Unentschlossen
Min Befragung von Bürgern zu ihrer möglichen Wahlentscheidung zählt vor den Bundestagswahlen zu den besonders gefragten Nachrichten. Freilich bilden Umfragen Momentaufnahmen ab, sind sie auch mit Vorsicht zu genießen, weil fehlerbehaftet. Und je nachdem, welche Stichprobe die Meinungsforscher gerade auswerten, unterscheiden sich die Ergebnisse der unterschiedlichen Institute. So kann ein Meinungsforschungsinstitut einen Verlust für die SPD feststellen, ein anderes Institut kann für die Genossen einen Zugewinn vorhersagen. Das gilt auch für die Zustimmungswerte für die anderen Parteien.
Die große Unbekannte dürfte sein, ob in der Abgeschiedenheit der Wahlkabine Anhänger der etablierten Parteien aus Verärgerung – warum auch immer – ihre Stimme entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit Parteien auf den Außenflügeln geben. Derzeit sieht es aus, dass nur eine einzige Zwei-Parteien-Koalition aus Union und SPD eine parlamentarische Mehrheit erreichen kann, oder ein Dreierbündnis aus Union, FDP und Grünen. Allerdings wählen die Bürger keine Koalitionen, sondern Parteien. Und Aufgabe der Parteien ist es, eine Koalition zu bilden, das heißt Kompromisse zu schließen und das Gemeinsame in den politischen Programmen zu suchen.
Herausforderer Martin Schulz (SPD) kommt aus dem Stimmungstief nicht wirklich heraus. Immer mehr der Befragten sehen ihn deutlich hinter Angela Merkel, der die allermeisten den Sieg bei der Bundestagswahl zutrauen. Nur fünf Prozent der Befragten glauben, dass Schulz gewinnt. Dazu kommt, dass er weniger Zustimmung unter den SPDAnhängern hat und die Zahl der Unentschlossenen sinkt. Dabei gibt es nach zwölf Jahren Merkel-Kanzlerschaft zwar bei vielen Bürgern ein Vertrauen auf ihre politischen Fähigkeiten und damit einen Kredit für die nächsten vier Jahre Kanzlerschaft, es gibt aber durchaus einen erkennbaren Wechselwillen. Viele Bürger wollen einen politischen Wechsel – aber sie wollen ihn nicht mit Martin Schulz. Nach der Wahl wird daher die spannendste Frage sein, wer die SPD und die CDU in die Wahl 2021 führen wird. Andrea Nahles und Thomas de Maizière?
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