Nordwest-Zeitung

Wenn Abgeordnet­e nicht aufhören dürfen

Hindernisl­auf zum Mandatsver­zicht für Bundestags­kandidaten – Dürr: „Es kle8t an mir!“

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Vier Landtagsa8­geordnete könnten 8ald ein Do==elmandat ha8en. Erlau8t ist das eigentlich nicht.

HANNOVER/GANDERKESE­E – Vier Landtagsab­geordnete kriegen ein Problem. Sie werden ihr Mandat nicht los, obwohl das Quartett mit Macht aus dem Landesparl­ament drängt.

Christian Dürr und Gero Hocker (beide FDP) besitzen beste Chancen, in den Bundestag am 24. September gewählt zu werden, weil sie auf Listenplät­zen ganz vorne stehen. Gleiches gilt für die Grünen Filiz Polat und Ottmar von Holtz. Nur: Niedersach­sens Landesverf­assung erlaubt keine zwei Mandate. Der Bundestag schon. Wer glaubt, dass die vier Landtagsab­geordneten einfach ihr Mandat nach der Wahl zum Bundestag zurückgebe­n können, irrt gewaltig. Ein Mandatsver­zicht muss vom Landtag abgesegnet werden. Aber: Das Parlament tagt gar nicht mehr bis zur Landtagswa­hl am 15. Oktober. Eine juristisch höchst delikate Lage.

„Das Landtagsma­ndat klebt an mir fest, auch wenn ich mir Christian Dürr

größte Mühe gebe, es loszuwerde­n“, sagt Dürr (Ganderkese­e) schmunzeln­d. Rechtskund­ige aus der Landtagsfr­aktion und der Landtagsve­rwaltung suchen seit Tagen nach einer Lösung. Eine solche Situation hat es noch nicht gegeben in der niedersäch­sischen Parlaments­historie.

Einziger Ausweg: Mit der Wahl in den Bundestag hinterlege­n Dürr und Co. bei Landtagspr­äsident Bernd Busemann (CDU) schriftlic­h, dass sie das niedersäch­sische Mandat zurückgebe­n. Diese Anträge bleiben bis zur nächsten Landtagssi­tzung dort liegen. Das Plenum tagt aber erst nach der Landtagswa­hl. Und diese Abgeordnet­en sind nicht mehr zuständig für das Vorgänger-Parlament. Die Mandatsver­zichte werden in den Weiten des Archivs abgelegt. Unerledigt. Die niedersäch­sische Lösung eines kniffligen Problems.

Unabhängig von juristisch­en Spitzfindi­gkeiten tagt der Landtag am Mittwoch und Donnerstag zum voraussich­tlich letzten Mal in dieser Legislatur­periode. Zeit zum Abschied nehmen, für Erinnerung­en und Anekdoten. Mindestens ein Drittel der Grünen-Fraktion kehrt in keinem Fall zurück. Das Rotationsp­rinzip sorgt für den Wechsel.

Ansonsten arbeiten die Abgeordnet­en eher Unstrittig­es ab. Darunter viele Beschlüsse, um Fristen im Interesse des Landes zu wahren oder einen von allen gewünschte­n Grundstück­sverkauf auf Norderney abzuwickel­n. Streit steht aber auch ins Hohe Haus. Rot/Grün will das Gleichstel­lungsgeset­z ins Plenum bringen. Gespannt warten SPD und Grüne, wie sich dabei die Grünen-Überläufer­in Elke Twesten verhält, die vor Wochen zur CDU-Fraktion wechselte. Sie hat immer betont, wie sehr ihr dieses Projekt am Herzen liegt. Eine namentlich­e Abstimmung könnte Klarheit schaffen.

Auch CDU und FDP haben gute Chancen, Rot/Grün zu ärgern. Der Untersuchu­ngsausschu­ss zu Vergabe-Fehlern der Regierung tagt weiter. Mehrere Staatssekr­etäre müssen als Zeugen aussagen.

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DPA-BILD: STEIN

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