Ziel: Virtueller Hafen „Deutsche Bucht“
Lies plädiert für Zusammenarbeit – Offshore-Branche gegen Deckelung
Die Branche kam in Cuxhaven zusammen. Wie immer ging es auch um bessere Hinterlandanschlüsse.
CUXHAVEN – Ohne einen erheblichen Anteil von WindkraftStrom aus der Nordsee kann Deutschland die angestrebte Energiewende nicht bewältigen. Diese Meinung vertraten am Freitag Vertreter der Windkraft-Branche auf dem Niedersächsischen Hafentag in Cuxhaven. Die Branche stehe vor dem kommerziellen Durchbruch, unterstrich Carsten-Sünnke Berendsen (Siemens Wind Power). Irina Lucke (EWE Offshore Service) betonte, dass es in den vergangenen sieben Jahren enorme Fortschritte auf dem Gebiet gegeben habe.
Die Vertreter der Wirtschaft waren sich mit Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) einig, dass die Branche für die zukünftige Entwicklung verlässliche Rahmenbedingen benötige und dass eine politische Begrenzung der Ausbauziele nicht mehr zeitgemäß sei. Lies stellte besonders die Entwicklung von Cuxhaven zu einem Zentrum der deutschen OffshoreIndustrie heraus. Neben Siemens hätten sich inzwischen zahlreiche weitere Firmen aus dem Windenergiebereich in Cuxhaven angesiedelt, so dass mehr als 1000 Arbeitsplätze in der Region entstünden.
Vor etwa 340 Gästen aus der maritimen Wirtschaft zeichnete Lies insgesamt ein positives Bild der Hafenwirtschaft. In den vergangenen Jahren sei eine Vielzahl bedeutender Diskutierten in Cuxhaven: (von links) Holger Banik (Niedersachsen Ports), Cuxhavens Oberbürgermeister Ulrich Getsch, Wirtschaftsminister Olaf Lies, Karsten Dirks (AG Niedersächsische Seehäfen) und Inke Onnen-Lübben (Seaports of Niedersachsen)
Projekte in Angriff genommen worden, sodass die niedersächsischen Häfen hervorragend für die Zukunft aufgestellt seien. Dies werde durch die Umschlagsteigerung von acht Prozent im ersten Halbjahr unterstrichen.
Besonders erfreulich, so Lies, sei die Entwicklung in Wilhelmshaven. Dort habe sich der monatliche Containerumschlag seit Mai verdoppelt. Außerdem gebe es zunehmend neue Bahnverbindungen ins Binnenland. Die Folge sei, dass die Umschlaggesellschaft Eurogate angekündigt habe, die Zahl der Beschäftigten von 400 auf 600 zu erhöhen. Damit werde das Ziel, im kommenden Jahr eine Million Standardcontainer im Jade-Weser-Port umzuschlagen, erreichbar. Diese Marke hatte Lies bereits mehrfach als Voraussetzung genannt, um mit der Erweiterungsplanung des Wilhelmshavener Hafens zu beginnen.
Als positiv bewertete Lies auch, dass er erstmals auch aus Hamburg positive Äußerungen
über Wilhelmshaven gehört habe. Damit komme man dem Ziel näher, die Zusammenarbeit der Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven zu verbessern. Die notwendige Digitalisierung des Hafengeschäfts könne eine Grundlage dafür sein, einen virtuellen Hafen „Deutsche Bucht“zu schaffen, in dem es keine eifersüchtige
Konkurrenz mehr gebe, sondern nach sachlichen Kriterien entschieden werde, welches Schiff in welchem Hafen abgefertigt werde. Sein Ziel sei es, im nächsten Jahr zu konkreten Schritten zu kommen, so dass die Möglichkeiten der Digitalisierung als Chance für eine intelligente Vernetzung genutzt werden könne.
Lies unterstrich die Bedeutung einer engen Zusammenarbeit zwischen Politik und Hafenwirtschaft. So sei er froh darüber, dass anstehende Entscheidungen zum Thema Naturschutz erst nach intensiven Gesprächen mit der Wirtschaft getroffen würden. Bevor Niedersachsen auf entsprechende Forderungen der Europäischen Union zum Thema Naturschutz antworte, werde er dafür sorgen, dass Vertreter des Umweltministeriums und der Hafenwirtschaft an einen Tisch kämen, um eine gemeinsame Position zu finden.
Um die Häfen Niedersachsens auch künftig zu stärken, sei es nötig, auch die Hinterlandverbindungen weiter auszubauen. Der Bundesverkehrswegeplan setze dafür die richtigen Akzente. Neben dem Ausbau von Schienen- und Wasserstraßenverbindungen wolle er sich weiterhin für die Autobahnen A 20 und A 39 einsetzen. Damit gebe es dann „glänzende Perspektiven“für die niedersächsischen Häfen.