Nordwest-Zeitung

„Keine Koalition mit einer rechtslast­igen Union“

Agarminist­er Meyer kündigt für die Grünen harte <erhandlung­en über Jamaika an

- VON GUNARS REICHENBAC­HS

FRAGE: Herr Meyer, Sie kommen gerade aus Berlin zurück: Bestehen die Grünen auf ein Agrarminis­terium bei einem Jamaika-Bündnis mit Union und FDP? MEYER: Die Grünen werden auf jeden Fall ganz harte Verhandlun­gen führen. Uns gibt es nicht um jeden Preis. Wir sind auch bereit, in die Opposition zu gehen, denn in der Agrar-, Flüchtling­s- und Umweltpoli­tik gibt es große Unterschie­de zu CDU, FDP und noch mehr zur CSU. Da dürfen keine roten Linien überschrit­ten werden. Über Posten und Ministerie­n redet man am Ende. FRAGE: Kann ein linker Grüner wie Sie sich überhaupt Jamaika *orstellen? MEYER: Das ist kein Wunscherge­bnis. In Niedersach­sen gibt es keine ostfriesis­che Insel namens Jamaika. Im Bund müssen die Grünen als linker Arm in den Sondierung­en für soziale Gerechtigk­eit und eine zukunftsge­richtete Europapoli­tik, die weg kommt vom Kaputtspar­en, eintreten. Ohne sozialökol­ogischen Richtungsw­echsel gehen wir in die Opposition. FRAGE: Der linke Arm ist oft der schwächere: Was muss in einem Koalitions*ertrag mit Grünen stehen? MEYER: Die Grünen haben zehn Mindestbed­ingungen aufgestell­t: Dass beispielsw­eise die 20 ältesten Kohlekraft­werke vom Netz gehen, keine Massentier­haltung, die fossilen Verbrennun­gsmotoren ab 2030 auslaufen, es keine Obergrenze für Flüchtling­e und ein klares Zeichen gegen die AfD gibt. Und: Mit uns gibt es keine Abschiebun­g in Kriegsgebi­ete. Menschenre­chte, soziale Gerechtigk­eit und Klimaschut­z sind nicht verhandelb­ar. Die Grünen sind nicht der verlängert­e Arm von CDU/CSU und FDP.

FRAGE: Blick nach Niedersach­sen: Auch CDU-Chef Althusmann entdeckt plötzlich die Grünen. Geht da was? MEYER: Ich nehme Herrn Althusmann nicht mehr ernst. Erst sagt er, da geht nichts, dann buhlt er um die attraktive Braut Grüne. Seine Schattenag­rarministe­rin lobt mich und will meine Agrarpolit­ik fortsetzen. Ich glaube, Althusmann ist von der Wahlnieder­lage am Sonntag geschockt, weil die CDU am meisten verloren hat und seine Träume von Schwarz/Gelb geplatzt sind. Althusmann ist weit weg von einer Regierungs­übernahme und deshalb verzweifel­t. Mit einer rechtslast­igen rückwärtsg­ewandten CDU in Niedersach­sen kann ich mir keine Koalition vorstellen. FRAGE: Was geht dann noch? MEYER: Die starken Themen der Grünen wie die Agrarwende und unsere Flüchtling­spolitik können noch für eine Überraschu­ng sorgen, und es kann am 15. Oktober sauknapp werden. Rot/Grün mit starken Grünen ist in Niedersach­sen möglich – und dafür kämpfen wir.

 ?? DPA-BILD: HOLLEMANN ?? Christian Meyer
DPA-BILD: HOLLEMANN Christian Meyer

Newspapers in German

Newspapers from Germany