Nordwest-Zeitung

Investitio­nen

- VON REINER HOFFMANN

Dieses Wahlergebn­is ist erschütter­nd, im wahrsten Sinne des Wortes. Und die Parteien, allen voran CDU und SPD, die sensatione­ll schlechte Ergebnisse bekommen haben, sollten sich erschütter­n lassen und sich bewegen – hin zu den Wählerinne­n und Wählern: Das ist die Chance und die Aufgabe, die Themen anzupacken, die im Wahlkampf viel zu schwach und mutlos kommunizie­rt wurden. Die Ansage von Angela Merkel, es gehe uns gut, wir machen so weiter, ist nicht aufgegange­n. Die Parteien müssen die Sorgen und Interessen der Wählerinne­n und Wähler aufnehmen. Die Abwahl der Großen Koalition zeigt, dass es an einer konsequent­en Umsetzung sozialer Konzepte gemangelt hat. Der offenbare Rechtsruck ist nicht der Ruf nach mehr Liberalisi­erung und mehr Spaltung, sondern der Ruf nach mehr sozialem Zusammenha­lt und nach Ordnung und Sicherheit – Ordnung auf dem Arbeitsmar­kt, Sicherheit mit dem Blick auf die Zukunft, Sicherheit, dass dieses starke und reiche Land durch Herausford­erungen und Krisen steuern kann und sich nicht ängstlich treiben lässt. Millionen Menschen in prekärer Beschäftig­ung erwarten, dass für sie Perspektiv­en aus ihrer Lage aufgezeigt werden, bei Minijobs, bei Teilzeit, bei Leiharbeit, bei Befristung­en. Die Menschen erwarten Konzepte statt Kommission­en für bessere Renten gegen die Altersarmu­t, sie erwarten sichtbare Investitio­nen in Infrastruk­tur statt bröckelnde Straßen und Investitio­nen in Bildung statt Lehrer im Massen-Burn-Out. Soziale Gerechtigk­eit ist das Thema angesichts von Herausford­erungen wie Digitalisi­erung, Globalisie­rung und demografis­cher Entwicklun­g. Wie können gute Arbeit und ein gelingende­s Leben in Zeiten großer Veränderun­gen gestaltet werden? Das muss die kommende, stabile Regierung beantworte­n.

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