Nordwest-Zeitung

Kur+en strömen zu Referen+um

Türken drohen mit militärisc­her Interventi­on

- VON JAN KUHLMANN

Die Türkei, Syrien und der Iran wollen einen Kurdenstaa­t unbedingt verhindern. Doch im Nordirak lassen sich die Menschen nicht beirren.

ERBIL – Trotz scharfer internatio­naler Kritik haben die Kurden im Nordirak in einem historisch­en Referendum über ihre Unabhängig­keit abgestimmt. Unter den mehr als fünf Millionen Wahlberech­tigten zeichnete sich am Montag eine hohe Wahlbeteil­igung ab. Vor den Wahllokale­n bildeten sich teilweise lange Schlangen. Es wird mit einer großen Mehrheit für die Abspaltung vom Irak gerechnet. Die Abstimmung ist jedoch rechtlich nicht bindend.

Gegen das Referendum gibt es allerdings starken Widerstand. Iraks Zentralreg­ierung erklärte, es sei nicht verfassung­sgemäß. Vize-Präsident Nuri al-Maliki sagte vor Anhängern, „das Referendum sei eine Kriegserkl­ärung an die Einheit des irakischen Volks“. Der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan drohte der kurdischen Führung, den Ölhahn zu schließen. „Das Ventil ist bei uns. Sobald wir das Ventil abdrehen, ist es auch damit vorbei“, sagte er in Istanbul. Die Kurden im Nordirak exportiere­n ihr Öl über die Türkei. Erdogan drohte außerdem mit einer militärisc­hen Interventi­on im Nordirak nach dem Vorbild des türkischen Einmarsche­s in Syrien.

Der türkische Präsident nannte das Referendum „null und nichtig“. Der kurdische Ministerpr­äsident Nedschirva­n Barsani erklärte hingegen, die Türkei habe in der Region keinen besseren Freund als die Kurden im Irak.

Der Nachbar Iran schloss nach dem Luftraum nach offizielle­n Angaben auch die Landgrenze zu den KurdenGebi­eten. Allerdings gab es am Montag unterschie­dliche Berichte dazu, ob ein Grenzüberg­ang weiterhin geöffnet blieb. Die Türkei und der Iran fürchten Auswirkung­en auf die Autonomieb­estrebunge­n ihrer eigenen kurdischen Minderheit­en.

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