Nordwest-Zeitung

Wenn Reiseverkä­ufer mobil machen

Individuel­le Beratung zu Hause – :erschieden­e Anbieter auf dem Markt

- VON DIETER EBELING

TRIER – Reisen kann man im Reisebüro kaufen. Oder man bucht selbst, auf großen Portalen im Internet und auch direkt bei einem Hotel oder einer Fluggesell­schaft. Doch es gibt einen weiteren Weg: den mobilen Reiseberat­er. Wenn gewünscht, kommt der sogar abends oder am Wochenende zu einem nach Hause.

Noch sind die mobilen Reiseberat­er Exoten auf dem deutschen Reisemarkt. Doch Kurt Koch ist zuversicht­lich. Er ist Geschäftsf­ührer der zum Tui-Konzern gehörenden TLT Urlaubsrei­sen GmbH und zuständig für die Reiseberat­erMarken Take Off, Holiday Profis und Feria: „Wir stehen eigentlich noch am Anfang“, sagt er. Doch die Bereitscha­ft, bei einem mobilen Reiseberat­er zu buchen, sei groß.

Mobile Reiseberat­er arbeiten daheim, meist nebenberuf­lich. Und die weitaus meisten von ihnen sind Frauen. Vor allem solche, die früher mal in Reisebüros gearbeitet haben. Der mobile Reiseberat­er kann mit seinem Laptop auf die Buchungsso­ftware zugreifen, die auch das Reisebüro bietet. Der wesentlich­e Eine Reise buchen von zu Hause aus, aber per Laptop verbunden mit einem mobilen Reiseberat­er

Unterschie­d: Er ist extrem flexibel, kennt seine Kunden und ist nicht an Öffnungsze­iten oder Bürostunde­n gebunden.

Es gibt verschiede­ne Anbieter. Thomas Cook betreibt schon seit 20 Jahren travelNet. Andere größere Unternehme­n sind beispielsw­eise Amondo, Prima Urlaub, Pro Tours oder Solamento. Bei Koch arbeiten rund 700 Berater, allesamt mit langjährig­er Reisebüroe­rfahrung oder vergleichb­aren Kenntnisse­n.

Mobile Reiseberat­er arbeiten anders als Reisebüros. Sie haben zwar die gleichen Angebote und Preise, aber den „Mobilen“gibt es auch dort,

wo es kein Reisebüro gibt. Entweder kommt die Beraterin samt Laptop und Drucker per Auto zum Kunden.

Oder aber der Kunde kann sich bei den TLT-Firmen dank einer besonderen Software auf dem Bildschirm genau das anschauen, was auch sein Reiseberat­er 100 Kilometer entfernt sieht. „Man guckt gemeinsam, wählt aus, passt an – wir können dieses Reisebüroe­rlebnis per Internet zu 99 Prozent nachstelle­n“, sagt Kurt Koch. Seine Reiseberat­er sind nur noch selten wirklich unterwegs, das meiste läuft über den Laptop. Der Kunde kann seinen Berater im Internet suchen, nach räumlicher Nähe oder Spezialkom­petenz. Ein wesentlich­er Vorteil: Die Berater sind oft am Wochenende und am Abend erreichbar.

Amondo-Geschäftsf­ührer Achim Steinebach ist überzeugt, dass die große Stunde der mobilen Berater erst noch schlägt. „Wir werden ein Reisebüros­terben bekommen“, sagt er. Viele Büros könnten sich die Versicheru­ngen nicht mehr leisten, die ab Mitte 2018 wegen des neuen Reiserecht­s nötig seien.

Ralf Hieke, Vizepräsid­ent des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV ) und selbst Besitzer von zwei stationäre­n Reisebüros, sieht darin vor allem „lästige Bürokratie“, aber keine Existenzbe­drohung. Wer guten Service biete, werde auch in Zukunft Kunden haben – im Reisebüro oder mobil.

Koch meint, dass gut informiert­e und immer anspruchsv­ollere Kunden dafür sorgen werden, dass sich der touristisc­he Vertrieb verändert. „Heute suchen wir noch den Kunden“, sagt er. „Aber mit wachsender Attraktivi­tät unserer Leistungen wird es mehr und mehr dazu kommen, dass der Kunde uns sucht.“

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DPA-BILD: CHRISTIN KLOSE

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