eines Sol daten nach einem Fußmarsch in Munster Fehler ein. Wie be werten Sie den Untersu chungsbericht? BARTELS: In dem jetzt vorliegenden Bericht steht, es habe „schlechte“Führungsentscheidungen gegeben. Das ist extrem zurückhaltend formuliert! Die Strafmärsche zur Kaserne und wieder zurück bei Sommerhitze mit zu warmer Kleidung, zum Teil im Laufschritt, waren nicht in Ordnung. Danach Geländetraining, dann ganz zum Schluss der sogenannte Eingewöhnungsmarsch. Was da an Verschärfungen – bis hin zu Liegestützen in einer Marschpause – hinzukam, war unangemessen. Zu diesem Ergebnis kommt auch der Bericht. Und der muss nun Konsequenzen haben! Für Soldaten, egal ob Offiziersanwärter oder nicht, kommt es in den ersten Wochen der Grundausbildung wirklich nicht darauf an, dass alle schon die gleiche höchste körperliche Leistungsfähigkeit nachweisen. FRAGE: Der später verstorbene Soldat soll übergewichtig ge wesen sein und unter Asthma gelitten haben. Warum wurde er dann so einer Belastung ausgesetzt? BARTELS: Seine Konstitution und seine gesundheitlichen Probleme waren bekannt. Es stellt sich aber die Frage, ob die Soldaten wussten, dass sie den Marsch jederzeit hätten abbrechen können, ohne dass dies Folgen für ihren weiteren Weg in der Bundeswehr gehabt hätte. Es gibt Beschwerden, dass der Befehlston der Vorgesetzten eher in Richtung
„Druck aufbauen“zielte. Im Untersuchungsbericht ist davon keine Rede. Sechs Soldaten sind zusammengebrochen, vier mussten ins Krankenhaus, einer ist verstorben, einer liegt noch auf der Intensivstation. Das ist nicht normal. Was nachweislich schiefgelaufen ist und welches Fehlverhalten dazu führte, muss aufgeklärt werden. „Pech gehabt“wäre keine akzeptable Erklärung. Und vorschnelle Meldungen, nach denen Soldaten Drogen genommen hätten, haben sich offenbar nicht bestätigt. FRAGE: Bundesverteidigungs ministerin Ursula von der Ley en (CDU) lobt das „sorgfältige und akribische“Vorgehen im Zuge der Untersuchungen. Tei len Sie diese Einschätzung? BARTELS: Der Untersuchungsbericht ist sicherlich sorgfältig erstellt worden. Aber die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Es muss geklärt werden, ob wirklich nur schlechte Entscheidungen zu beklagen sind oder doch Schikane und ein Versagen von Vorgesetzten. FRAGE: Handelt es sich um einen Einzelfall3 oder geschieht dies häufiger? BARTELS: Von einem solch dramatischen Fall mit derart schweren Folgen habe ich in den vergangenen Jahren nichts gehört. FRAGE: Welche 4onse5uenzen müssen gezogen werden? BARTELS: Man muss schauen, wie die Grundausbildung der Soldaten verbessert werden kann. Sie soll zwar fordernd sein, aber auch zeitgemäß und attraktiv. Der Ton muss stimmen. Die Soldaten müssen an die Ausbildungsziele schrittweise herangeführt und dürfen natürlich nicht überfordert werden. Geländeausbildung darf nicht auf der Intensivstation enden! Gerade die Grundausbildung soll vom besten Personal übernommen werden. Da geht es um elementarste Führungsverantwortung, da muss gelten: Wer sich bewährt, kommt weiter.
„6eländeausbildung darf nicht auf der 7ntensivstation enden8“HANS-PETER BARTELS