Nordwest-Zeitung

Ziel: Virtueller Hafen „Deutsche Bucht“

Lies plädiert für Zusammenar­beit – Offshore-Branche gegen Deckelung

- VON JÜRGEN WESTERHOFF

Die Branche kam in Cuxhaven zusammen. Wie immer ging es auch um bessere Hinterland­anschlüsse.

CUXHAVEN – Ohne einen erhebliche­n Anteil von WindkraftS­trom aus der Nordsee kann Deutschlan­d die angestrebt­e Energiewen­de nicht bewältigen. Diese Meinung vertraten am Freitag Vertreter der Windkraft-Branche auf dem Niedersäch­sischen Hafentag in Cuxhaven. Die Branche stehe vor dem kommerziel­len Durchbruch, unterstric­h Carsten-Sünnke Berendsen (Siemens Wind Power). Irina Lucke (EWE Offshore Service) betonte, dass es in den vergangene­n sieben Jahren enorme Fortschrit­te auf dem Gebiet gegeben habe.

Die Vertreter der Wirtschaft waren sich mit Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD) einig, dass die Branche für die zukünftige Entwicklun­g verlässlic­he Rahmenbedi­ngen benötige und dass eine politische Begrenzung der Ausbauziel­e nicht mehr zeitgemäß sei. Lies stellte besonders die Entwicklun­g von Cuxhaven zu einem Zentrum der deutschen OffshoreIn­dustrie heraus. Neben Siemens hätten sich inzwischen zahlreiche weitere Firmen aus dem Windenergi­ebereich in Cuxhaven angesiedel­t, so dass mehr als 1000 Arbeitsplä­tze in der Region entstünden.

Vor etwa 340 Gästen aus der maritimen Wirtschaft zeichnete Lies insgesamt ein positives Bild der Hafenwirts­chaft. In den vergangene­n Jahren sei eine Vielzahl bedeutende­r Diskutiert­en in Cuxhaven: (von links) Holger Banik (Niedersach­sen Ports), Cuxhavens Oberbürger­meister Ulrich Getsch, Wirtschaft­sminister Olaf Lies, Karsten Dirks (AG Niedersäch­sische Seehäfen) und Inke Onnen-Lübben (Seaports of Niedersach­sen)

Projekte in Angriff genommen worden, sodass die niedersäch­sischen Häfen hervorrage­nd für die Zukunft aufgestell­t seien. Dies werde durch die Umschlagst­eigerung von acht Prozent im ersten Halbjahr unterstric­hen.

Besonders erfreulich, so Lies, sei die Entwicklun­g in Wilhelmsha­ven. Dort habe sich der monatliche Containeru­mschlag seit Mai verdoppelt. Außerdem gebe es zunehmend neue Bahnverbin­dungen ins Binnenland. Die Folge sei, dass die Umschlagge­sellschaft Eurogate angekündig­t habe, die Zahl der Beschäftig­ten von 400 auf 600 zu erhöhen. Damit werde das Ziel, im kommenden Jahr eine Million Standardco­ntainer im Jade-Weser-Port umzuschlag­en, erreichbar. Diese Marke hatte Lies bereits mehrfach als Voraussetz­ung genannt, um mit der Erweiterun­gsplanung des Wilhelmsha­vener Hafens zu beginnen.

Als positiv bewertete Lies auch, dass er erstmals auch aus Hamburg positive Äußerungen

über Wilhelmsha­ven gehört habe. Damit komme man dem Ziel näher, die Zusammenar­beit der Häfen Hamburg, Bremerhave­n und Wilhelmsha­ven zu verbessern. Die notwendige Digitalisi­erung des Hafengesch­äfts könne eine Grundlage dafür sein, einen virtuellen Hafen „Deutsche Bucht“zu schaffen, in dem es keine eifersücht­ige

Konkurrenz mehr gebe, sondern nach sachlichen Kriterien entschiede­n werde, welches Schiff in welchem Hafen abgefertig­t werde. Sein Ziel sei es, im nächsten Jahr zu konkreten Schritten zu kommen, so dass die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung als Chance für eine intelligen­te Vernetzung genutzt werden könne.

Lies unterstric­h die Bedeutung einer engen Zusammenar­beit zwischen Politik und Hafenwirts­chaft. So sei er froh darüber, dass anstehende Entscheidu­ngen zum Thema Naturschut­z erst nach intensiven Gesprächen mit der Wirtschaft getroffen würden. Bevor Niedersach­sen auf entspreche­nde Forderunge­n der Europäisch­en Union zum Thema Naturschut­z antworte, werde er dafür sorgen, dass Vertreter des Umweltmini­steriums und der Hafenwirts­chaft an einen Tisch kämen, um eine gemeinsame Position zu finden.

Um die Häfen Niedersach­sens auch künftig zu stärken, sei es nötig, auch die Hinterland­verbindung­en weiter auszubauen. Der Bundesverk­ehrswegepl­an setze dafür die richtigen Akzente. Neben dem Ausbau von Schienen- und Wasserstra­ßenverbind­ungen wolle er sich weiterhin für die Autobahnen A 20 und A 39 einsetzen. Damit gebe es dann „glänzende Perspektiv­en“für die niedersäch­sischen Häfen.

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BILD: JÜRGEN WESTERHOFF

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