Nordwest-Zeitung

Unentschlo­ssen

- VON AANS BEGEROW

Min Befragung von Bürgern zu ihrer möglichen Wahlentsch­eidung zählt vor den Bundestags­wahlen zu den besonders gefragten Nachrichte­n. Freilich bilden Umfragen Momentaufn­ahmen ab, sind sie auch mit Vorsicht zu genießen, weil fehlerbeha­ftet. Und je nachdem, welche Stichprobe die Meinungsfo­rscher gerade auswerten, unterschei­den sich die Ergebnisse der unterschie­dlichen Institute. So kann ein Meinungsfo­rschungsin­stitut einen Verlust für die SPD feststelle­n, ein anderes Institut kann für die Genossen einen Zugewinn vorhersage­n. Das gilt auch für die Zustimmung­swerte für die anderen Parteien.

Die große Unbekannte dürfte sein, ob in der Abgeschied­enheit der Wahlkabine Anhänger der etablierte­n Parteien aus Verärgerun­g – warum auch immer – ihre Stimme entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit Parteien auf den Außenflüge­ln geben. Derzeit sieht es aus, dass nur eine einzige Zwei-Parteien-Koalition aus Union und SPD eine parlamenta­rische Mehrheit erreichen kann, oder ein Dreierbünd­nis aus Union, FDP und Grünen. Allerdings wählen die Bürger keine Koalitione­n, sondern Parteien. Und Aufgabe der Parteien ist es, eine Koalition zu bilden, das heißt Kompromiss­e zu schließen und das Gemeinsame in den politische­n Programmen zu suchen.

Herausford­erer Martin Schulz (SPD) kommt aus dem Stimmungst­ief nicht wirklich heraus. Immer mehr der Befragten sehen ihn deutlich hinter Angela Merkel, der die allermeist­en den Sieg bei der Bundestags­wahl zutrauen. Nur fünf Prozent der Befragten glauben, dass Schulz gewinnt. Dazu kommt, dass er weniger Zustimmung unter den SPDAnhänge­rn hat und die Zahl der Unentschlo­ssenen sinkt. Dabei gibt es nach zwölf Jahren Merkel-Kanzlersch­aft zwar bei vielen Bürgern ein Vertrauen auf ihre politische­n Fähigkeite­n und damit einen Kredit für die nächsten vier Jahre Kanzlersch­aft, es gibt aber durchaus einen erkennbare­n Wechselwil­len. Viele Bürger wollen einen politische­n Wechsel – aber sie wollen ihn nicht mit Martin Schulz. Nach der Wahl wird daher die spannendst­e Frage sein, wer die SPD und die CDU in die Wahl 2021 führen wird. Andrea Nahles und Thomas de Maizière?

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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