Karrierechance oder Sackgasse
Zeitarbeit wird unterschiedlich eingeschätzt – Vielle Stellen
Manche Leiharbeiter verrichten eher einfache Jobs. Doch es gibt auch gefragte Spezialisten.
NÜRNBERG – Manchmal heißt es Leiharbeit, manchmal heißt es Zeitarbeit. Das Vorurteil ist aber immer das gleiche: Hilfsjobs ohne Aussicht auf Karriere – sonst gibt es dort nichts. In vielen Fällen trifft das tatsächlich zu. „Der typische Leiharbeitnehmer ist männlich, jung und unqualifiziert“, sagt Ilona Mirtschin, Arbeitsmarktexpertin der Bundesagentur für Arbeit.
Anspruchsvoll ist die Arbeit in der Regel nicht: „Etwa jeder zweite Zeitarbeitsjob ist eine einfache Hilfstätigkeit“, sagt Mirtschin. Doch das ist nur die eine Seite der Statistik. Denn in einigen Branchen bietet die Zeitarbeit durchaus Karrierechancen, so die Expertin: „Gerade für junge Leute kann ein Engagement bei einer Zeitarbeitsfirma ein guter Nebeneinander – und doch getrennt? Zeit- oder Leiharbeiter sind in vielen Branchen tätig.
Einstieg in den Arbeitsmarkt sein.“
Die Einsätze dauern oft nur zwei bis drei Monate – für Neueinsteiger eine gute Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. „Zeitarbeit wird gerne genutzt, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu orientieren“, sagt Wolfram Linke von der IG Zeitarbeit, dem Interessensverband der Branche.
Manche entscheiden sich sogar dauerhaft für die Zeitarbeit, sagt der Branchenvertreter.
Denn manche Formen der Zeitarbeit seien sogar für Akademiker attraktiv. Etwa in der Luft- und Raumfahrt: Hier laufen Projekte oft nur über einen begrenzten Zeitraum von zwei oder drei Jahren. „Für die Dauer des Projekts holen sich die Unternehmen gerne Spezialisten an Bord“, sagt Linke. Ingenieure etwa können sich ihre Projekte so aussuchen und sich gezielt weiterbilden.
„Die Zeiten des Lohndumpings mithilfe der Leiharbeit sind vorbei“, sagt auch Prof. Peter Schüren, Jurist an der Universität Münster und Experte für Zeitarbeit. Seit der Gesetzgeber die dauerhafte Überlassung von Arbeitnehmern verboten hat, nutzen Firmen das Instrument vor allem, um Bedarfsspitzen abzufedern. Tarifverträge hätten sich deutlich verbessert.
Trotzdem bekommen die meisten Zeitarbeiter noch immer weniger Gehalt als die Stammbelegschaft. Doch Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: „Akademiker im Bereich Zeitarbeit sind oft hoch spezialisierte Fachleute, die auf diese Weise oft deutlich mehr verdienen als in einer gewöhnlichen Anstellung“, sagt Arbeitsmarktexpertin Mirtschin. Selbst Ärzte in Kliniken sind „auf Zeit“tätig.
Experten raten: Man sollte darauf achten, dass die Firma nach Tarif zahlt und Mitglied in einem Arbeitgeberverband ist. Und sie sollte sich um Belange ihrer Mitarbeiter kümmert, rät Linke.