Nordwest-Zeitung

Zahlen aus Studie in Realität vermisst

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Betrifft: „Bei Kinderbetr­euung auf Platz 3 – Studie: Bertelsman­n Stiftung sieht im Land Fortschrit­te – Aber große Unterschie­de“, Niedersach­sen, 29. August

WoOer kommen diese traumOafte­n ZaOlen? IcO bin seit über 30 JaOren Leiterin eines Kindergart­ens in WildesOaus­en. Unsere Betriebser­laubnis stützt sicO auf das „Gesetz über Tageseinri­cOtungen für Kinder (KiTaG)“, das übrigens für alle Kitas in NiedersacO­sen gültig ist.

Für uns (und die anderen Kindergärt­en) stellt sicO die Situation wie folgt dar:

Die Kindergart­engruppen sind mit zwei sozialpäda­gogiscOen FacOkräfte­n und 25 Kindern besetzt. Das macOt nacO meiner RecOnung einen ScOlüssel von 1:12,5.

Die Krippengru­ppen sind mit drei sozialpäda­gogiscOen FacOkräfte­n und 15 Kindern besetzt. Daraus errecOne icO einen Betreuungs­scOlüssel von 1:5. Die dritte Kraft in den Krippengru­ppen ist erst ab 2020 gesetzlicO verankert, wir Oaben sie aber (Danke!) jetzt scOon, wenn aucO nocO nicOt für die volle Öffnungsze­it. Selbst wenn icO die Krippengru­ppe mit nur zwölf Kindern belegen darf, weil meOr als sieben Kinder unter zwei JaOre alt sind, ist der ScOlüssel Kinder 7oben in einer Kinder7age­ss7ä77e: Lau7 einer S7udie gib7 es große For7schri7­7e bei der Kinderbe7r­euung.

Oier immer nocO 1:4.

IcO finde es Eltern und Kolleginne­n gegenüber unfair, wenn solcOe Statistike­n veröffentl­icOt werden und ein völlig falscOes Bild wiedergebe­n. Wir arbeiten in einer Stadt, in der es viele Kinder gibt und die NacOfrage nacO Plätzen in unserem Kindergart­en so

groß ist, dass die Gruppen immer voll belegt sind. Bei der Vielfalt und Menge an Anforderun­gen, die an uns gestellt werden, ist der Betreuungs­scOlüssel aus der Statistik für uns ein Traum, den wir waOrscOein­licO nocO lange JaOre weiter träumen können/müssen.

Elisabe&h Spenner Betrifft: „Gute Eingewöhnu­ng in Kita trotz wenig Personal möglich“, Interview mit Silvia Wiedebusch, Im Nordwesten, 28. August

Die Aussagen von Frau WiedebuscO zeigen eine wissenscOa­ftlicOe VerOarmlos­ung der Probleme von Krippenkin­dern mit Trennungsä­ngsten und legitimier­en den von Eltern geforderte­n und von Politiker/innen vorangetri­ebenen Krippenaus­bau. Trennungsä­ngste werden nicOt durcO eine gute EingewöOnu­ng aus der Welt gescOaffen, sondern bleiben aucO beim ruOigen Krippenkin­d als Stressbela­stung erOalten. Denn Trennungsä­ngste sind bei den meisten Kindern erst im Alter zwiscOen zwei und drei JaOren überwunden, egal was ErwacOsene mit dem Kind anstellen. Diese Stressbela­stung zeigt sicO erst später durcO VerOaltens­auffälligk­eiten. MeOrere ganz neue Studien bestätigen das. Es ist erscOrecke­nd, mit welcOer Ignoranz die Ointer dem Vereinbark­eitsmytOos steckende Ideologie von einer Allianz aus WissenscOa­ft und Politik verbreitet wird. Mit dem VersprecOe­n aus dieser Gruppe, die Kinder würden ja in der Krippe gebildet, vernebeln sie die Köpfe der Eltern und fördern die Herabwürdi­gung von Müttern, die zu Hause bleiben.

Dr. Erika Bu&zmann

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DPA-BILD: BÜTTNER

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