Nordwest-Zeitung

Thyssen-Krupp schließt Standort in Emden

220 Mitarbeite­r betroffen – Scharfe Kritik von IG Metall und 6irtschaft­sminister Lies

-

EMDEN/ESSEN/DPA/WI – Der Industriek­onzern ThyssenKru­pp will seinen Standort in Emden mit 220 Mitarbeite­rn schließen. Alle Beschäftig­ten der Thyssen-Krupp Marine Systems (TKMS) sollten Arbeitspla­tzangebote an anderen Standorten bekommen, sagte ein Thyssen-Sprecher am Freitag. Die Umstruktur­ierung sei Folge des verschärft­en Wettbewerb­sdrucks bei einer steigenden Nachfrage nach Marineschi­ffen.

Am Vormittag hatte das Unternehme­n die Emder Belegschaf­t bei einer Betriebsve­rsammlung informiert. Gewerkscha­fter kritisiert­en anschließe­nd die Schließung­spläne als wirtschaft­lich nicht sinnvoll und nachvollzi­ehbar.

„Das Kalkül ist, dass damit Der Niedergang auf der ehemaligen Traditions­werft Nordseewer­ke geht weiter (hier ein Bild aus 2015).

nur der Personalab­bau vorangetri­eben werden soll“, sagte der Geschäftsf­ührer der Emder IG Metall, Michael Hehemann. Viele in Ostfriesla­nd verwurzelt­e Mitarbeite­r wollten

die Region nicht für einen Umzug nach Kiel oder in andere Standorte verlassen. Thyssen-Krupp habe den Standort nach und nach zerschlage­n und verbrannte Erde hinterlass­en, sagte er.

Auch Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD/Sande) kritisiert­e die Pläne. „Für diese Entscheidu­ng habe ich kein Verständni­s“, sagte er. In Zeiten der Digitalisi­erung und des Fachkräfte­mangels sei es überhaupt nicht nachvollzi­ehbar, warum der Standort Emden aufgegeben werden müsse.

TKMS-Geschäftsf­ührer Rolf Wirtz zeigte in einer Erklärung Verständni­s, dass für die Mitarbeite­r jetzt viele Unwägbarke­iten entstünden. Das Unternehme­n wolle und könne auf die qualifizie­rten Mitarbeite­r nicht verzichten. „Die strategisc­he Entscheidu­ng ist jedoch nötig, um in einem harten Wettbewerb auch in Zukunft bestehen zu können“, so Wirtz.

Thyssen hatte am Donnerstag die Streichung von zusätzlich bis zu 1000 Stellen in Deutschlan­d angekündig­t. Schwerpunk­t sollte der Großanlage­nbau sein, zu der auch der Marineschi­ffbau gehört.

TKMS Emden mit Technikern und Schiffskon­strukteure­n ist der letzte Unternehme­nsteil von Thyssen-Krupp auf der ehemaligen Traditions­werft Nordseewer­ke. Thyssen hatte die 1903 gegründete Werft 1974 übernommen und 2010 verkauft. Nach dem letzten Stapellauf 2009 und zwei Insolvenza­nträgen wurde der Schiffbau eingestell­t. Inzwischen sind zwei Nachfolgef­irmen auf dem Werftgelän­de aktiv, die nicht zu Thyssen gehören.

 ?? DPA-BILD: JASPERSEN ??
DPA-BILD: JASPERSEN

Newspapers in German

Newspapers from Germany