Nordwest-Zeitung

CDU, FDP und Grüne tasten sich vor

Jamaika auch in Niedersach­sen nicht ausgeschlo­ssen – SPD set/t unverdross­en auf Weil

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die AfD verspricht eine noch „härtere“Gangart. Die Linke gibt sich bescheiden.

HANNOVER – Eas sind schon Worte. „Eine Koalition mit den Grünen in Niedersach­sen ist ausgeschlo­ssen“, lässt CDU-Chef Bernd Althusmann seine soziale Gemeinde am 7. August um 18.53 Uhr im Internet wissen. Dahinter folgt ein Ausrufezei­chen. Irrtum ausgeschlo­ssen. Nach den herben CDU-Verlusten bei der Bundestags­wahl klingt’s plötzlich ganz anders – mit Blick auf die Landtagswa­hl in drei Wochen. Die CDU dürfe die Tür zu den Grünen „nicht zuschlagen“, befindet CDUGeneral­sekretär Ulf Thiele: „Auch wenn die Schnittmen­gen gering sind.“„Parteien müssen gesprächsb­ereit sein“, formuliert Thiele unter dem Eindruck eines sich anbahnende­n Jamaika-Bündnisses von Union, FDP und Grünen in Berlin. Ein Bündnis mit Linken und AfD schließt Thiele kategorisc­h aus.

Das Wort „Jamaika“meidet die CDU Niedersach­sen noch, die eher von einem schwarzgel­ben Bündnis oder einer Großen Koalition unter Führung der Union träumt. Die SPD nennt Thiele „verantwort­ungslos“, weil sie sich einer Großen Koalition in Berlin verweigert „und sich in den Schmollwin­kel zurückzieh­t“. Heimlich plane die SPD ein rot-rot-grünes Bündnis. Die CDU werden in den nächsten Wochen das Chaos in den Schulen anprangern, die fehlende

Innere Sicherheit und die schlechte Verkehrsla­ge.

FDP-Generalsek­retär Gero Hocker, der sich über ein Ergebnis von 9,3 Prozent in Niedersach­sen freut, sieht mit den Grünen derzeit noch „extrem geringe Übereinsti­mmungen“. Von Niedersach­sen aus werden Spitzenkan­didat Christian Dürr und FDP-Landeschef Stefan Birkner die Jamaika-Verhandlun­gen auf Bundeseben begleiten. Für Niedersach­sen schließt Hocker eine Ampel aus. Vor jeder Koalitions­aussage wollen die Liberalen sich bis zum 15. Oktober auf den Wahlkampf konzentrie­ren und „die Steilvorla­ge“aus Berlin nutzen.

Laut Grünen-Fraktionsc­hefin Anja Piel sind für Niedersach­sen Jamaika und Ampel „auch drin“. Die Grünen seien nach der Landtagswa­hl „bereit zu Gesprächen“von der Linken bis zur CDU – „außer mit der AfD“, die Piel für eine „Politik der Provokatio­n und Hetze“verantwort­lich macht. Aber auch die CDU kritisiert Piel für eine „Politik des Angstmache­ns“. Sollte es bei den Grünen eine Urabstimmu­ng zu einer Koalition geben, „dann wird die Abstimmung sehr sachlich ausfallen“, verspricht Piel.

SPD-Generalsek­retär Detlef Tanke kann der „schweren Niederlage“für die SPD nur einen positiven Punkt erkennen: Die SPD in Niedersach­sen hat bundesweit noch am besten abgeschnit­ten. Und daran will die SPD mit Ministerpr­äsident Stephan Weil anknüpfen. „Wir sind geschlosse­n und werden einen intensiven Wahlkampf machen“, verspricht Tanke, der über Koalitione­n „nicht vor dem 15. Oktober“reden will. „Aber die Mehrheit der SPD kann sich eine Große Koaltion mit der CDU nicht vorstellen.“

Kein Interessen an einer Koalition zeigt AfD-Landeschef Armin Paul Hampel, der in den Bundestag gewählt wurde. „Es wird härter weitergehe­n,“verspricht Hampel für den Landtagswa­hlkampf. „Hier muss sich viel ändern“, sagt Hampel weiter, der sich dagegen wehrt, dass die AfD eine Ein-Themen-Partei sei. „Aber die Flüchtling­sfrage brennt den Bürgern auf den Nägeln“, setzt der AfD-Chef hinzu, der das Wahlziel am 15. Oktober bei neun Prozent festmacht.

Die Linke kommt bescheiden­er daher. Die 6,9 Prozent seien bereits „gigantisch“, freut sich Landeschef­in Anja Stoeck. Über Koalitione­n will sie nicht reden. Die Linke sei aber „bereit für Gespräche“.

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DPA-BILD: HOLLEMANN Armin (AfD) Paul Hampel
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DPA-BILD: HOLLEMANN Ulf Thiele (CDU)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Detlef Tanke (SPD)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Anja Piel (Grüne)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Gero Hocker (FDP)
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DPA-BILD: HOLLEMANN Anja Stoeck (Linke)

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