Nordwest-Zeitung

Karrierech­ance oder Sackgasse

Zeitarbeit wird unterschie­dlich eingeschät­zt – Vielle Stellen

- VON PETER NEITZSCH

Manche Leiharbeit­er verrichten eher einfache Jobs. Doch es gibt auch gefragte Spezialist­en.

NÜRNBERG – Manchmal heißt es Leiharbeit, manchmal heißt es Zeitarbeit. Das Vorurteil ist aber immer das gleiche: Hilfsjobs ohne Aussicht auf Karriere – sonst gibt es dort nichts. In vielen Fällen trifft das tatsächlic­h zu. „Der typische Leiharbeit­nehmer ist männlich, jung und unqualifiz­iert“, sagt Ilona Mirtschin, Arbeitsmar­ktexpertin der Bundesagen­tur für Arbeit.

Anspruchsv­oll ist die Arbeit in der Regel nicht: „Etwa jeder zweite Zeitarbeit­sjob ist eine einfache Hilfstätig­keit“, sagt Mirtschin. Doch das ist nur die eine Seite der Statistik. Denn in einigen Branchen bietet die Zeitarbeit durchaus Karrierech­ancen, so die Expertin: „Gerade für junge Leute kann ein Engagement bei einer Zeitarbeit­sfirma ein guter Nebeneinan­der – und doch getrennt? Zeit- oder Leiharbeit­er sind in vielen Branchen tätig.

Einstieg in den Arbeitsmar­kt sein.“

Die Einsätze dauern oft nur zwei bis drei Monate – für Neueinstei­ger eine gute Möglichkei­t, Erfahrunge­n zu sammeln. „Zeitarbeit wird gerne genutzt, um sich auf dem Arbeitsmar­kt zu orientiere­n“, sagt Wolfram Linke von der IG Zeitarbeit, dem Interessen­sverband der Branche.

Manche entscheide­n sich sogar dauerhaft für die Zeitarbeit, sagt der Branchenve­rtreter.

Denn manche Formen der Zeitarbeit seien sogar für Akademiker attraktiv. Etwa in der Luft- und Raumfahrt: Hier laufen Projekte oft nur über einen begrenzten Zeitraum von zwei oder drei Jahren. „Für die Dauer des Projekts holen sich die Unternehme­n gerne Spezialist­en an Bord“, sagt Linke. Ingenieure etwa können sich ihre Projekte so aussuchen und sich gezielt weiterbild­en.

„Die Zeiten des Lohndumpin­gs mithilfe der Leiharbeit sind vorbei“, sagt auch Prof. Peter Schüren, Jurist an der Universitä­t Münster und Experte für Zeitarbeit. Seit der Gesetzgebe­r die dauerhafte Überlassun­g von Arbeitnehm­ern verboten hat, nutzen Firmen das Instrument vor allem, um Bedarfsspi­tzen abzufedern. Tarifvertr­äge hätten sich deutlich verbessert.

Trotzdem bekommen die meisten Zeitarbeit­er noch immer weniger Gehalt als die Stammbeleg­schaft. Doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: „Akademiker im Bereich Zeitarbeit sind oft hoch spezialisi­erte Fachleute, die auf diese Weise oft deutlich mehr verdienen als in einer gewöhnlich­en Anstellung“, sagt Arbeitsmar­ktexpertin Mirtschin. Selbst Ärzte in Kliniken sind „auf Zeit“tätig.

Experten raten: Man sollte darauf achten, dass die Firma nach Tarif zahlt und Mitglied in einem Arbeitgebe­rverband ist. Und sie sollte sich um Belange ihrer Mitarbeite­r kümmert, rät Linke.

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DPA-BILD: JÖRG SARBACH

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